Interview mit Pfarrerin - Was wird an Pfingsten gefeiert?

14.5.2016, 09:00 Uhr
Interview mit Pfarrerin - Was wird an Pfingsten gefeiert?

© Andrea Pitsch

Was man an Pfingsten feiert und wie man den Heiligen Geist in Worte fassen kann, weiß die Reichenschwander Pfarrerin Ute Böhne.

Pfingsten – da denken viele an Ferien, langes Wochenende, Hansgörgl- oder Bergkirchweih. Doch dass hinter den Feiertagen ein christliches Fest steckt, vergessen viele. Was man an Pfingsten feiert und wie man den Heiligen Geist in Worte fassen kann, weiß die Reichenschwander Pfarrerin Ute Böhne.

Dass Pfingsten mit dem Heiligen Geist zu tun hat, wissen noch manche grob. Aber wie war das genau?

Ute Böhne: An Pfingsten feiern wir, dass der Heilige Geist zu den Jüngern und Jüngerinnen gekommen ist. Das zeigte sich durch Sturmbrausen und Feuerzungen auf deren Köpfen und sie redeten in verschiedenen Sprachen, die nicht ihre Muttersprache waren, sondern die Sprachen der umstehenden Menschen. Denn damals fand mit "Schawuot" ein jüdisches Fest zur Erntezeit statt. Daher war Jerusalem voll mit Menschen. Das war 49 beziehungsweise 50 Tage nach Ostern. Deswegen geht Pfingsten auf das lateinische Wort Pentecost zurück.

Mit dem abstrakten Begriff "Heiliger Geist" können sicher wenige etwas anfangen.

Oh ja. Der Heilige Geist ist die wahrnehmbare Kraft Gottes in uns. Er treibt die Jünger nach draußen, gibt ihnen Mut, über das Evangelium zu sprechen, denn sie spüren Gott in sich. Sturm, Wind und Feuer sind dabei typische Kennzeichen einer Theophanie, also einer ergreifenden Gotteserscheinung. Doch es ist nicht nur das: Der Heilige Geist sorgt für das Sprachenwunder: Das Evangelium wird nun in die ganze Welt verbreitet. Damit ist Pfingsten ein Verständigungswunder und die Entstehung der Kirche.

Welche Bedeutung hat Pfingsten für die Gesellschaft und für die Christen im Speziellen eigentlich heute noch?

Schaut man sich zum Beispiel den Gottesdienstbesuch an und vergleicht diesen mit Weihnachten und Ostern, dann könnte man meinen, der Heilige Geist sei eher etwas für den kleinen Kreis. Aber dem ist nicht so! An Pfingsten kann uns die Internationalität des christlichen Glaubens bewusst werden. Das Evangelium ist öffentlich für jeden, egal welche Sprache oder Kultur er oder sie hat. Und wir Christen werden daran erinnert, dass der Glaube ein Geschenk ist – dank der Wirkung des Heiligen Geistes. Pfingsten ist die Spannung zwischen dem Bitten darum, dass wir Gott spüren können ("Komm, Heiliger Geist!") und der Vergewisserung, dass Gottes Geist wirklich in uns wohnt.





 

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