Grüne Vision im Grund

1.9.2014, 13:00 Uhr
Grüne Vision im Grund

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Auf der Sattlerwiese haben Baggerschaufeln die Landschaft bereits modelliert. Das steinerne Korsett, in das der Asbach von der Brücke am Rehdorfer Biotop nach Osten Richtung Alt-Ort floss, ist gesprengt. Das Wasser sucht sich in einem aufgeweiteten, kurvigen Bett seinen Weg, bricht sich an großen Steinen, sammelt sich in Seitenarmen und Sandfängen. Auf 320 Metern Länge sind so die Voraussetzungen geschaffen, dass hier wieder ein naturnaher Gewässerverlauf entsteht, den es seit den 1930er Jahren nicht mehr gibt. Damals wurde der Wiesenbach von den im Wasser- und Bodenverband zusammengeschlossenen Landwirten begradigt.

Südlich des Asbaches ist jetzt bereits der Weg angelegt. Zwar erst als weißes Band aus Mineralbeton, dem noch die Deckschicht aus Feinschotter fehlt, lockt es dennoch, am Bachsaum entlang zu schlendern, wäre da nicht die weiß-rote Sperrbake. Ende September sollen die Arbeiten beendet sein. An den erdigen Böschungen wird zum Teil eine sogenannte „Ufermischung“ ausgesät. Sumpfdotterblume, Blutweiderich und Gelbe Schwertlilie werden dann unter anderem das Auge erfreuen. „Vielleicht blüht heuer sogar noch etwas“, meint Christoph Gräßle. Der Landschaftsarchitekt hat vor vier Jahren den Masterplan — die „grüne Vision“ für das Projekt — entworfen, das sich einmal bis zum Hainberg erstrecken soll. „Eingrünen“ wird sich die Landschaft auf jeden Fall noch. Entlang des Wegs werden „aus gestalterischen Gesichtspunkten“ (Gräßle) ein paar Hochstämme gepflanzt.

Im laufenden Haushaltsplan der Stadt sind außerdem bereits 9000 Euro für den anschließenden, 150 Meter langen Abschnitt im Osten vorgesehen. Die Stiftung zur Renaturierung des Asbachgrundes, die das gesamte Vorhaben ebenso unterstützt wie der Freistaat und der Naherholungsverein Lorenzer Reichswald und Umgebung, hat die Flächen, die zwischen Sattlerwiese und dem Fußweg zur Hirtengasse, beziehungsweise der Bachstraße liegen, bereits erworben. „Lohbauerwiesen“ hat das Bauamt die Maßnahme überschrieben und sich dabei an dem Flurnamen im dortigen Bereich orientiert.

Der Bach wird um zehn bis 20 Meter nach Süden verlegt und ebenfalls verzogen. Der Fußweg soll über den bestehenden Spielplatz an der Bachstraße, der entweder Richtung Wasser erweitert oder komplett verlegt wird, führen. Darüber sollen sich auch die Alt-Oberasbacher, die bereits im Zuge der Rahmenplanung eingebunden wurden, Gedanken machen. Kein einfaches Unternehmen, schließlich gilt es, diese Maßnahme auch mit dem vorgesehenen Umbau der Ortsdurchfahrt und den Dorferneuerungsmaßnahmen abzustimmen. Eine Vorplanung für den Lückenschluss sei beauftragt, sagt Stadtbaumeister Peter Kleinlein. An diesem Asbach-Abschnitt werde sich im nächsten Jahr aber sicher nichts tun.

Weiter östlich liegen die sogenannten „Kreutleser Wiesen“. Zwischen Häsigweg und Gängle hat der Wasser- und Bodenverband erstmals die komplette Asbachfläche an die Stadt abgegeben. Ansonsten bleibt der Wasserlauf — im vorliegenden Fall handelt es sich eigentlich nicht um den Bach sondern dessen Vorfluter — in den Händen des Verbands.

Für die rund 2500 Quadratmeter bekam der Verband im Gegenzug eine benachbarte, von Stiftung und Stadt gemeinsam erworbene Fläche mit einer Größe von insgesamt 7000 Quadratmetern. Ein Tauschverhältnis, das im Stadtrat sichtlich auf Erstaunen stieß. „Kein guter Deal“, meinte etwa SPD-Fraktionssprecher Marco Maurer. Das sieht Wolfgang Kleinlein, Vorsitzender des rund 50 Mitglieder umfassenden Verbandes, etwas anders. „Fair“ sei der Tausch gewesen, schließlich zahle die Stiftung im Vergleich zum üblichen Marktpreis auch drei Mal so viel pro Quadratmeter.

Nach Norden verlegt

In diesem Bereich muss der Bach um 50 bis 80 Meter nach Norden weichen, da die Stadt sowohl ein neues Regenüberlaufbecken als auch einen Entwässerungsklärteich bauen wird. Die Planungen sind so weit gediehen, dass nun das Wasserrechtsverfahren eingeleitet werden kann. Die Bagger sollen im Frühjahr 2015 anrücken.

Um Planungen geht es dagegen zunächst bei den „Schlotenwiesen“. Geld steht im Haushalt bereit, um den 370 Meter langen Abschnitt im Rehdorfer Westen zumindest auf dem Papier anzugreifen.

Hier wird die Ortsdurchfahrt erneuert, am Dorfrand die Fahrbahn verzogen und durch eine Mittelinsel geteilt. Die verbleibende Fläche zwischen Straße und Asbach sollen renaturiert, die Eingriffe jedoch noch abgestimmt werden.

Viele Baustellen, die angegangen und zunächst abgearbeitet werden müssen. So sieht es jedenfalls Wolfgang Kleinlein: Die jüngste Entwicklung zeige, dass man mit dem Wasser- und Bodenverband bei der Renaturierung des Asbach nicht nur reden, sondern auch handeln könne.

Jetzt wollen der Landwirt und seine Kollegen den Lauf der Dinge genau beobachten: Versandet der Bach? Werden Entwässungsdrainagen verstopft? Von den Ergebnissen will man unter anderem das weitere Vorgehen abhängig machen. Denn: Landwirtschaft müsse, sagt Kleinlein, wie von der Stadtplanung gewünscht, auch in 50 Jahren im Asbachgrund noch möglich sein.

Keine Kommentare