Großbaustelle mitten in den Asbach-Auen

5.4.2016, 06:00 Uhr
Großbaustelle mitten in den Asbach-Auen

© Robin Lindner

Die Bagger rollen bereits in den Asbach-Auen am Ortsausgang von Unterasbach nahe der Jahnstraße. Das Regenüberlaufbecken (RÜB) und der Entlastungswasser-Klärteich (EKT) sollen bis Ende des Jahres fertig sein. Grund der Maßnahme: Die Wasserqualität des Asbachs muss nachhaltig verbessert werden. Bei einem Test des Wasserwirtschaftamts vor knapp drei Jahren schnitt sie lediglich mit der Note 3,3 ab. „Daraus soll eine 2 werden“, sagt Stadtbaumeister Peter Kleinlein. Auch wenn das wohl durch den Bau der beiden Becken noch nicht erreicht werden könne, sei es dennoch ein notwendiger Schritt in die richtige Richtung.

Die Stadt reagiert damit auf die strengeren Anforderungen der EU-Wasserrahmenrichtlinie im Bereich Gewässerschutz sowie auf Auflagen des Landratsamtes. Die Gesamtkosten für beide Maßnahmen betragen 3 Millionen Euro, was vor allem durch aufwändige Erdbauarbeiten bedingt ist. Bis 2019 sollen laut Stadtverwaltung zwei weitere Entlastungswasser-Klärteiche entstehen.

Zum Einsatz kommt die Anlage vor allem im Falle einer Überlastung des Kanalsystems: Bei starken Regenfällen kann das 85 Kilometer lange Kanalnetz nämlich nicht das gesamte Abwasser aufnehmen. Was nicht an die Nürnberger Kläranlage weitergeleitet werden kann, landet bisher im Asbach. Abhilfe soll künftig das 1442 Kubikmetern fassende RÜB schaffen, indem es den ersten Schmutzwasserstoß puffert. Sobald im Kanalnetz dann wieder Kapazitäten frei werden, wird das Wasser dosiert vom Überlaufbecken dorthin geleitet.

Der Klärteich dagegen wird nur gebraucht, wenn auch das RÜB ausgelastet ist. Das könne bei Starkregen durchaus mehrmals im Jahr vorkommen, erklärt Kleinlein. Vom EKT, der 4870 Kubikmeter fassen wird, fließt das Abwasser in solchen Fällen gedrosselt in den Asbach ab. Da sich der Schmutz am Grund ablagert, gelangt es in saubererem Zustand als bisher in den Bachlauf.

Doch welche Folgen hat das Projekt für die Bürger? Ob es sich in höheren Abwassergebühren äußern wird, muss erst noch kalkuliert werden. Sichtbar wird nur der Entwässerungsklärteich sein. Beim Regenüberlaufbecken handelt es sich hingegen um eine Art unterirdische Halle, von der an der Oberfläche nur eine leichte Erhöhung zu sehen sein wird.

Freuen können sich die Oberasbacher allerdings über eine naturnahe Umgestaltung des Asbachs im betroffenen Abschnitt: Im Zuge der Bauarbeiten nutzt man die Gelegenheit, die Renaturierung weiter voranzutreiben. Der Wasserlauf darf sich demnach zwischen Häsigweg und Gängle bald wieder gemächlich schlängeln.

Wie bei der Renaturierung des Asbachs im Bereich der Sattlerwiese im Jahr 2014 übernimmt die Leitung der Umgestaltung Landschaftsarchitekt Christoph Gräßle. „Das Profil des Gewässerbettes wird aufgewertet, es entsteht ein vielfältiges Standortmosaik für Flora und Fauna“, erklärt er. Das wiederum schaffe zusätzlichen Rückhalteraum bei Hochwasser. Unterstützt wird das Projekt unter anderem von der „Stiftung zur Renaturierung des Asbachgrundes“. Seit 2007 erwirbt sie nach und nach Flächen am Asbach mit dem Ziel, dort eine ökologisch wertvolle Parklandschaft samt lebendigem Gewässer zu schaffen.

Parallel zum Flusslauf wird zudem ein geschotterter Radweg zwischen Gängle und Häsigweg entstehen. Auf lange Sicht soll er in eine durchgehende Verbindung zwischen Hainberg und Roßtal integriert werden. Laut Gräßle werden einige Sitzbänke zum Verweilen einladen — eine Promenade soll dort allerdings nicht entstehen.

Ein Entschluss, den auch Wolfgang Kleinlein begrüßt, Vorsitzender des Wasser- und Bodenverbands Asbachgrund, in dem sich Eigentümer der asbachnahen Flächen organisieren. Der Renaturierung und dem Wegebau steht er positiv gegenüber, die Ziele der Stiftung jedoch sieht er mit gemischten Gefühlen: Die angestrebte Parklandschaft sei für ihn nur schwer mit dem Umweltschutz vereinbar — man könne nicht gleichzeitig Mensch und Natur dienen. Auch, ob es sinnvoll sei, dass der neue Radweg unbedingt am Asbach entlang führen muss, bleibe abzuwarten.

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