Herbert Krüger verabschiedet sich aus der Politik

19.4.2014, 10:22 Uhr
„Sieht man mir die Erleichterung an?“, fragt Herbert Krüger, als er fotografiert wird.

© Degenhardt „Sieht man mir die Erleichterung an?“, fragt Herbert Krüger, als er fotografiert wird.

„Sieht man mir die Erleichterung an?“, fragt Herbert Krüger, als er fotografiert wird. Wirkte er vor wenigen Wochen noch angespannt und ausgelaugt, scheint nun eine große Last von ihm abgefallen zu sein.

Vier Wahlperioden saß er im Gemeinderat, jetzt hat er das Handtuch geworfen. Das liegt zum einen daran, dass er resigniert hat vor der politischen Machtverteilung in Winkelhaid, zum anderen an seiner angegriffenen Gesundheit. „Wenn man sich das als hoffnungslose Opposition über 20 Jahre lang antun muss, was hier vor sich geht, ist irgendwann die Schmerzgrenze überschritten“, sagt
Krüger.

„Deutlich negativ“

Seine Entscheidung fiel schon vor zwei Jahren, als klar war, dass er in Altersteilzeit geht. „Ich will meinen Ruhestand nicht mehr von der Gemeinderatstätigkeit beeinflussen lassen“, so der 60-Jährige. Die Eindrücke die er aus seiner Zeit als Gemeinderat mitnimmt, beschreibt er als „deutlich negativ“. „Das hängt viel mit handelnden Personen zusammen“, sagt der 60-Jährige.

Er wirft der CSU Parteilinientreue vor. Gebe es unterschiedliche Auffassungen innerhalb der Partei, würden diese nicht offen im Gemeinderat diskutiert, sondern im Vorfeld abgesprochen. „Eine Willensbildung innerhalb des Gemeinderats soll nicht stattfinden“, so Krüger. Er findet es sinnvoller, mit Argumenten zu überzeugen, als sich auf eine Mehrheit zu verlassen.

Dass sich die Situation ändert, hält er für wenig realistisch. „Die Opposition ist zerfasert in vier Gruppierungen“, sagt er. Auch, dass aus seiner Sicht wichtige Vorschläge und Anregungen aus der Opposition von der Mehrheit oft abgeschmettert wurden, hat ihn immer gestört. „Das muss man sich ja nicht ständig antun“, sagt er resigniert.

Seit 1969 engagiert er sich in der SPD, seit 1976 lebt der gebürtige Oberpfälzer in Winkelhaid. Fragt man ihn nach positiven Erlebnissen in den 24 Jahren im Gemeinderat, zuckt er mit den Achseln. „Da muss ich sehr lange überlegen“, gibt er zu. Schließlich nennt er einige Aktivitäten, die vor langer Zeit angeschoben wurden, wie das Bürgerfest, die die Gemeinde liebenswert machen.

Der größte Konsens in seiner Zeit herrschte über eine Entlastungsstraße. Der Gemeinderat war sich einig, dass der Verkehr aus der Ortschaft geleitet werden soll. „Dass der Bürgermeister und seine CSU-Mehrheit diesen Konsens leichtfertig aufgegeben haben, war der größte politische Fehler in der Geschichte Winkelhaids. Für mich war das ein Schlag in die Magengrube“, erinnert er sich. Damit werde sehr viel infrage gestellt, was er als politisch sinnvoll erachte.

Engagement zerstört

Nur zu gut erinnert er sich an die Zeit, als Dietmar Trautmann Bürgermeister war. Diese Phase bezeichnet er als sehr prägend. Man habe sich immer gefühlt, als stünde man unter ihm. Dennoch habe er sich bemüht, Gegengewicht zu sein. Krüger ist der Meinung, dass das politische Engagement der Bürger durch Trautmann weitgehend zerstört worden ist. „Die Frage der Demokratisierung kommt in Winkelhaid zu kurz“, klagt er an.

Doch auch mit dem amtierenden Bürgermeister Michael Schmidt hat Herbert Krüger seine Probleme. Er erinnert sich noch gut daran, als Schmidt vor einiger Zeit nach einer Trauung im Sitzungszimmer 2 eine Kerze vergaß. Es gab einen Schwelbrand. Nach Informationen Krügers lag der Schaden bei 80.000 Euro. Die Versicherung zahlte.

In Zukunft will Krüger nur noch das machen, was ihm Freude bereitet. Den Vorsitz des Winkelhaider SPD-Ortsvereins hat er noch inne bis nächstes Jahr. Dann wird neu gewählt. Seit zwei Jahren baut er Kartoffeln an. Um Druck abzubauen, fährt er in die Oberpfalz zum Angeln. Triumphe holt er sich als Posaunenchorleiter oder Sänger.

Dass ihm nun ein Podium für seine politischen Überzeugungen fehlt, ist ihm bewusst. Doch er ist der Meinung, dass die drei kürzlich gewählten SPD-Vertreter die Sache weiterführen, wie sie beschlossen wurde.

Dennoch will er sich nicht ganz aus der Politik zurückziehen, weil er findet, „man kann Parteien nicht nur Opportunisten überlassen, sondern man muss die Erdung herstellen“. Heute fliegt er für eineinhalb Monate nach Australien.

Zur Verabschiedung der Gemeinderäte wird er nicht da sein. „Ich plane mein Leben jetzt nicht mehr nach den Gemeinderatssitzungen“, sagt er und schmunzelt.

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