Info in Wilhermsdorf über E-Mobilität

24.11.2015, 13:00 Uhr
Info in Wilhermsdorf über E-Mobilität

© Archiv-Foto: Hans-Joachim Winckler

Abseits jeder Autobahn und deshalb auch weit von den Elektrotankstellen des an der A 9 gelegenen „Schaufensters Bayern-Sachsen“ entfernt: Ausgerechnet hier wurde über genau dieses deutsche Vorzeigeprojekt der Elektromobilität berichtet. Wie es dazu kam? Zufall, sagen Astrid Lang und Uwe Emmert unisono. Denn die Mitarbeiterin der staatlichen Projektgesellschaft Bayern Innovativ (BI) aus Nürnberg wohnt im Ort: BI koordinierte das Projekt. Und der Bürgermeister ist selbst stolzer Besitzer eines elektrisch angetriebenen VW Golf. Quasi am Stammtisch entstand die Idee für den Abend über Elektromobilität.

Dass das Thema nun „aktueller denn je wäre, hatte vor sechs Wochen, also wir es geplant haben, keiner geahnt“, bekannte Emmert. Immerhin sei in der Zwischenzeit der VW-Abgasskandal aufgekommen, „Millionen Autos müssen zurückgerufen werden, weil sie Abgasgrenzen nur noch durch Software oder Harnstoffzusatz einhalten können“. E-Mobile dagegen seien automatisch sauber, doch „immer noch ein Trend, ein kleines Pflänzchen“.

Fünf Wilhermsdorfer

Gerade mal fünf davon gebe es in Wilhermsdorf, darunter Emmerts eigener E-Golf. Den hatte er aus dem VW-Werk gleich nach Wilhermsdorf fahren wollen. Doch „zu wenige Ladestationen, verschiedenste Ladekonzepte, Kundenkarten“ haben dazu geführt, dass Emmert ab Fulda „auf einem Transporter huckepack“ heimkam.

Dass sie für Langstrecken noch nicht so gut geeignet sind, glaubt Emmert, sei ein Grund, warum E-Mobile noch selten sind. Doch auf den nach der Jungfernfahrt ab Werk nach Hause gefahrenen 550 Kilometern habe er überhaupt kein Problem mehr gehabt. Da habe sich das Fahrzeug als alltagstauglich erwiesen.

Guido Weißmann, bei BI im Bereich Elektromobilität tätig, wollte seine Zuhörer ohne E-Auto motivieren, es dem Bürgermeister gleichzutun. Man müsse die Mehrwerte von E-Autos erkennen. Der hohe Preis allein könne nicht vom Kauf abhalten, sonst würden auch keine Protzautos gekauft, glaubt er.

Bei einem Handwerker, der drei seiner vier Fahrzeuge auf E-Betrieb umstellt, rechne sich die Umrüstung, so Weißmann. „Von den Folgekosten der Verbrennungstechnologie wie Feinstaub oder erforderlichen Lärmschutzwänden will ich gar nicht reden.“ Doch die würden von der Allgemeinheit anstandslos geschluckt. Dass E-Autos nur für Kurzstrecken taugen, stellte er in Abrede: „Müssen wir zehn Stunden am Stück 1000 Kilometer durchballern?“, fragte er. E-Mobilität garantiere kleine Pausen im Wohlfühl-Rhythmus: „Alle 100 Kilometer ein 20-minütiger Stopp zum Tanken — das ist die bessere Art zu fahren.“

Das bestätigte auch Claudia Roth. Sie fährt einen BMW I3, zeigt sich „vollauf begeistert“ und freut sich eigenem Bekunden zufolge „jeden Tag, ins Auto einzusteigen“, um von Kirchfarrnbach nach Fürth in ihr Architekturbüro zu fahren. Gerhard Stürzenhofecker stimmte ihr zu. Dessen Renault ZOE ist eines der preiswerteren E-Mobile, aber „sogar meine Basstuba kann mit“.

Tesla war der Star

Voll überzeugt ist auch Willi Harhammer: Der Wagen des Solarunternehmers aus Weißenohe war der Star des Abends: In dem Tesla – 400 PS, 400 Kilometer Reichweite, Luxusausstattung, „keine Kinderkrankheiten“ – wollte fast jeder der Gäste eine Runde durch den Ort drehen.

Dabei ist der Spaßfaktor bei den preiswerteren Modellen fast genauso hoch: „Wenn im Dorf einer hinter mir hängt, dann zeig’ ich ihm nach dem Ortsschild, wo der Hammer hängt“, erzählte Claudia Roth – kein Wunder bei einer Beschleunigung von „Null auf Hundert in sieben Sekunden“. Emmert stimmte lachend zu, schränkte aber ein: „Jeder Kavalierstart kostet vier Kilometer Reichweite.“

Fast so weit wie E-Autos kommen heute übrigens auch E-Bikes, von denen Gerhard Hackner schwärmte. Der Boxenstop-Geschäftsführer brachte zudem den Gesundheitsaspekt ins Spiel: „Ich habe Kunden, die vorher 150 Kilometer mit einem normalen Fahrrad gefahren sind, die fahren jetzt 2000 Kilometer und sind viel fitter.“

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