Gefährlicher Übergang in Laubendorf

22.1.2016, 11:00 Uhr
Gefährlicher Übergang in Laubendorf

© Foto: Heinz Wraneschitz

Stefan Spano ist sauer, stinksauer, und das merkt man ihm an: „Gott sei Dank gab es letztes Jahr keine Toten am Bahnübergang Laubendorf. Aber das Problem wird weitgehend kleingeredet“, sagt der SPD-Stadtrat, der bis vor kurzem noch Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr in der Zennstadt war und deshalb mit der gefährlichen Lage vor Ort bestens vertraut ist.

Allein seit Juni 2015 sind hier zwei Autos mit Zügen kollidiert, Menschen wurden verletzt. Der Kreuzungspunkt von Straße und Schiene ist selbstverständlich gesichert, wie es sich gehört: Durch Andreaskreuze und durch Geschwindigkeitsbeschränkungen auf 10 km/h auf beiden Seiten der Gleise. Mehr ist anscheinend nicht vonnöten, denn: „Aktuell gibt es von Seiten der Bahn keine Pläne, Bahnübergänge auf der Strecke der Zenngrundbahn aufzurüsten“, erklärt ein Sprecher des Verkehrskonzerns auf FN-Anfrage.

Nach Kollisionen behaupten die Autolenker meist, sie hätten den Zug schlicht übersehen. Doch Lokführer berichten auch von Harakiri-Aktionen: Gerade Lkw-Fahrer bretterten mit ihren Brummis im letzten Moment über die Gleise. Nur seine Notbremsungen hätten weitere Unfälle verhindert, sagt ein Triebwagenführer, der nicht genannt werden will.

Und deshalb geht es Stefan Spano beileibe nicht nur um die Gefährdung der Autofahrer, wenn er fordert, diesen Bahnübergang sicherheitstechnisch aufzurüsten. „Wer die Einsatzkräfte hinterher gesehen hat, oder wer mit einem Lokführer redet, der einen Menschen totgefahren hat, der hat lange daran zu kauen“, weiß er aus eigenem Erleben bei der Langenzenner Feuerwehr. Als SPD-Stadtrat steht deshalb für ihn fest: „Wir sollten in Langenzenn andere Projekte hinten anstellen und den Bahnübergang mit eigenen Mitteln ausbauen, wenn die Bahn blockiert. Denn Geld ist in Langenzenn da.“

Viele Politiker-Versprechen

Der Wunsch nach mehr Sicherheit wird auch von außerhalb unterstützt: Immer wieder kamen in der Vergangenheit Politiker verschiedenster Parteien zum Laubendorfer Bahnübergang, erkannten das Problem und versprachen, alles zu tun, was in ihrer Macht steht. Aber egal, ob Verkehrsminister oder Landtagsabgeordnete aus diversen Fraktionen: Bei der Bahn haben sie bisher offensichtlich fast nichts erreicht.

Bürgermeister Jürgen Habel (CSU) gibt Spano grundsätzlich recht, wenn der Eigeninitiative der Stadt fordert: „An einer Vorfinanzierung sollte es nicht scheitern. Doch wir können nichts vorfinanzieren, so lange es kein Planfeststellungsverfahren gibt. Denn dieses und eine Kreuzungsvereinbarung sind notwendig. Und beides können wir nicht ohne die Bahn schaffen.“ All das habe man laut Habel „ausführlich im Stadtrat diskutiert“, in dem auch Spano sitze.

Die Bahn sieht das Problem freilich ganz wo anders: „Häufigste Unfallursache: Leichtsinn, Unaufmerksamkeit, Unkenntnis“, lautet die Auflistung. Vielen Verkehrsteilnehmern sei die Bedeutung von Andreaskreuz und Sicherungsanlagen kaum bekannt.

Deshalb habe die Bahn mit mehreren Partnern die Kampagne „Sicher drüber“ ins Leben gerufen. Man setze „neben zielgruppenspezifischen Publikationen sowie Presseaktivitäten insbesondere auf Informations- und Präventionstermine vor Ort“, heißt es. Und: „Schranken stellen keine absolute Sicherheit dar. Aber eine Schranke kostet etwa eine halbe Million Euro.“

Stefan Spano beruhigt das freilich nicht — außerdem: „Ich will gar nicht fragen“, merkt er an, „was ein Menschenleben wert ist.“

Keine Kommentare