Grillspaß mal anders - Tofu auf dem Rost

11.6.2014, 15:00 Uhr
Tofu-Gemüse-Spieße sind eine leckere Alternative zu gegrilltem Fleisch.

© Günter Distler Tofu-Gemüse-Spieße sind eine leckere Alternative zu gegrilltem Fleisch.

Frau Mohr, grillen ohne Fleisch — geht das?

Xenia Mohr: Das klappt wunderbar und man vermisst überhaupt nichts. Je nach Geschmack hat man eine ganze Reihe von leckeren Sachen zur Auswahl. Zum Beispiel Grillspieße, gegrilltes Gemüse in verschiedensten Variationen oder frische Burger aus Kidneybohnen. Ich empfehle gerne Hülsenfrüchte, da sie wertvolles pflanzliches Eiweiß enthalten. Die BurgerHerstellung, das Bearbeiten und Würzen der Masse, ähnelt der Hackfleischvariante — das Zermatschen der Bohnen ist schon die Hälfte des Spaßes (lacht). Und mit selbst gemachten Dips und Marinaden wird selbst ein unspektakuläres Gemüse wie Zucchini interessant.

Vegetarier haben es bei Grillfesten oft nicht leicht. Wie ergeht es den Veganern?

Mohr: Sie haben es noch schwerer. Viele Gastgeber denken, dass veganes Grillgut kompliziert ist, dabei ist es ganz einfach — und nach meiner Erfahrung greifen hier auch Fleischesser gerne zu. Alternativ gibt es ja noch vegane Fertigprodukte. Beim Grill bin ich unkompliziert: Mir reicht eine fleischlose Ecke auf dem Rost, andere sehen es enger. Da muss man sich als Gastgeber halt schlau machen.

Was gilt es, beim veganen Grillen zu beachten?

Mohr: Viele Sachen brauchen wegen der Konsistenz indirekte Hitze, man arbeitet also am besten mit Alufolie oder Grillpfannen. Und bei Fertigsoßen sollte man genau hinschauen, so kann in der Barbecue-Soße unter den vielen Zusatzstoffen auch Aroma von geräuchertem Speck stecken.

Haben Sie noch einen Geheimtipp?

Mohr: Wenn man Tofu verarbeitet, etwa bei Grillspießen, sollte man ihn vorher auspressen. Tofu enthält relativ viel Wasser und nimmt so die Marinade schlecht an. Also ihn einfach in ein sauberes Küchenhandtuch packen und nochmal in ein Frotteetuch wickeln, ein Brettchen drauflegen und das Ganze mindestens zwei Stunden lang beschweren.

Grillspaß mal anders - Tofu auf dem Rost

© Günter Distler

Welche Tofusorte empfehlen Sie fürs Grillen?

Mohr: Auf jeden Fall festen Tofu. Man kann gerne zur gewürzten Variante greifen. Mein Grillfavorit: Räuchertofu. Tolle Produkte für Marinaden sind übrigens geräuchertes Paprikapulver oder geräuchertes Salz, weil sie den Grillgeschmack unterstützen.

Die größte Herausforderung beim veganen Grillen?

Mohr: Wie beim Fleischgrillen auch: Dass man ein gutes Auge dafür hat, wann die Sachen gar sind. Auch sollte man über ein Gespür für Hitze und Feuer verfügen.

Was halten Sie davon, wenn man die Bratwurst einfach durch eine Tofuwurst ersetzt?

Mohr: Find ich super, wenn es mal schnell gehen soll. Bei den Produkten muss man sich halt durchprobieren. Neueinsteigern empfehle ich Seitan-Produkte, eine fleischähnliche Konsistenz aus Weizeneiweiß, die vom Bissgefühl her dem Fleischgenuss ähneln. Wenn man das denn möchte . . .

Wie kamen Sie zum Veganismus?

Mohr: Das war ein schleichender Prozess. Angefangen hat es mit 16 Jahren als Protesthaltung und aus Tierliebe. Damals habe ich kein Fleisch und Fisch gegessen, aber noch Gummibärchen oder Kloß mit Bratensoße und solche Sachen. Ich habe mich dann mit dem Thema beschäftigt, ernährte mich bald konsequent vegetarisch und seit vier Jahren vegan. Vor allem wegen der Tierhaltung, denn auch bei Bio-Produktion werden männliche Küken geschreddert und Kühe für die Milchindustrie gezüchtet. Ich glaube an die Abstimmung per Einkaufswagen: Es ist die größte Macht, die ich als Verbraucher habe, Dinge nicht zu kaufen.

Zu guter Letzt: Ihr Lieblingsessen?

Mohr: Da fällt mir die Auswahl schwer. Aber mein Sohn, der wie mein Mann gelegentlich Bio-Fleisch isst, hat zwei vegane Leibspeisen: indische Linsensuppe und Tofu in Senfsoße.

Xenia Mohr lädt am 28. Juni im Stadtgarten zum veganen Grill-Workshop ein.

 

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