Freud und Leid eines Schaustellers

17.3.2015, 17:09 Uhr
Freud und Leid eines Schaustellers

© Privat

Schausteller haben es heutzutage nicht leicht mit ihrem Geschäft. Wenn dann noch der ein oder andere Schicksalsschlag dazu kommt, kann es einen ganz schön beuteln. Jürgen Wild weiß ein Lied davon zu singen. Ihm brannte im Dezember 2014 sein Wohnwagen komplett nieder. Dennoch will er mit guter Laune in die neue Saison starten. Immerhin hat er dank einer von Freunden heimlich veranstalteten Spendensammlung viel Rückhalt erfahren. Ein Kurzschluss im Kühlschrank soll den Wohnwagen-Brand damals ausgelöst haben, erzählt Schausteller Wild. Trotz Feuerwehreinsatzes war das gute Stück am Ende nur mehr Totalschaden.

Heimliche Hilfe von Freunden

Für Wild eine Katastrophe. Schließlich war der Wohnwagen sein rollendes Zuhause - an Bord gab es eine Wasch- und Spülmaschine, ein Bad, einen Wohn- und Schlafbereich sowie ein komplett eingerichtetes Büro samt Computer. Alles kaputt. "Und wir hatten vergangenes Jahr noch einiges neu gemacht", erinnert sich Wild. Wie es jetzt weitergehen soll, weiß der Schausteller noch nicht. Einen neuen Wohnwagen kann er sich jedenfalls nicht leisten. Geld von der Versicherung gab es auch nicht. Die hatte Wild, der mit seinem Süßwarenwagen und Kinderkarussell vorwiegend auf kleinen und damit wenig lukrativen Dorfkirchweihen unterwegs ist, vergangenes Jahr nämlich gekündigt, um Kosten zu sparen.

Damit wurde das finanzielle Desaster noch größer. Was Jürgen Wild und seine Frau nicht wussten: Freunde haben nach dem Wohnwagen-Brand heimlich Spenden für sie gesammelt. 2.500 Euro kamen so zusammen. "Ich hab das Geld bis heute nicht angerührt", erzählt Wild noch immer ganz gerührt von der Aktion. "Dass es Leute gibt, die so an uns glauben und sich Gedanken um uns machen - das war unser größtes Geschenk."

Schausteller mit Leib und Seele

An Pfingsten will der Hersbrucker Schausteller wieder loslegen und auf der Kirwa in Alfalter in die neue Saison starten, wenn auch ohne Wohnwagen. Denn dafür hat er im Moment keinen Cent übrig. Mittlerweile steht Wild nämlich schon vor dem nächsten Problem: Sein Unimog, mit dem er Karussell und Süßwarenwagen zu den einzelnen Festen zieht, muss in die Werkstatt. Der Kostenvoranschlag, um das Gefährt wieder herzurichten und durch den TÜV zu bringen: 5.000 Euro. Doch ohne Unimog keine Auftritte auf Festen und Kirchweihen.

Auch dort will das Geld erst einmal verdient sein. Standgebühren (der Markt Plech verlange als einziger Ort in der Gegend keine), Strom- und Personalkosten - das müsse hereingewirtschaftet werden, so Wild. Kein Wunder, dass viele Schausteller keine kleinen Dorfkirchweihen mehr ansteuern. Wild aber tut es - mit Leib und Seele. In Engelthal lässt er zum Beispiel die Kindergartenkinder, die dort den Baum austanzen, eine kostenlose Runde auf seinem Karussell drehen. Die Jungs und Mädels bedanken sich jedes Mal mit leuchtenden Augen und einem kleinen Geschenk. Aber wie lange können kleine Schausteller so noch überleben? "Wir sind wie Tante Emma Läden, die langsam aussterben", sagt Wild. "Und irgendwann sind wir dann ganz weg."

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