Guatemaltekische Klänge in Altdorfer Laurentiuskirche

20.3.2015, 21:00 Uhr
Guatemaltekische Klänge in Altdorfer Laurentiuskirche

© Voss

Für Überraschung sorgt vor Konzertbeginn der Auftritt der Vorgruppe von Gaby Moreno: The Hand of Midas – das sind die Brüder Andres (Akustik-Gitarre und Gesang) und Diego Sanjose (Cajon). Unüberhörbar der Anklang der Mighty Oaks in ihren emotionalen Songs, die um die Vielschichtigkeit der Liebe kreisen. Beide strahlen jugendliche Unbekümmertheit aus, die sich in ihrer fühlbaren Freude an der Musik widerspiegelt. Das Publikum kommt so in den unerwarteten Genuss zweier weiterer lateinamerikanischer Musiker, die sicher erst am Anfang ihres Weges stehen.

Günther Kraußer von den SoulBuddies begrüßt danach herzlich das Publikum und verbindet dies mit einem Dank: an Dekan Jörg Breu und Pfarrerin Ursula Kronenberg von der evangelischen Kirchengemeinde, an den Konzertsponsor, die Sparkasse Nürnberg, und an die Stadt Altdorf für die Unterstützung durch den Kulturfonds. Und dann ist sie da. Sehr sympathisch und zurückhaltend betritt Gaby Moreno gemeinsam mit ihrer Band die Bühne. Seit Jahren schon sind sie ein musikalisches Team: die Singer/Songwriterin und Gitarristin Moreno, der Schlagzeuger Sebastian Aymanns, Arthur Braitsch (Gitarre und Mandoline) und die Kalifornierin Leslie Lowe (Bass).

Rückblick auf ethnische Wurzeln

„La musica permite decir las verdades que callamos.“ Verschwiegene Wahrheiten durch Musik in Worte fassen zu können, das ist Empfinden und Triebfeder der Künstlerin Gaby Moreno, die als junges Mädchen ihre Heimat Guatemala verließ, um in Los Angeles, wo sie bis heute lebt, ihr musikalisches Talent professionell ausbilden zu lassen. Die tiefe Verbundenheit zu ihren ethnischen Wurzeln ist nie abgerissen. So singt Gaby Moreno auch an diesem Abend Songs in englischer und spanischer Sprache und präsentiert sich dabei nicht nur durch ihre pointierten Jazz-Akkorde als Profi-Gitarristin mit herausragender Stimme, deren Band auf eine bewusst schlichte Instrumentierung setzt. Das Spektrum der dargebotenen Stilrichtungen ist verblüffend vielfältig. Der Blues hat Gaby Moreno schon seit ihrer Kindheit im Griff; er geht Hand in Hand mit Soul, Funk, Rock, Old Time Jazz und endet irgendwann beim Bossa Nova.

Die Auszeichnungen, die Gaby Moreno bisher für ihre Arbeit erhalten hat, zeugen von einem Ausnahmetalent, dessen entspannter Crossover, gepaart mit angenehm intelligenten Texten, unweigerlich an ihren guatemaltekischen Landsmann, den Superstar Ricardo Arjona, erinnert, der immer weit davon entfernt geblieben ist, sich in ein Schema oder gar in eine strikte Stilrichtung pressen zu lassen. Beeindruckender Beweis, wie gut zwei musikalische Freidenker miteinander harmonieren, ist der Song „Fuiste tú“, den Moreno und Arjona 2011 aufgenommen haben.

Wie bei Arjona nehmen bei Gaby Moreno Liebe, Selbstreflektion, Sozialkritik und die wiederstreitenden Empfindungen entwurzelter US-Immigranten einen großen Raum ein. „Me voy muy lejos de aqui … así no puedo vivir … nada más que decir.” Ich gehe sehr weit weg von hier ... so kann ich nicht leben … mehr gibt es dazu nicht zu sagen – aus dem Song „Lejos” lässt die Tiefe und Bandbreite dessen, was Immigranten erleben und durchleiden, erahnen.

Ein Plädoyer für das Leben

Wunderschöner Kontrapunkt hierzu ist der Song „No regrets“, in dem Moreno vom Spanischen ins Englische wechselt: „Hay tanto que hacer ... tanto que ver ... no time to lose ...“ Es gibt so viel zu tun und zu erleben … keine Zeit zu verlieren. Ein Plädoyer für das Leben, das die Dankbarkeit Morenos für ihre künstlerische Arbeit reflektiert. Gaby Moreno ist oft mit anderen Künstlerinnen verglichen worden und dabei fielen eine Reihe von Namen, nicht ohne Grund, aber schlussendlich überzeugt sie ganz allein durch ihre unglaubliche Stimme und berührende Authentizität.

„Life’s a despairing illusion until it comes back to me.“ Das Leben ist eine verzweifelte Illusion, bis es zu mir zurückkehrt, singt Gaby Moreno in einem Soloauftritt nach der Pause, und die Tiefe ihrer Aussage, gepaart mit einer großartigen Stimme und hingebungsvoller Gitarrenbegleitung lassen das Publikum den Atem anhalten. Der Applaus am Ende eines herausragenden Konzertabends nimmt kein Ende. Eine ganze Weile klingt noch eine der Zugaben nach: „Quizás“ – Vielleicht – die ein Muttersprachler im Publikum mit der Hingabe mitsingt, die Latinos einfach gegeben ist. Vielleicht gibt es ja irgendwann ein musikalisches Wiedersehen mit Gaby Moreno. Wenn ja, wäre das schön. Nicht nur vielleicht.

Nach diesem Ausflug in die internationale Musikszene wird die nächste Veranstaltung der SoulBuddies wieder ganz im Zeichen des Lokalkolorits stehen. Am Samstag, 11. April, präsentieren sie im Brauhaus das CD-Release-Konzert von Southern Fruit. Die Band um Leonidas Kalavrouziotis wird ihre Lieder mit viel Tiefgang und einem ganz eigenen Blues vorstellen. Susanne Voss

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