Gunzenhausen: Passion für die Geflügelzucht

9.6.2016, 11:12 Uhr
Gunzenhausen: Passion für die Geflügelzucht

© Marianne Natalis

Dass Hermann Meier überhaupt auf dem Wochenmarkt steht, liegt am Fahrradfahren. Um die Jahrtausendwende verlor der Elektriker seinen Job bei Alcatel (früher SEL). Jobs waren damals rar gesät, die Arbeitslosigkeit lastete auf ihm und seiner Familie. Um dem zu entfliehen, setzte sich der gebürtige Pflaumfelder in den Sattel. Seine ausgedehnten Touren führten ihn unter anderem entlang der Donau von der Quelle bis zur Mündung. Bei dieser Fahrt gelangte er zufällig auf einen Geflügelhof in Österreich – und so nahm die Geflügelzucht von Hermann Meier ihren Anfang.

Meier stammt aus einer kleinen Landwirtschaft, fünf Hektar gehören zu dem Hof in Pflaumfeld. Damit war eine wichtige Voraussetzung für seine Geflügelzucht gegeben. Auf den Feldern baut er nun sein eigenes Futter an. Seine Tiere bekommen Weizen, Körnermais und Erbsen. Nur wenn die eigene Ernte nicht reicht, kauft Meier genfreies Soja zu.

Dass er ursprünglich den Metzgerberuf (bei Hermann Fischer) erlernt hatte – er musste den Beruf wegen eines Hüftleidens aufgeben —, kommt ihm nun  sehr entgegen. Denn der Selbstvermarkter schlachtet und zerlegt sein Geflügel natürlich selbst, auch verpackt wird im heimischen Pflaumfeld.

Der 55-Jährige ist Mitglied bei den Gunzenhäuser Grünen, weshalb Bio zunächst eine Option für ihn war. Doch selbst sein Cousin, ein Ökobauer aus Unterwurmbach, winkte ab: Eine Bio-Geflügelhaltung wäre für Hermann Meier einfach wirtschaftlich nicht machbar gewesen. Nun versucht er, den ökologischen Grundsätzen zumindest möglichst nahe zu kommen. Er hält seine Puten und Hühner extensiv und richtet sich nach dem Label „Rouge“. Dieses französische Gütesiegel erhalten in der Grande Nation Geflügelhalter, die nicht mehr als zwei Ställe haben und pro Stall nicht mehr als 500 Tiere. Zudem muss das Federvieh zu 80 Prozent mit Weizen gefüttert werden.

Erst seit zehn Jahren bietet Meier seine Puten und Hühner auf den Wochenmärkten in Ansbach und Gunzenhausen feil. Schnell hatte sich der gesprächige Landwirt einen festen Kundenstamm aufgebaut, der ihn schmerzlich vermisst, wenn er einmal nicht vor dem Eiscafé „Paradiso“ zu finden ist. Manchmal steht zwar sein Wagen auf dem Stammplatz, allerdings einsam und verlassen. Lediglich die offene Tür zeigt an, dass Meier wohl nicht weit sein kann. Meist trinkt er dann einen schnellen Kaffee in der „Adebar“. Für Kunden, die es eilig haben, hat er nun extra eine Klingel installiert.

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