Jung, scharf, prickelnd

25.10.2017, 18:38 Uhr

Fünf Sätze aus der "Kunst der Fuge", die Kontrapunkte 1, 4, 5, 11 und 14 atmen ein strenges Bewusstsein für den formalen Bau. Wie genüsslich rollt das Viererteam den Klangteppich musikantisch, empfindsam aus. Mit sicherem Instinkt für all die kleinen Rückungen, Ritardandi und Rubati , aber auch peinigender Kühle erhält Mozarts Adagio und Fuge c-Moll prägnantes Profil.

Als Einzelstück, durchgeformt nach strenger historisierender Artikulation, wirkt Beethovens "Große Fuge" B-Dur op. 133 trotz gelegentlicher lyrischer Segmente extrem schroff und klanggeschärft. Harsche Akzente, ruppige Rhythmik, Strenge und radikale Harmonik lassen in diesem Quartett-Monster eher Schönberg wetterleuchten. Eine Tour de Force wird durch Fortissimi und diverse Hakeligkeiten effektvoll zu Ende gebracht. Das Armida Quartett fasziniert durch farbiges und präsentes Klangbild.

Es macht Eindruck, mit welcher Intelligenz die Armida-Leute – Martin Funda, Johanna Staemmler, Teresa Schwamm und Peter-Philipp Staemmler – Schuberts d-Moll Quartett "Der Tod und das Mädchen" D 810 hochgespannt von der ersten bis zur letzten Note interpretieren. Da scheinen auch die letzten Zweifel ausgeräumt, dass die vier jungen Leute sich längst auf der Schlussgeraden zur internationalen Meisterschaft befinden.

Dramatischer Atem weht auf der ganzen Linie. So in der finsteren Erregtheit des Eingangs-Allegro, wo das durchbrechende D-Dur als dramaturgisch schlüssiger Einbruch in scharfen Kontrasten entsteht. Rhythmisch virtuos braust nach dem jähen Aufprall der Reibungen im Scherzo das Finalpresto vorüber.

Der Primarius leistet sich keine noch so verzeihliche Mogelei in hohen Registern. Der Cellist bietet in jeder dynamischen Situation einen klar konturierten Ton, das Mittelfeld agiert elastisch und mit Spürsinn – allen Respekt vor dieser hohen Spielkultur! Das Publikum war begeistert.

 

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