"Rewind": Ermittlungen mit Zeitmaschine

11.5.2018, 09:00 Uhr
Kommissar Richard Lenders (Alex Brendemühl) ermittelt in einem ungewöhnlichen Mordfall.

© Martin Valentin Menke/Real Fiction Kommissar Richard Lenders (Alex Brendemühl) ermittelt in einem ungewöhnlichen Mordfall.

Die putzige Bebilderung des bekannten Spruchs, dass ein Schmetterling in Köln das Umfallen eines Reissacks in Peking bewirken kann, wird rasch bitter: Die Ehefrau Beatrice (Idil Üner) von Kommissar Richard Lenders (Alex Brendemühl) ist wegen des Schmetterlings früher in der Bank und wird bei einem Überfall erschossen. Das Weltbild des harten Hundes Lenders ist erschüttert, zumal auch sein junger Kollege bei der versuchten Festnahme eines vermeintlichen Serienkillers getötet wird. Man beginnt, auf einen Gegner aus einer sehr, sehr bösen Welt zu tippen...

Regisseur Sievers und sein dramaturgischer Berater Dominik Graf, beide verantwortlich auch für die auf der Berlinale präsentierten Dokumentationen "Offene Wunde deutscher Film" und "Verfluchte Liebe deutscher Film", ziehen alle Register, um dem Krimi- wie dem Sience-Fiction-Genre kompatible Ideen abzutrotzen. Beim ersten Opfer des Serientäters wird ein Chip unter der Haut gefunden, der nur von Spitzen-Nerds aus der Teilchenphysik entschlüsselt werden kann, hochkomplex und militärischen Ursprungs vermutlich. Mit beziehungsreichen Schnitten und Bildgestaltungstricks wird die Vertracktheit einer Zeitreise mit Einsteins Unschärferelation und Schrödingers Katze eingeführt, bis Lenders in die Vergangenheit gebeamt werden kann, um so einiges in Ordnung zu bringen.

In der Zwischenzeit wirft das Hirn des Zuschauers Blasen bei dem Versuch, Ursache und Wirkung beim Hüpfen in der Zeit mit dem Geschehen auf der Leinwand zu verknüpfen. Nicht wirklich spannend, eher enervierend wie bei einem überkonstruierten "Tatort": Nur die traurige Jazztrompete erinnert bisweilen an Dominik Grafs großes Genre-Vorbild Jean-Pierre Melville. Viel zu viel des Wohlbedachten und Gutgemeinten. (D/106 Min.)

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