Jetzt kommen die Streetworker nach Hersbruck

5.11.2014, 18:44 Uhr
Jetzt kommen die Streetworker nach Hersbruck

© J. Ruppert

Im zuständigen Hersbrucker Stadtratsausschuss berichtete er, wie der beschlossene Systemwechsel hin zu einer "aufsuchenden Jugendarbeit" aussehen wird.

Die Schließung des Jugendzentrums Heb in diesem Sommer hat einige Kritik ausgelöst. Vor allem auch deshalb, weil viele die Neukonzeption zu wenig verstanden haben. Auslöser für das Aus des Treffs war der zuletzt nur mehr geringe Zuspruch. Zweiter Bürgermeister Peter Uschalt als Sitzungsleiter erläuterte die künftige Philosophie: "Wir gehen nun auf die Jugendlichen zu und warten nicht mehr, dass sie in das Jugendzentrum kommen."

Dies klingt sehr abstrakt. Deshalb hatten die Verantwortlichen der Stadt Thomas Fried eingeladen. Der Fachmann berichtete, wie er die aufsuchende Jugendarbeit in Schnaittach gestaltet hat. "Der Bedarf war da", sagte er. Gruppen von Mädchen und Jungen trieben sich im Ort herum. Die Probleme reichten von weggeworfenem Müll über Lärm bis hin zu Vandalismus.

Das deckt sich mit der Entwicklung in Hersbruck. Bestimmte Straßen und Plätze, egal ob der Plärrer, die Ecke am Minigolfplatz oder das Areal unter der B14-Brücke, sind beliebte abendliche Aufenthaltsorte der Teenager - mit ähnlichen Ärgernissen.

Thomas Fried knüpfte als Streetworker in Schnaittach zuerst Kontakte. Er wurde im öffentlichen Raum "selbstverständlich". Mehr und mehr Problemkids nutzten dann sein "niedrigschwelliges Angebot" und wandten sich mit ihren Sorgen an ihn: Sucht, Obdachlosigkeit, Gewalt in der Familie, Übergang ins Arbeitsleben, Stress mit Behörden und anderes.

Außerdem war Thomas Fried bei Veranstaltungen wie der Kirchweih unterwegs, allerdings nicht als Ordner, sondern um zum Beispiel Streitigkeiten zu schlichten. Es hat ein Jahr gedauert, bis ihn die Zielgruppe als Ansprechpartner annahm. Die Jugendlichen wissen längst, dass Gespräche vertraulich bleiben.

Kollegin kommt

Birgit Meister und Jürgen Wolfrum haben mit Stadtrat Friedrich Biegel das Konzept für Hersbruck ausgearbeitet. Als neue Stelle soll der Streetworker eine Kollegin erhalten, die sich vor allem um die Mädchen kümmert. Die zusätzlichen Kosten für die weibliche Fachkraft betragen 16.000 Euro jährlich, die voraussichtlich je zur Hälfte Stadt und Landkreis zahlen.

Neben ihrer mobilen Jugendarbeit werden die Streetworker in einem Büro im Hersbrucker Stadthaus mit festen Sprechzeiten am Freitag zu erreichen sein. Sie sind außerdem Anlaufstelle für Bürger, die sich von Jugendlichen gestört fühlen, sagte Jürgen Wolfrum. Zusätzlich wird die Jugend-Sozialarbeit zwei weitere Säulen umfassen. Zum einen gibt es in den Ferien Gruppenprojekte. Dazu zählt etwa der Aktivspielplatz mit dem Bau von Holzhütten. Zum anderen fördert die Stadt "junge Kultur", indem sie einen Bandprobenraum zur Verfügung stellt und jährlich mindestens zehn Konzerte oder Discos veranstaltet.

Schon in seiner Einleitung hatte Peter Uschalt klar gesagt, dass Hersbruck darüber hinaus einen offenen Treff wie ein Café einrichten möchte. Auf Nachfrage von Friedrich Biegel bestätigte der stellvertretende Rathauschef, dass konkrete Gespräche laufen. Claudia Häffner hätte gern den Beschluss des Ausschusses zur Schaffung des offenen Treffs vom letzten Juli wiederholt. Dazu sah Peter Uschalt keinen Anlass.

Streetworker an den Schulen

Volker Hegel regte erfolgreich an, dass sich die Streetworker in bestimmten Jahrgangsstufen der Hersbrucker Schulen vorstellen sollen. Weitere Diskussionspunkte kreisten um die Ausbildung der Fachkräfte, Info-Flyer, die Zahl der Betroffenen und den 8000-Euro-Anteil des Landkreises. Friedrich Biegel lobte den eingeschlagenen Weg. "Wir dürfen uns nicht am Jugendzentrum orientieren, es geht jetzt in eine ganz andere Richtung", strich er heraus. Dem schlossen sich Franz Benaburger und Irmgard Raum an.

Marcus Seitz und Claudia Häffner waren rein inhaltlich für die Neuerung. Dennoch stimmten beide mit "Nein", weil sie die vorgesehene Stundenzahl der Streetworker als zu gering einstufen. Allein der Aufwand bei den von der Bürokratie verlangten Schreibarbeiten ist sehr hoch, sagte Marcus Seitz. Die Zahl der Stunden ist - da eine Personalangelegenheit - noch nicht öffentlich.

Hersbrucks Verwaltungsleiter Karlheinz Wölfel bestätigte, dass den Fachkräften zusammengerechnet weniger Zeit als früher im Jugendzentrum zur Verfügung steht. Allerdings verbringen sie diese nicht mehr mit Warten, sondern sie gehen aktiv auf die Jugendlichen zu. Im übrigen warb Wölfel für Vertrauen. Die ersten Erfahrungen werden zeigen, ob Anpassungen notwendig sind. Mit 7:2 beschloss der Ausschuss für Familie, Jugend, Schulen und Soziales das vorgelegte Konzept.

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