Großartiger Auftakt zum 15. Hersbrucker Gitarrenfestival

10.8.2014, 20:13 Uhr
Großartiger Auftakt zum 15. Hersbrucker Gitarrenfestival

© S. Will

Mit Giora Feidman wurde erstens bewiesen, dass es tatsächlich einmal in der Konzertreihe keiner Gitarre bedarf, und zweitens, wie schnell sich die Menschen in der restlos ausverkauften Turnhalle gerne seinem Diktat unterwarfen: Musik, so sagt der 78-Jährige, verbindet, sie schafft Kommunikation.Und nur zu gerne kommuniziert das Publikum mit dem charmanten Sympathikus, der sich von hinten in die Halle schlich, die Klarinette nur gehaucht.

Mucksmäuschenstill ist es, aber nicht lange, denn dann bittet Feidman um "nur einen Ton". Berührt summt der Saal und bereitet so den Grund für sein erstes Solo - die Gänsehaut wird das Markenzeichen des Abends werden.Feidman ist der große Aussöhner, er, der Jude, der sagt, er liebe Deutschland, weil er sich hier zu Hause fühle. Feidmans Konzertunterbrechungen sind Statements gegen Unmenschlichkeit und Kriege, ohne Schuldzuweisungen.

Als er aus der israelischen, der palästinensischen und der deutschen Nationalhymne ein - wie er es bezeichnet - musikalisches "Gulasch" mixt, schießen einigen Besuchern die Tränen in die Augen. Es ist keiner dabei, der sich seiner Aufforderung mitzusingen entziehen kann - auch kein Bürgermeister Robert Ilg, Landrat Armin Kroder, Regierungspräsident Thomas Bauer oder Landtagsabgeordneter Peter Bauer und Altbürgermeister Wolfgang Plattmeier.Mit seiner Band, dem Gershwin Quartett, hat sich Könner Feidman fantastische Musiker an die Seite gestellt, die er nie überrollt, die er nie als Kulisse für seine Zauberei mit der Klarinette benutzt.

Bunter Mix für große Emotionen

Michel Gershwin (Violine), Nathalie Raithel (Violine), Juri Gilbo (Viola) und vor allem Cellist Dmitrij Gronowskij, der sich ergreifend durch einige Stücke mollt - wer hier nur den jewish soul, die Klezmer-Musik erwartet hatte, wurde überrascht vom konzertanten Auftreten des Quartetts. "Hava Naghila" ist eben mitnichten nur ein Mitklatsch-Gassenhauer. Es sind die Jazz-Klassiker wie "Nobody knows the trouble I ve seen", die einen die Augen schließen lassen - und ruckzuck ist man drin in den Filmen, für die Feidman mit seiner Klarinette, mit der er Töne zu Gefühlen machen kann, für die Musik gesorgt hat: "Jenseits der Stille", "Die Comedian Harmonists" und "Schindlers Liste", diese Filmmusik machte Feidman dem breiten deutschen Publikum bekannt.

Sein Können beweist er in exakten Jazz-Läufen, mit Improvisationen, wie sie Musikern erst nach lebenslangem Üben und einem Schuss Genie gelingen, und auch mit kleinem, verblüffendem Bühnen-Hokuspokus dank einer besonderen Atemtechnik. Seine Vielfältigkeit zeigt er dann auch im Tango-Duett mit dem künstlerischen Leiter des Festivals, Johannes Tonio Kreusch. Der war es, der Feidman nach Hersbruck holte, und nicht nur dafür lobte ihn Bürgermeister Robert Ilg eingangs mit den Worten "Jedes Jahr denke ich, das Programm ist nicht zu toppen - du bist großartig, herzlichen Dank".

Wie großartig Kreusch an der klassischen Gitarre ist, zeigte er in der Zugabe. Giora Feidman und das Gershwin Quartett wollte niemand von der Bühne gehen lassen. Nach der dritten Zugabe verabschiedete sich der Star, stand allerdings noch lange seinen Fans zur Verfügung. Der Künstler zum Anfassen. Er hat an diesem Abend in der Hersbrucker Dreifach-Turnhalle Menschen glücklich gemacht, "und das ist ein ganz großes Geschenk", sagt er.

Keine Kommentare