Fürth kämpft sich in die erste Reihe vor

1.1.2012, 10:00 Uhr
Fürth kämpft sich in die erste Reihe vor

© Hans-Joachim Winckler

Es ist noch nicht so lange her, da wäre man mindestens milde belächelt worden, im Härtefall als hoffnungsloser Phantast gescholten worden, hätte man diesen Standpunkt öffentlich vertreten: Fürth kann sich in den kommenden Jahren zu der „Boomtown“, zur aufstrebenden und bei Zuzüglern begehrtesten Stadt im Ballungsraum entwickeln.

Heute lächeln darüber nur noch hartnäckige Neider, heute gehen die Meinungen eher darüber auseinander, wie lange die Kleeblattstadt noch braucht, um zu voller Blüte zu gelangen. Die Entwicklung hat Fahrt aufgenommen, und das Tempo nimmt zu.

Schon jetzt wird an allen Ecken und Enden Fürths neuer Wohnraum geschaffen, auffällig oft handelt es sich um qualitativ hochwertige Quartiere für Mittelschicht und Besserverdienende.

Waren es zunächst nur die üppig bemessenen Kasernenflächen der US-Armee, die mit schicken Lofts, großzügigen Maisonette-Wohnungen und kleineren wie größeren Stadthäusern gefüllt wurden, so hat der Trend längst Stadtteile erfasst, die man zuvor für gänzlich ungeeignet gehalten hätte: die „alte“ Südstadt oder die westliche Innenstadt etwa. Viertel, die in weiten Teilen als vernachlässigt galten, vorwiegend bewohnt von Ärmeren.

Erstaunlicher Zuwachs

Nun stoßen die Investoren in jede Baulücke vor und möbeln marode Altbausubstanz auf. Nicht umsonst hat die Stadt einen erstaunlichen und kontinuierlichen Bevölkerungszuwachs zu verzeichnen: 115.480 Menschen lebten Mitte 2011 in Fürth, erstmals seit 18 Jahren übrigens mehr als im Landkreis — ein deutliches Zeichen dafür, dass die Attraktivität auch für jene zugenommen hat, die einst des Häuschens wegen aufs Land flüchteten. Die Stadt hat dank verbesserter Infrastruktur und eines mit viel Fördermitteln aufgepeppten Erscheinungsbilds wieder an Ansehen gewonnen.

So zügig geht die Entwicklung vonstatten, dass erste Skeptiker auf den Plan treten; sie warnen davor, dass die Mieten in Fürth steigen, dass sozial Schwächere, von denen es in Fürth nach wie vor reichlich gibt, weichen müssen. In der Tat muss das Rathaus diesen Aspekt scharf im Auge behalten — bei aller berechtigten Freude darüber, dass die Stadt ihr lange Jahre währendes Image einer „grauen Maus“ abgelegt hat.

Wer die Fürther City erkundet, kann freilich noch immer einen ganz anderen Eindruck bekommen: Er sieht ein tristes und verlassenes Bahnhofsgebäude, das die DB fahrlässigerweise links liegen lässt, und flaniert an teils leerstehenden Immobilien vorbei durch eine Fußgängerzone, deren Ladenstruktur, insbesondere im Vergleich mit den Nachbarstädten, gravierende Lücken hat. Doch auch hier sind wenigstens die Weichen gestellt, selbst wenn einige Geduld nötig ist: Bis zum Jahr 2014 soll an prominentester Stelle, nahe der Fürther Freiheit, ein Einkaufsschwerpunkt mit neuen Geschäften entstehen; ein vom Stadtrat einvernehmlich gewählter Investor hat die nötigen Grundstücke erworben und befindet sich bereits mitten in der Planung.

Und im City-Center, dem einen Steinwurf entfernten, 26 Jahre alten Einkaufstempel, besteht Hoffnung auf die längst überfällige Modernisierung.



Immer vorausgesetzt, es bleibt nicht – wie in der Vergangenheit leider zu oft – bei bloßen Hirngespinsten, dürfte binnen der nächsten Jahre also auch das Zentrum konkurrenzfähig werden, mit der Entwicklung der Stadt Schritt halten und die nach Ansicht aller Investoren vorhandene enorme Kaufkraft wieder vor Ort binden. Der Patient Innenstadt befindet sich sozusagen in stabiler Seitenlage — mit guter Aussicht auf Genesung. Eine Genesung, die existenziell wichtig ist, denn ohne intaktes Herz kann auf Dauer keine Stadt funktionieren.



Unser nächster Beitrag befasst sich mit der Stadt Neumarkt.