"Mother!": Dem Chaos dieser Welt entkommt man nicht

14.9.2017, 09:00 Uhr

© Paramount

Unter der Bettdecke erwacht zu Beginn des Films eine Frau (Jennifer Lawrence). "Liebling?" ruft sie und macht sich auf die Suche nach ihrem Mann. Die Handkamera bleibt ihr dicht auf den Fersen, so wie sie es in den nächsten zwei Kinostunden tun wird. Von hinten umarmt sie plötzlich ihr Mann (Javier Bardem). "Du hast mich erschreckt" sagt sie, und mit diesen ersten Dialogzeilen sind schon zwei wichtige Pole in Aronofskys "Mother!" benannt: Liebe und Schrecken werden sich in diesem Haus auf bizarre Weise verbinden.

Gleichzeitig bettet sich der Film mit dieser Anfangssequenz ins Horrorgenre ein, dessen historische Meisterwerke "Rosemary’s Baby" und "Shining" hier sichtbar Pate gestanden haben. Er ist ein berühmter Schriftsteller, der unter einer lästigen Schreibblockade leidet. Sie ist um einiges jünger und widmet sich neben ihrem dysfunktionalen Musendasein der Rekonstruktion des viktorianischen Hauses mitten im Niemandsland. Die heimische Zweisamkeit wird durch einen Fremden (Ed Harris) gestört, der sich bei den beiden einquartiert. Die Situation eskaliert, als nach dessen Frau (Michelle Pfeiffer) auch die beiden Söhne vorstellig werden, der eine den anderen im Streit erschlägt und schließlich die ganze Beerdigungsgesellschaft anrückt...

Spätestens mit dem Brudermord wird klar, dass Aronofskys allegorische Erzählung nicht nur mit Versatzstücken des Horrorgenres spielt, sondern sich auch durch das alte Testament arbeitet. Ein "Paradies" wolle sie schaffen, sagt die Hausherrin zu Beginn. Doch wo der Garten Eden, Adam und Eva sind, ist der Sündenfall nicht weit und der Weg zur Apokalypse geebnet.

Die Hölle bricht aus

Am Ende stürmen die Fans des Poeten das Haus und um die hochschwangere Titelfigur bricht ein Hölle aus, die die Bilder von Hieronymus Bosch wie naive Malerei aussehen lassen. Hysterische Plünderer, aufständische Demonstranten, bewaffnetes Militär nehmen das Heim in Besitz und veranschaulichen eine, aber längst nicht die einzige Botschaft des Films: Egal wie weit wir uns in privates Glück zurückziehen wollen, dem Chaos dieser Welt kann man nicht entkommen.

Aber letztendlich lässt sich dieses allegorisch verbrämte Horror-Spektakel nicht dechiffrieren, das eine eher verstörende als inspirierende Wirkung entfaltet und sich in seiner künstlerischen Pose allzu wichtig nimmt. (USA/121 Min.)

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