Gerade erst 20 und doch schon ein Oldie

28.4.2017, 17:28 Uhr

Der Rother Verleger Karl Müller hatte nur kurze Zeit nach dem Wiedererscheinen der Rother Volkszeitung im August 1949 mit dem Hilpoltsteiner Verlag Moritz Millizer ein Abkommen zur Zusammenarbeit getroffen. Als Folge wurde der redaktionelle Inhalt der bisherigen "Rother Zeitung" mit Themen und Meldungen aus dem Landkreis Hilpoltstein erweitert und gleichzeitig der Titel in "Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung" umgewandelt.

Den Hilpoltsteiner Teil des erweiterten Lokalblattes, das nach wie vor in Roth produziert und gedruckt wurde, übernahm zunächst Hanskarl Millizer, Sohn des 1941 verstorbenen Hilpoltsteiner Verlegers und Druckereibesitzers Moritz Millizer.

Sowohl in Roth als auch in Hilpoltstein hat gedruckte Information eine lange Tradition. In Roth erschien schon ab Januar 1856 ein sogenanntes Intelligenzblatt. Gedruckt wurde es in Nürnberg und sonntags verteilt. Nach mehreren Titeländerungen verwandelte der couragierte Rother Leihhausverwalter Johann Carl das ursprüngliche Gerichts- und Amtsblatt in ein von landwirtschaftlichen Themen geprägtes Blatt, ehe unter Federführung von Friedrich Feuerlein und dessen Schwiegersohn Karl Müller der Schritt zu einer täglich erscheinenden Zeitung gelang.

In Hilpoltstein hatte die Familie Burkhardt 1880 das "Wochenblatt Hilpoltstein" gegründet, welches Kaspar Haas in späteren Jahren übernahm und bis 1920 fortführte. Dann erwarb Moritz Millizer, jüngster Sohn des Schwabacher Verlegers Hermann Millizer, die Hilpoltsteiner Druckerei von Kaspar Haas. Unter den Fittichen von Moritz Millizer erlebte das Hilpoltsteiner Wochenblatt einen Aufschwung. Fünf Jahre nach der Übernahme verwandelte Millizer das Wochenblatt in eine Tageszeitung, das "Fränkische Tagblatt". Als (einziger) Redakteur besagten Fränkischen Tagblatts vertrat Moritz Millizer seine politische Meinung stets sehr konsequent. "Im Jahr 1936 zu konsequent", heißt es in einer Chronik über die Hilpoltsteiner Verlegerfamilie.

"Die Zeitung ist zur Wahrheit verpflichtet und was wahr ist, muss auch wahr bleiben", lautete das Credo des Hilpoltsteiner Verlegers. Doch die nationalsozialistischen Machthaber ließen keine Kritik an ihrer Ideologie zu und verboten kurzerhand das "Fränkische Tagblatt". Am 31. März 1936 erreichten die Tagblatt-Leser zum letzten Mal Meldungen aus Hilpoltstein und der Region. Moritz Millizer fiel es in der Folge schwer, sich und seine Familie durch den Druck von Eintrittskarten, Visitenkarten und Briefbogen wirtschaftlich über Wasser zu halten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm in Hilpoltstein die Druckerei Millizer genauso wie in Roth die Verlagsdruckerei Karl Müller einen enormen Aufschwung. Als dann aber zu Beginn des 21. Jahrhunderts die digitale Technik den Schrumpfprozess im Druckgewerbe beschleunigte, mussten sowohl der Druckereibetrieb in Roth (2003) als auch in Hilpoltstein (2013) eingestellt werden. Ihre Stellung behauptet hat die 1949 gemeinsam aus der Taufe gehobene "Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung", das Schwesterblatt der 20 Jahre jungen Hilpoltsteiner Zeitung.

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