Jünger, asiatischer und unkonventioneller

10.4.2018, 19:04 Uhr
Jünger, asiatischer und unkonventioneller

© Foto: Adriana Yankulova (PR)

Nun ist also klar: Projekte und Personen werden jünger, asiatischer und unkonventioneller. So verbündet sich das Orchester mit einem Beatboxer, der alle Instrumente mit seinem Mund imitiert, oder mit der brillanten Schlagzeugerin Vivi Vassileva.

Natürlich möchte der "Neue" zeigen, was er kann. Und so werden die ersten vier Konzertprogramme in der kommenden Spielzeit von Wong gestaltet. Dass er eine Affinität zu Gustav Mahler hat, ist bekannt. Hier steht im März die 3. Symphomie mit Marina Prudenskaya als Alt-Solistin an. "Aber auf gleicher Ebene liebe ich Brahms", sagt der 32-Jährige. Und so markiert das Brahms’sche Violinkonzert mit Stargeigerin Midori den Anfang seiner Nürnberger Ära.

Wong wird sein neues Amt mit einer Uraufführung beginnen: Kah Hoe Yii aus Malaysia schreibt für die Symphoniker ein "Concerto 4 Orchestra". Weitere prominente zeitgenössische Komponisten sind etwa Jörg Widmann, Takashi Yoshimatsu, Alexander Arutjunjan oder Russell Peck. "Uns interessiert nicht so sehr die Moderne der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts, sondern die unmittelbare Gegenwart", ergänzt Lucius A. Hemmer.

Der Intendant freut sich besonders darüber, dass das Orchester zur neuen Saison wohl um zwei Stellen und in der darauffolgenden Spielzeit nochmals um zwei Musiker aufgestockt wird. "Die beiden Hauptzuschussgeber Stadt und Freistaat haben eingesehen, dass ein Orchester, das so viel spielt wie wir, bei den Bläsern dreifach besetzt sein muss."

Vier zusätzliche Stellen

Tatsächlich kommt auf die Symphoniker eine Menge Arbeit zu: Über hundert Termine listet der Intendant für die Spielzeit 2018/19 auf. In der Region sind die Musiker genauso präsent (etwa in Amberg, Ansbach, Altdorf, Rothenburg, Weißenburg oder Zirndorf) wie in Mailand. Dazu kommen jede Menge Sonder-Veranstaltungen wie ein Familienkonzert im Playmobil-FunPark, ein Abstecher in die Nürnberger Justizvollzugsanstalt oder ein spezielles Konzert für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen. Auch die Education-Programme binden viele Symphoniker-Kräfte.

Elke Heidenreich eröffnete vor etlichen Jahren die Reihe "Symphoniker Plus". Jetzt kehrt sie mit einem Schumann-Special zurück. Sky du Mont wird als Rezitator Winterträume wahr werden lassen und Jazzposaunist Nils Landgren ist Stargast bei "Symphoniker meet . . ."

Jünger, asiatischer und unkonventioneller

© Foto: Torsten Hönig (Symphoniker)

Weitere namhafte Künstler werden mit den Cellisten Julian Steckel und Maximilian Hornung, dem Hornisten Felix Klieser (Echo-Klassik-Preisträger), dem Klarinettisten Sebastian Manz, Geiger Sergej Krylow oder dem Alphornbläser Arkady Shikloper erwartet. Und auch der Name Shelley taucht wieder auf, nämlich in Gestalt von Howard Shelley, dem Vater von Alexander, der sich als Pianist und Dirigent in Personalunion präsentiert.

Die Auslastung in den Abo-Reihen liegt bei sehr guten 75 Prozent (gerechnet auf alle 2133 Sitzplätze in der Meistersingerhalle), was das Orchester vor ein Luxusproblem stellt. "Im geplanten Konzertbau mit 1500 Plätzen werden wir fast nur Stammkunden unterbringen können", erläutert Intendant Hemmer. Die neue Verwaltungsdirektorin Janka Rosenberg ist jedenfalls mit der Nachfrage sehr zufrieden. Schnupper- und Flexi-Abos kompensieren die weniger werdenden Voll-Abonnements vollkommen. Und besonders stark hat der freie Verkauf angezogen.

Bis zum Bezug der neuen Halle fließt allerdings noch der ein oder andere Liter Wasser die Pegnitz hinab. Näher liegt da Wongs Einstand bei den "Klassik Open Airs". Dort will er eine "Playlist" seiner Favoriten präsentieren, und zur Begrüßung seines fränkischen Publikums hat er einen "Sunny Island"-Marsch komponiert, der am 4. August im Luitpoldhain zu hören sein wird.

"Teamgeist stärken"

Starkult mag der Mann aus Singapur allerdings gar nicht: "Wir sind nur als Team erfolgreich." Und an noch etwas muss er sich in Europa gewöhnen: "Bei uns in Südostasien ist Klassik noch immer etwas Neues und zieht vor allem junge Leute an. Hier haben wir ein Publikum, das den Kanon wirklich sehr gut kennt. Und deswegen hoffe ich, auch genügend neue Farben im Köcher zu haben."

Und die Erneuerung soll auch im Trägerverein weitergehen. Herbert Coerper, immerhin seit 1982 an der Spitze, kündigt für den Sommer einen Wechsel in der Führung an.

www.nuernbergersymphoniker.de

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