Intensive Klänge

13.10.2015, 19:10 Uhr

Der Chor „Vocanta“ feierte mit einem anspruchsvollen Konzert sein 30-jähriges Bestehen und verschenkte am Schluss an jeden Zuhörer in der gut besuchten Heilig Kreuz Kirche eine CD aus dem Fundus der musikalisch reichhaltigen Chorgeschichte.

Grund zum Feiern haben der Chor und sein Leiter, Joachim Adamczewski wahrlich, denn „Vocanta“ dürfte einer der profundesten Laienchöre — weit über die Region Franken hinaus — sein. Das stellte auch Bürgermeisterin Elsiabeth Preuss fest, die die Botschafterfunktion des Chores für die Erlanger Städtepartnerschaften, für lebendige, gelebte Austauschkultur dankend hervorhob.

Zum 30-jährigen Bestehen hatte Chorleiter Adamczewski alles andere als heitere, gefällige Chorliteratur für das Jubiläumskonzert zusammengestellt: Ein hochkomplexes, anspruchsvolles A-cappella-Programm mit geistlichen Motetten und Sätzen aus etwa 300 Jahren Musikgeschichte bestimmte das Programm.

Mühevoller Einstieg

Den Rahmen bildeten zwei achtstimmige Motetten des Leipziger Thomaskantors Johann Friedrich Doles, der vor 300 Jahren zur Welt kam, bei Bach, nach Bach wirkte.

Als mühevoller Einstieg mit fordernden Sopranhöhen, Koloraturen und doppelchörigen Verschränkungen erklang das „Kommt, kommt herzu“ angestrengt. Die räumlich getrennte Aufstellung des zweigeteilten Chores machte hier und im „Danket, danket“ die Doppelchörigkeit akustisch sinnfällig, offenbarte das großartige kompositorische Vermögen Doles’ mit grandiosen Fugen- und Echokünsten, der den Vergleich mit seinem musikalischen Ziehvater Bach nicht zu scheuen braucht.

Innige Höhepunkte mit feinster Pianokultur waren Morten Lauridsens „O magnum mysterium“ und das wunderbar weite, mystische „Alleluia“ von Eric Whitacre mit berührend zartem Sopransolo. Aber auch die beiden Motetten von Poulenc „Timor et tremor“ und „Vinea mea electa“ waren in ihrer deutlichen musikalischen Textauslegung von expressiver Strenge geprägt, stark im überraschenden Dur-Schluss.

Fließend und mühelos

Weichere, versöhnlichere Ausdrucksformen wählte Charles Hubert Parry in seinen Sätzen „My soul“ und „There is an old belief“. Das war fließend und mühelos vorgetragen. Immer wieder zutiefst beeindruckend ist die Brahms-Motette „Warum ist das Licht gegeben“ mit seinen harmonisch-markanten „Warum“-Fragen.

Adamczewski lässt das den Chor ohne Larmoyanz mit Betroffenheit gestalten. Die Pianissimi sind dramatisch genug, die einzelnen Abschnitte eindrucksvoll in ihrem Ausdrucksgehalt.

Der Schlusschoral der Motette „Mit Fried und Freud“ war zuversichtlicher Bach-Tradition gezollt, klar, gewiss, in der musikalischen Interpretation feinfühlig, stimmenstrukturiert. Das ergab nach solch’ intensiver musikalischer Religiosität anhaltenden Beifall, „standing ovations“ und Rheinbergers berühmtes „Abendlied“ als Zugabe.

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