"Planet der Affen": Epos mit philosophischem Gehalt

3.8.2017, 09:00 Uhr

© Fox

Aber noch nie dürfte sich das Publikum den Tieren so nahe gefühlt haben wie im neuen Sequel "Survival".

Dass die Identifikation so gut funktioniert, liegt zum einen an der weiteren technischen Perfektionierung, mit der die Affenfiguren humanisiert werden können. Zum anderen an der Entscheidung, "Planet der Affen: Survival" komplett aus der Perspektive derTiere zu erzählen. Und das klappt nicht nur punktuell, sondern über zwei Kinostunden lang auf ebenso berührende wie erhellende Weise.

Im Mittelpunkt des Filmes steht als charismatischer Held der Schimpanse Caesar (Andy Serkis), der sich als besonnener Führer in einer deutlich verschärften Konfliktsituation bewähren muss. Der Virus, der den Primaten einen Evolutionsfortschritt gebracht hat, ist für die Menschheit lebensbedrohlich.

Rache des Primaten

Unter der Führung eines gefürchteten Colonels (Woody Harrelson) haben sich Einheiten der US-Armee der Ausrottung der Affen verschrieben. Als der Colonel bei einem Überfall Caesars Frau und Sohn ermordet, lässt der Affenführer sein Volk alleine ins Exil losziehen, um Rache zu nehmen. Am Militärstützpunkt angekommen, müssen Caesar und seine Getreuen feststellen, dass die Menschen ihr Volk in einem Konzentrationslager interniert haben.

In "Survival" arbeitet Regisseur Matt Reeves mit starken Analogien auf die düstersten Kapitel der Menschheitsgeschichte: Bilder des Holocaust, der amerikanischen Sklaverei und des Genozids an den "Native Americans" werden hier ebenso zitiert wie die Filmgeschichte — von Western-Motiven über Monumentalfilm-Klassiker wie "Die zehn Gebote" bis hin zu Kriegsfilmen à la "Apocalypse Now". Das alles kommt erstaunlich unprätentiös daher. Nahtlos verbindet Reeves die Ansprüche eines modernen Kino-Epos mit einem philosophischen Subtext, der mit überzeugender Klarheit so einige Grundsatzfragen der menschlichen Existenz ausformuliert.

Im Kern geht es in der Geschichte um den ewigen Kampf zwischen Verstand und Emotion. Wenn der Colonel zu seinem Bösewicht-Dialog ausholt, hebelt Woody Harrelson alle Stereotypen aus, weil er sein grausames Tun auf rationale Weise erklärt. Der Diskurs, den er mit Caesar mitten im herannahenden Kriegsgemetzel führt, ist eine differenzierte Gratwanderung zwischen Hassgefühlen und gegenseitigem Verständnis.

So wie der Film von den Zuschauern einfordert, sich in eine andere Spezies hineinzuversetzen, drängt er auch seine Figuren immer wieder in empathische Situationen, in denen sie das eigene Sein mit den Interessen und Gefühlen des Gegners abgleichen müssen. In Zeiten, in denen nationale Egozentrik zur Staatsdoktrin erhoben wird, ist das sicher nicht die schlechteste Haltung für einen Blockbuster-Film, der großes, intelligentes Unterhaltungskino bietet und zynische Krachmacher wie "Transformers" auf die Plätze verweist. (USA/140 Min.)

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