"Schneemann": Mördersuche in der Kälte

19.10.2017, 08:00 Uhr

© Universal

Das ursächliche Kindheitstrauma für die Jahre später einsetzende Mordserie an jungen Müttern gibt das erste Rätsel auf. In der norwegischen Schnee-Einöde vergangener Tage veranstaltet ein grimmiger Polizist einen Geschichtstest mit einem etwa zwölfjährigen Jungen. Die Mutter sitzt verängstigt dabei, lässt sich anschließend von dem Grobian beschlafen und ertränkt sich im Auto, wobei sich der Junge gerade noch retten kann.

Schnitt auf den Ermittlerstar der Osloer Polizei, Harry Hole (Michael Fassbender), der mit Schnapsflasche im verschneiten Freien und in der Jetztzeit erwacht und nach den üblichen Ermahnungen im Büro mit der neuen Kollegin Katerine (Rebecca Ferguson) zum Heim der ersten Verschwundenen braust. Der hässliche Schneemann davor wird fortan das Signet des Serienkillers, der seine Opfer betäubt und an offenbar bedeutsamen Stellen des Körpers durchtrennt. Auch Harry Hole kriegt gleich einen Brief von ihm, auch in seinem Umfeld gibt es wohl eine junge Mutter, der eine solche Bestrafung bevorsteht. Jäger und Gejagter fühlen sich voneinander herausgefordert.

Unveränderliches Kennzeichen dieser Art von Genre-Thrillern ist ein schludrig gezimmerter Plot, in diesem Fall psychologisch kaum nachvollziehbar, der sich mit allerlei Garnierung aus verwirrenden Nebenhandlungen die Aura von Komplexität zu erschwindeln versucht. Für Regisseur Tomas Alfredson ist das Verlockung genug, um mit einem Staraufgebot aus Fassbender (dem man den Säufer nicht abnimmt), einem grotesk maskierten Val Klimer, Charlotte Gainsbourg und Sofia Helin die Ermittlungssackgassen üppig zu illustrieren.

Die Drehorte sind beeindruckend, die Landschaft beängstigend und die Leichen haarsträubend verstümmelt. Hinweise auf den Täter gibt es dabei allerdings nicht, außer man denkt darüber nach, wer eigentlich noch übrig bleibt bei all den schon Vorgeführten.

Gegen Ende der zwei Kinostunden wird der Schneemann endlich aus dem Hut gezaubert und man ist perplex: Für ein nachvollziehbares Motiv hat es auch bei Alfredsons routiniertem Script-Team nicht gereicht. (GB/USA/S/125 Min.)

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