Große Abi-Fete in Gunzenhausen

26.6.2016, 15:42 Uhr
Große Abi-Fete in Gunzenhausen

© Martin Trescher

„Super Marius — 12 Levels completed“ lautet in Anlehnung an den Namensgeber des Gymnasiums und ein bekanntes Nintendo-Spiel das Motto des diesjährigen Abiturjahrgangs. Mit dem Reifezeugnis haben die jungen Menschen aber nicht nur ihre Schullaufbahn endgültig abgeschlossen, sondern sozusagen den „Highscore“ erreicht, griff der stellvertretende Schulleiter Josef Rei das Bild in seiner Begrüßung auf.

Mit dem Abiturzeugnis überreichten Rei, Schulleiterin Susanne Weigel und Jahrgangsstufenbetreuer Michael Weiße den Jugendlichen „die Eintrittskarte“ für den nächsten Lebensabschnitt, wie es die Direktorin in ihrer Rede formulierte. Stundenplan, Schulgong, aber auch die „Geborgenheit der Schulgemeinschaft“ gehören nun der Vergangenheit an, die Freiheit winkt, doch mit ihr auch die Verantwortung für das eigene Leben. Weigel sprach die Hoffnung aus, dass sich die Abiturienten mit dem Fundament, dass Schule und Elternhaus ihnen mitgegeben haben, gut gerüstet seien für ein „echtes Leben“ und „echte Freundschaften“.

Zentraler Punkt ihrer Ansprache war die Frage, welchen Wert Bildung heute eigentlich noch habe. Schule und das Lernen werde heute oft funktionalisiert. Bildung sei vielfach kein Selbstzweck mehr, sondern müsse sich lohnen, also später einmal auszahlen. In der Öffentlichkeit werde Schule, merkte Weigel kritisch an, „kaum noch pädagogisch, sondern meist gesellschaftspolitisch betrachtet“. Die Gesellschaft laufe Gefahr, dass Bildung nur noch den „genormten“ Bürger, der im Beruf gut funktioniert, im Visier habe.

Mehr als Wissensvermittlung

Dabei gehe der umfassende Bildungsbegriff doch weit über die alleinige Vermittlung von Wissen hinaus. Bildung bedeute die Entwicklung der gesamten Persönlichkeit — die Schule gebe hier den Raum des Reifens. Schule müsse emotionale Intelligenz fördern, Weigel nannte Stichworte wie Betroffenheit, Hingabe, Empathie, Nächstenliebe und Verantwortung.

Große Abi-Fete in Gunzenhausen

© Foto-Braun, Gunzenhausen

In ihrer Schulzeit haben die Jugendlichen laut Weigel gelernt, mit der Fülle von Informationen umzugehen, sie einzuordnen, zu filtern, zu bewerten. Sie hätten gelernt, sich eine Meinung zu bilden, sich mit anderen auszutauschen und vor allem auch andere Standpunkte anzuhören und zu tolerieren. Die Gesellschaft brauche Persönlichkeiten, die Farbe bekennen, die ein festes Wertegefühl besitzen und die danach fragen, was machbar sei und vor allem „was auch ethisch vertretbar ist“. Den Mut zu haben, „eurem Herzen und eurer Intuition zu folgen“, das wünschte Weigel ihren scheidenden Schülerinnen und Schülern.

Viele gute Wünsche gaben ihnen auch die weiteren Redner in ihren Grußworten mit auf den weiteren Lebensweg. So legten der stellvertretende Landrat Peter Kraus und Gunzenhausens Bürgermeister Karl-Heinz Fitz den Jugendlichen ans Herz, den Blick jetzt ruhig in die Ferne schweifen zu lassen und sich gut auszubilden — sich aber irgendwann auch wieder an ihre Heimat zu erinnern und womöglich hierher zurückzukehren, den die Region brauche „junge, motivierte und aufgeschlossene Menschen“ (Kraus).

Neue Herausforderungen

Nahezu 4500 Tage haben die scheidenden Gymnasiasten der schulischen Bildung gewidmet, hatte der Vorsitzende des SMG-Freundeskreises, Hansjörg Förster ausgerechnet. Nun würden neue Herausforderungen auf sie warten, denn das Land brauche Menschen, die ihr Bestes geben, verantwortungsvoll handeln, aber auch Entwicklungen kritisch beobachten und hinterfragen. „Nichts ist alternativlos“, betonte Förster.

Große Abi-Fete in Gunzenhausen

© Marianne Natalis

Elternbeiratsvorsitzender Dr. Kurt Schubert, der zusammen mit einigen Kollegen wieder Rosen an die Abiturienten verteilte, zog den Vergleich zum Chemieunterricht. Viele chemische Reaktionen liefen bekanntermaßen nicht von selbst ab, man müsse eine gewisse „Aktivierungsenergie“ hineinstecken. Dieses Prinzip gelte nicht nur für die Schullaufbahn, sondern lasse sich letztendlich auf das ganze Leben anwenden.

Aufgelockert wurde der offizielle Teil des Abends von musikalischen Beiträgen der SMG-Big-Band sowie einigen Tanzrunden. Nachdem alle ihr Zeugnis der allgemeinen Hochschulreife erhalten hatten, war der Part der Abiturienten gekommen. Souverän führten dabei Emma Ghazaryan und einer ihrer Mitschüler durch das Programm. Humor, aber durchaus auch ein ernster Unterton, prägte die Abiturrede von Hanna Geiger, Till Ochtendung und Leonard Klimpke. Dabei gingen sie der Frage nach, was das Abitur nun für die Schüler, aber auch die Lehrer eigentlich bedeute und vergaßen in ihrem Rückblick auch nicht die Lehrer, die die Schulfamilie verlassen mussten, wie der verstorbene Peter Pfahler.

Nina Ring, Ellen Puff, Linda Schmitz und Antonia Niederlöhner blickten schließlich noch in Wort und Bild auf die Abiturfahrten, die im vergangenen Jahr nach Berlin, Canterbury, Danzig und Rom führten, zurück. Mit je einer Wunderkerze wurden Eltern, Verwandte, Freunde und Lehrer schließlich in die Nacht verabschiedet, während sich die Abiturienten anderen Feierzielen zuwandten.

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