Fürths Stadtheimatpfleger rechnet zum Abschied ab

27.6.2014, 14:08 Uhr
Alexander Mayer ist nun nicht mehr Stadtheimatpfleger in Fürth.

© De Geare Alexander Mayer ist nun nicht mehr Stadtheimatpfleger in Fürth.

Auf drei Seiten hat Alexan­der Mayer seinem Frust und Ärger freien Lauf gelassen. Mayer, dessen Rundbriefe in Sachen Denkmalpflege in Fürth mitunter für heftige Diskus­sionen sorgten, rechnet darin ab – vor allem mit Oberbürgermeister Thomas Jung (SPD). Und qualifiziert gleich­zeitig seine Nachfolgerin im Amt des Stadtheimatpflegers, Karin Jungkunz, ab.

Mayer, als streitbarer Geist in Fürth bekannt, lässt in seinem Ab­schiedsrundbrief nichts an Vorwürfen aus. Einige Auszüge: So sei die „Ein­setzung eines möglichst willfährigen Nachfolgers (...) von langer Hand vorbereitet“ worden; nun sei Jungs Wunschkandidatin mit SPD-Mehr­heit und seiner Stimme durchgesetzt worden, was der OB aber gerne im Verborgenen gelassen hätte. Jung, so schreibt Mayer weiter, habe in „jüngs­ter Vergangenheit wiederholt, dass er keine Denkmalschutzdebatte mehr haben möchte“; deshalb sei nun mit Karin Jungkunz „eine bewährte Par­teisoldatin“ gewählt worden, die sei­nerzeit als Pressesprecherin des Land­kreises Fürth „die Müllverbrennung zur Parfümerie schöngeredet“ habe. Jungkunz ist gelernte Diplom-Ver­waltungswirtin und leitet derzeit das Büro des Landrats von Erlangen­Höchstadt. Sie ist gebürtige Fürtherin und zum Beispiel im Geschichtsverein Fürth, im Förderverein Stadtmuseum und im Initiativkreis Ludwig Erhard tätig. Mayer meint trotzdem, dass Jung „und seine Entourage einen in Baurecht und Denkmalschutz mög­lichst unbedarften Kandidaten“ bevorzugten.

Vergleich: Jung mit Putin

Bei seiner Vorstellung habe er be­tont, dass er sich „in erster Linie als Interessensvertreter der Heimatpflege und des Denkmalschutzes“ sehe, Kom­promisse und Abwägungen müssten dann in den Ämtern und im Stadtrat gemacht werden, so Mayer weiter. Weil das andere anders sehen würden, bedeute das eine Rückkehr zur „Politik in den Hinterzimmern“, was aber „offensichtlich dem Demokratie­verständnis von OB Jung“ entspreche, das sich damit, so Mayer, „jenem Wla­dimir Putins“ annähere.

Ein „hoher Beamter in München“, kritisiert Mayer, habe ihm gegenüber die Entscheidungsstrukturen in Fürth als einer „mitteleuropäischen Groß­stadt unwürdig“ bezeichnet und diese mit Sizilien verglichen. Fürth bezeich­net er als „liebenswertes, mafiöses Skandalnest“ mit „diversen Stadtpsy­chopathen“. Er werde sich nun wohl überwinden, nach 23 Jahren aus der SPD auszutreten, die die Entwicklung der Stadt „in die Hände von Investo­ren und Bauträgern“ gelegt habe.

Mayer hatte zum Beispiel im Zuge des Baus des neuen Einkaufsschwer­punkts in der Fürther Innenstadt den Abriss eines historischen Festsaals im ehemaligen Parkhotel-Gebäude kriti­siert und eine Petition dagegen gestar­tet. Zwar hielt damals auch das bayeri­sche Staatsministerium für Wissen­schaft, Forschung und Kunst die Ab­rissgenehmigung für den Festsaal für rechtswidrig, ließ den Abbruch des Festsaals aber trotzdem zu, weil keine Vollzugshinweise missachtet worden seien und es sich auch nicht um ein Projekt von landesweiter Bedeutung gehandelt habe. Der von Mayer angegriffene OB Jung will sich auf NZ-Anfrage erst heute zu den Vorwürfen äußern.

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