Gunzenhausen: Urlauber meiden Krisengebiete

6.2.2016, 11:40 Uhr
Gunzenhausen: Urlauber meiden Krisengebiete

© dpa

Der typisch Deutsche trägt Tennissocken zu Sandalen und besetzt schon in den frühen Morgenstunden seine immer gleiche Liege, am immer gleichen Pool, in der immer gleichen Ferienanlage in Mallorca. Aber sind die Balearen denn tatsächlich das beliebteste Urlaubsziel der Deutschen? Und wie haben sich die Anschläge in der Türkei und in Tunesien auf das Buchungsverhalten der Deutschen ausgewirkt? Drei Reisebüros in Gunzenhausen haben für den Altmühl-Boten eine Zwischenbilanz des Buchungsverhaltens ihrer Kunden, unter Berücksichtigung der letzten Ereignisse, gezogen.

Bei der Frage nach den bevorzugten Reisezielen hatten Claudia Kolb vom BEST-Reisebüro, Franziska Schmidt vom Reisebüro Hauck und Doris Frank vom Reisebüro am Färberturm ähnliche Antworten: Die Balearen seien bei ihren Kunden zwar sehr beliebt, wie Spanien und Griechenland auch, allerdings habe die Türkei in den letzten Jahren stark aufgeholt und sei zum ultimativen Urlaubsort für Familien geworden.

Die Türkei sei aus verschiedenen Gründen sehr attraktiv, zum einen wegen der großen Ferienanlagen mit Wasserparks und sehr weitreichenden Freizeitangeboten, und zum anderen wegen des nahezu unschlagbaren Preis-Leistungs-Verhältnisses. Außerdem sei vor allem das All-Inclusive- Paket, das in der Türkei sehr beliebt ist, für viele Familien unverzichtbar.

Wie Franziska Schmidt im Gespräch mit dem Altmühl-Boten allerdings erzählte, ist es seit den Anschlägen vor allem für Tunesien und Ägypten, die sich in den letzten Jahren immer mehr etabliert haben, sehr schwer geworden. Für viele Kunden kommt ein Urlaub in einem dieser Länder nicht mehr infrage. Doris Frank erklärte, dass die Buchungslage für Tunesien sogar so schlecht ist, dass sich die bekannte Hotelgruppe RIU dort fast komplett zurückgezogen hat. Aber auch die Türkei hat mit starken Rückgängen an Touristen zu kämpfen, weil sich vor allem Familien seit den Anschlägen für andere Urlaubsziele entscheiden.

Gunzenhausen: Urlauber meiden Krisengebiete

© Stella Popp

„Für manche Länder ist die derzeitige Situation aber auch ein Gewinn“, so Claudia Kolb: Griechenland und Spanien werden seit den starken Rückgängen in den anderen Urlaubsorten vermehrt gebucht. Auch Doris Frank konnte dies bestätigen, und erzählte dem Altmühl-Boten, dass in ihrem Reisebüro seit den Attentaten außerdem auch nahe gelegene Ziele bevorzugt werden: „Die Leute bleiben in ihrem Urlaub verstärkt in Deutschland, oder wählen Reiseziele wie Österreich oder Italien.“

Die Mitarbeiterinnen der drei Reisebüros machen derzeit trotzdem die Erfahrung, dass Kunden, die ihren Urlaub in der Türkei oder Ägypten bereits gebucht haben, diesen nur selten stornieren. Auch die Nachfrage nach Umbuchungen sei gering, so Claudia Kolb. Doch seien die Aufträge für den kommenden Sommer bis jetzt bei weitem nicht so ausgeprägt wie in den letzten Jahren: „Die Leute warten noch ab, weil sie zunächst die Situation einschätzen möchten.“

Viele Kunden hätten auch Bedenken, wie Franziska Schmidt wusste. Die gängigsten Fragen lauten etwa: „Wie wird dieses Land von anderen Erholungsuchenden gebucht? Gibt es Warnungen vom Auswärtigen Amt? Können Sie als Reisebüro dieses Ziel empfehlen?“. Wenn die Klienten kein gutes Gefühl bei einem gewissen Reiseort haben, sei es laut Claudia Kolb sehr wichtig, ihnen Alternativen anzubieten: „Man muss sich schon wohlfühlen mit der Entscheidung“. Das sei sowohl für die Agentur, als auch für den Kunden wichtig. Viele Menschen wüssten aber auch um die momentane Situation und seien sich bewusst, dass auch im eigenen Heimatort ein Anschlag nicht auszuschließen sei, und dass man deswegen auch kein Reiseziel als wirklich sicher bezeichnen könne. So berichtete Doris Frank, dass Kunden von ihr vier Tage nach den Anschlägen in Tunesien ihren Urlaub dorthin angetreten haben, ohne sich einschüchtern zu lassen.

Keine Schnäppchen

Denjenigen, die angesichts der derzeitigen Situation auf Schnäppchenpreise spekulieren, machen die drei Damen im Moment noch keine Hoffnung. Es sei zwar vorherzusehen, dass für Reisen wie etwa in die Türkei kurzfristig mehr Plätze frei seien, allerdings gäbe es bis jetzt nur wenige Sonderangebote mit reduzierten Preisen.

Doris Frank riet trotz der Terrorgefahr dazu, frühzeitig zu buchen. Denn selbst, wenn man sich in diesem Jahr für Griechenland oder Spanien statt der Türkei entscheiden sollte, sei der Zeitpunkt der Buchung entscheidend, um sich den Frühbucherrabatt zu sichern.

Für die auf den Tourismus angewiesenen Länder jedenfalls bleibt zu hoffen, dass die Deutschen auch heuer ihrem Namen als Reiseweltmeister gerecht werden — und wie gewohnt ihre Handtücher an den Poolliegen platzieren.

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