Zirndorf: Stadtrat gesteht CSU Stellvertreter-Posten nicht zu

17.5.2014, 16:00 Uhr
Zirndorf: Stadtrat gesteht CSU Stellvertreter-Posten nicht zu

© privat

Stattdessen hat sich Sandra Hauber (SPD), die bisher als Dritte Bürgermeisterin fungierte, die Stellvertreter-Stelle direkt nach SPD-Bürgermeister Thomas Zwingel gesichert. In der geheimen Wahl setzte sie sich mit 17 von 31 Stimmen gegen den von der CSU-Fraktion vorgeschlagenen Anton Gebert durch. Dieter Sebastian, bisheriger, von der CSU gestellter Zweiter Bürgermeister, hatte nicht mehr kandidiert, weil, wie er auf Nachfrage erklärte, „mich meine Fraktion und der Stadtrat nicht mehr wollten“.

Haubers Ergebnis war noch das deutlichste der Sitzung. Denn von dem Kollegial-Gremium, das Zwingel noch vor der Vereidigung der zehn neuen Stadtrats-Mitglieder beschwor, war bei den Abstimmungen für die Personalien an der Stadtspitze nichts zu bemerken: Eine Kampfabstimmung reihte sich an die andere.

„Kleine“ mit viel Gewicht

Die jüngste Wahl hat an der Patt-Situation der jetzt jeweils elf Sitze starken SPD und CSU nichts verändert, wenngleich beide Fraktionen je einen Sitz an Freie Wähler und Grüne, die jetzt vier Mitglieder stark sind, verloren. Das gibt den „Kleinen“ entscheidendes Gewicht. Die 31. Stimme hat Bürgermeister Zwingel.

Den Posten des Dritten Bürgermeisters stellten die Grünen erst einmal per Antrag als überflüssig zur Disposition: Ihrer Einschätzung nach, erläuterte Wolfram Schaa, wäre es mit einem Zweiten Bürgermeister getan, womit die Stadt ihren Sparwillen bekunden könnte. Es würde die Stadtkasse um gut 4000 Euro jährliche Aufwandsentschädigung für dieses Ehrenamt entlasten. Doch der Antrag scheiterte denkbar knapp mit 16 zu 15 Stimmen. Die elf SPDler und die vier Freien wollten mit dem Argument, das Amt habe sich bewährt, daran festhalten. Ein weiterer Grund wurde klar, als es um die Vergabe dieses Postens ging: Dafür schlug Marcus Baritsch (FW) seinen Fraktionskollegen Murat Bülbül vor.

Ihn empfahl Baritsch als „würdigen Vertreter aller nicht in Deutschland geborenen Zirndorfer“. Bülbül, geboren in Nordanatolien, heute deutscher Staatsbürger, kam vor 40 Jahren als gerade Neunjähriger nach Zirndorf, seine Eltern zählten zur ersten Gastarbeitergeneration in der Bibertstadt.

Als Gegenkandidaten schickte die CSU Jürgen Grötsch ins Rennen. Doch bei dieser Abstimmung, ebenfalls in geheimer Wahl, setzte sich Bülbül durch — mit 16 Stimmen, also genau der einen Stimme, die Bülbül zur absoluten Mehrheit brauchte.

Nicht einmal das Pöstchen des „weiteren Stellvertreters“ wollte die Stadtrats-Mehrheit der CSU noch zugestehen. Eine erste Abstimmung, bei der Grötsch, Jürgen Schmidt (FW) und Wolfram Schaa kandidierten, endete mit 15 Stimmen für Schmidt, 10 für Grötsch und 3 für Schaa. Womit Schmidt eine Stimme zur absoluten Mehrheit fehlte.

„Nicht noch eine Watsch‘n“

Auch als Grötsch, der bei der Stadtratswahl das nach Hauber zweitbeste Einzelergebnis von den Wählern erhalten hatte, seine Kandidatur mit dem Kommentar „noch eine Watsch’n hol’ ich mir jetzt nicht“ zurückzog, fand Schmidt nicht mehr als 15 Unterstützer.

Nachdem Zwingel erneut darum bat, die Hände hochzunehmen, um zur Sicherheit nachzuzählen („15 Stimmen, mehr werden es nicht“), verließ der sichtlich enttäuschte Grötsch mit dem Kommentar, er gehe jetzt mal auf die Toilette, den Sitzungssaal.

Womit er sich der neuerlich anstehenden Abstimmung über Jürgen Schmidt entzog. Timo Engemann und Walter Schäfer von den Grünen folgten ihm. So garantierte das Trio Schmidt von den Freien Wählern die nötige Mehrheit.

In einer Pressemitteilung im Nachgang zur konstituierenden Sitzung machten die Grünen ihrem Ärger über „diese neue Koalition von SPD und FW“, wie sie Schaa nennt, Luft: Die Ämteraufteilung „spiegelt weder das Stimmenverhältnis der Stadtratswahl wider, noch steht es im Einklang mit dem Wählerwillen“.

Keine Kommentare