„Ich möchte sehr gern Bürgermeisterin bleiben“

9.3.2012, 16:13 Uhr
„Ich möchte sehr gern Bürgermeisterin bleiben“

© Buchner-Freiberger

„Die letzten sechs Jahre waren für mich eine sehr erfüllte Zeit, nicht nur, was meinen Terminkalender angeht“, resümiert die 58-Jährige. Besonders die Begegnungen mit vielen verschiedenen Menschen haben bei ihr Eindruck hinterlassen, sei es der politische Austausch mit Bürgermeisterkollegen oder die Geburtstagsbesuche bei Jubilaren aus der Gemeinde Schwaig. „Und ich finde es einfach schön, wenn man etwas Neues im Ort entstehen sieht“, beschreibt Ruth Thurner die „Sonnenseiten“ des Bürgermeisterberufs. Sie hofft nun, dass ihre Arbeit von den Schwaigern anerkannt und sie am kommenden Sonntag wiedergewählt wird. „Aber sicher sein kann man sich nie, auch als Amtsinhaberin nicht“, räumt sie ein.

Auf welche Maßnahmen ihrer Amtszeit ist sie besonders stolz? „Ich freue mich, dass wir fast alle 150 gemeindlichen Wohnungen energetisch sanieren und zwei neue, rollstuhlgerechte und barrierefreie Wohnhäuser bauen konnten“, antwortet Ruth Thurner und legt die Betonung dabei auf das Wörtchen „wir“. Denn alle Projekte der letzten Jahre seien „Teamarbeit“ gewesen, möglich nur dank einer guten Kooperation innerhalb des Gemeinderats und der Verwaltung.

Hoffen auf mehr Leben für die Gemeinde

Zu den gemeinsamen Errungenschaften zählt Ruth Thurner auch die verbesserte Einkaufssituation durch die neuen Zentren in Behringersdorf und in Schwaig, die Sanierung der Hans-Simon-Halle, den zweigruppigen Hort in der Behringersdorfer Schule und den Neubau des „Hauses für Kinder und Jugendliche“. „Ein ganz wichtiges Projekt, das ich mir trotz des Ärgers um die Finanzierung nicht vergällen lasse“, macht Ruth Thurner deutlich. Durch den neuen Bürgersaal, der an gleicher Stelle entsteht, erhofft sie sich außerdem mehr Leben für die Gemeinde.

Nach wie vor überzeugt ist Thurner auch von der Bebauung im Rainwiesenweg, obwohl sie dafür heftige Kritik einstecken musste. Natürlich hätten sie die Schmäh-Transparente getroffen, sagt die Bürgermeisterin ein wenig nachdenklich. „Der Ton, den einige Anwohner da angeschlagen haben, auch in Sitzungen, war einfach nicht mehr in Ordnung. Zumal es ja nicht meine alleinige Entscheidung war, sondern im Gemeinderat Konsens herrschte.“ Doch „Nachverdichtung“, also die Bebauung von Grundstückslücken, sei für Schwaig vermutlich die einzige Chance, erschwinglichen Wohnraum für junge Familien zu schaffen und damit die rückläufigen Einwohnerzahlen abzufedern. Denn der Flächennutzungsplan, der zurzeit überarbeitet wird, gebe fast keine Möglichkeiten her, neue Baugebiete auszuweisen, schätzt Thurner die Situation realistisch ein. „Wir hatten in den 70er-Jahren 9000 Einwohner, jetzt sind es noch 8185.“ Heute jedoch benötige jeder Einzelne mehr Platz zum Wohnen als früher.

Umgekehrt verkaufen derzeit viele ältere Menschen ihre Häuser, weil ihnen der Unterhalt über den Kopf wächst. Um auch ihnen geeignete Wohnungen in der Gemeinde Schwaig anbieten zu können, hofft Thurner, die Neugestaltung der Ortsmitte zu verwirklichen. Auf dem Areal neben dem Schloss könnten seniorengerechte Wohnungen entstehen und die Diakoniestation eine neue Heimat finden. Überdies möchte die Bürgermeisterin eine Stelle für einen Seniorenreferenten einrichten. „Wir brauchen jemanden, der die bestehenden Angebote bei uns in der Gemeinde koordiniert, der professionell untersucht, an was es fehlt.“ Und auch auf die Themen „Klimaschutz und Energieeffizienz“ will Ruth Thurner verstärkt ihr Augenmerk richten.

Seit 2008 im Kreistag

Bei ihren Kommunalpolitiker-Kollegen hat sich die Mutter eines Sohnes und einer Tochter, die seit 2008 auch im Kreistag sitzt, längst etabliert. Doch der Umgang mit der einzigen Bürgermeisterin im Landkreis barg am Anfang so manche Tücke, erinnert sich Ruth Thurner selbst schmunzelnd. „Ich bekam Briefe, die waren überschrieben mit: ,Sehr geehrte Herren Bürgermeister, sehr geehrte Dame Bürgermeister‘.“ Betonen will sie ihr „Frausein“ in der täglichen Arbeit eigentlich nicht, sagt Ruth Thurner, und trotzdem: „Bestimmte weibliche Denk- und Handlungsweisen bringt man automatisch ein.“ Und das sei auch gut so. Zeit für ihre Hobbys – Malen und Walken – hat die FW-Frau sehr zu ihrem Bedauern kaum noch, seitdem sie vor sechs Jahren zur Bürgermeisterin gewählt wurde. Dennoch möchte sie wieder als Chefin ins Rathaus einziehen – natürlich: „Ich habe in den letzten sechs Jahren vieles aufgebaut. Und nicht zuletzt schätze ich die tolle Zusammenarbeit hier im Haus.“

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