Funkelndes Herbstgespinst

25.9.2017, 19:05 Uhr
Funkelndes Herbstgespinst

© Foto: Timm Kölln

Symphoniker-Intendant Lucius Hemmer erwähnte bei der Begrüßung das 20-jährige Jubiläum der Städtepartnerschaft. Die im Dezember geplante Tournee führt das Nürnberger Orchester denn auch nach Shanghai, Peking und Shenzhen und steht schon unter Leitung des designierten Chefdirigenten Kahchun Wong.

Zunächst setzte noch der Gast am Pult Akzente: Zum Auftakt verlässt sich Daye Lin auf den furiosen Klangfarbenzauber von Michail Glinka in desen "Ruslan und Ludmilla"-Ouvertüre. Ein pralles, folkloristisches Panorama zaubert er da: Einerseits fußend auf reichlich robuster Dynamik und hitzigen Tempi, andererseits mit ausgestreckten Fingerspitzen für subkutanen Spannungsaufbau und großzügige Spannungsbögen.

An Grenzen stieß der elegante Dramaturg beim anschließenden Violinkonzert Sir William Waltons, des seit Ende der 1940er vorzugsweise in seiner Villa auf Ischia komponierenden Briten. Zu fein ziseliert, obertonreich und auch ein wenig gläsern wirkte im kaum stattfindenden Austausch das Klangbild und die hochkultivierte Phrasierung der Solistin Viviane Hagner, die als versierte Kammermusikerin mit Pianist Jonathan Gilad und dem Cellisten Daniel Müller-Schott erfolgreich ist und seit vier Jahren an der Mannheimer Musikhochschule lehrt.

Das zwischen den Welten schwebende Andante tranquillo gelingt ihr hinreißend: Frostige Kantilenen locken da wie ein hauchzartes, funkelndes Herbstgespinst. Im folgenden vermisst man richtungsweisende Akzente im sich mehr und mehr entfremdenden Dialog zwischen Orchester und Solistin. Da will der Funke nicht überspringen zwischen dem Dirigenten und der auf glockenhelle Transparenz und Detailreichtum geeichten Interpretin.

Nach der Pause begeisterte Daye Lin mit Tschaikowskys Vierter — konturenreich, mit eleganten Melodiebögen und packendem Spannungsaufbau von der ersten Schicksalsfanfare bis zum schäumenden Finalsatz.

Nächstes Symphoniker-Konzert: 7. Oktober, Christian Lindberg interpretiert sein Posaunenkonzert "Golden Eagle"; Karten: Tel. 09 11 / 4 74 01 54.

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