Kampf ums Schulhaus in Stein

27.5.2016, 14:00 Uhr
Kampf ums Schulhaus in Stein

© Foto: Thomas Scherer

Am kommenden Dienstag steht das Thema auf der Tagesordnung: „Schließung des Schulstandortes Stuttgarter Straße 29 und Umnutzung in einen Kinderhort.“ Das ist klar formuliert. So klar, dass beispielsweise das Ehepaar Maier seinen Kindern sagt, dass sie nach den großen Ferien die Schule am Neuwerker Weg besuchen werden. „Ich erzähle meinen Kindern, dass das morgendliche Busfahren sicher toll und spannend wird“, berichtet Uschi Maier. Doch eigentlich hat sie für die Entscheidung, die offiziell nie gefällt wurde, kein Verständnis.

Drei Schulhäuser hat Stein noch: Neuwerker Weg, Mühlstraße und Oberweihersbuch. Die wohnortnahe Beschulung galt als Markenzeichen der Grundschule. Bei der Vermarktung neuer Baugebiete, wie dem im Fabergut, war eigens damit geworben worden. Für das Ehepaar Maier ein wichtiges Motiv, von Nürnberg nach Stein zu ziehen. „Hier hat einfach alles gepasst“, sagt Michael Maier, die Nähe von Kindergarten und Schule und zur Natur.

Platz für den Hort

Zunächst klingt die aktuelle Entwicklung ganz logisch: Stein hat für einen Teil seiner Hortkinder nur Übergangslösungen. Gleichzeitig existieren aber freie Unterrichtsräume in der millionenschwer sanierten Mittelschule, die nicht mehr ausreichend Schüler hat. Wenn der kleinste Grundschulstandort mit vier Klassen aufgegeben wird, könnten die Unterrichtsräume der Mittelschule wieder sinnvoll genutzt werden und in das alte Schulhaus ziehen die Hortkinder ein.

Doch die Eltern leisteten von Beginn an Widerstand gegen das Aus der kleinen Dorfschule, mittlerweile als Bürgerinitiative (BI) organisiert. Jetzt hat ein Argument die BI jedoch ausgebremst: der Brandschutz. Das Gebäude an der Stuttgarter Straße stammt aus dem Jahr 1857 und war stets ein Schulhaus. Natürlich wurde im Laufe der Jahrzehnte immer wieder modernisiert, doch der Brandschutz ist nicht auf dem aktuellsten Stand.

Das bedeutet, wird an dem Haus baulich nichts verändert, kann es vorerst weiter als Schule dienen. Bei Umbauten oder Erweiterungen müsste der Brandschutz aber erneuert werden. Da aus pädagogischen Gründen eine Vergrößerung wohl unumgänglich ist, muss also auch der Brandschutz angepasst werden.

Bei der Schulanmeldung ihrer Erstklässler wurde den Eltern nun mitgeteilt, dass das Schulhaus an der Stuttgarter Straße nicht mehr zur Verfügung stehe. „Damit wurden Fakten geschaffen, ohne einen demokratischen Entscheidungsprozess abzuwarten“, sagt Kornelius Robens, der für die BI spricht. Empörung mache sich breit, dabei geht es nicht mehr allein um die Frage, ob die Schule schließt, sondern auch um das Wie des Vorgehens der Stadt.

„Wir haben in ganz kurzer Zeit 800 Unterschriften für die Erhalt gesammelt“, sagt Tatjana Ortmann, eine betroffene Mutter. Sie fühlt sich einfach übergangen und ignoriert. Viele Eltern wüssten jetzt gar nicht, wie es im nächsten Schuljahr für ihre Kinder weitergeht, bedauert sie. „So fördert man Politikverdrossenheit“, ergänzt Michael Maier.

Die Gründe für die Schulschließung variieren, seit es die Gerüchte darum gibt. Zuerst waren es zu wenige Kinder, um Klassen zu bilden. Dann wurden pädagogische Erwägungen in den Vordergrund gerückt. Hier zählte die Fachfrau Gabriele Klenk, Rektorin der Steiner Grundschule, auf, was alles gegen den kleinsten der Steiner Standorte mit seinen vier Klassen spreche: von fehlenden Fachräumen über lange Anreisen in die Turnhalle am Neuwerker Weg bis zu erheblichen Problemen bei der Aufsicht, wenn eine Lehrkraft ausfalle.

Kampf ums Schulhaus in Stein

© Foto: Scherer

Ein gewichtiges Argument sind am Ende die Kosten: Dazu wurde im Stadtrat eine Aufstellung vorgelegt, wonach für die Umwandlung in einen Hort 900 000 Euro nötig wären. Wesentlich teurer wäre die Sanierung, die auf über drei Millionen Euro kommen könnte. Diese Zahlen zweifelt BI-Sprecher Robens an. Gleich mehrere Fakten seien dabei nicht berücksichtigt, beispielsweise, dass die Schule in Oberweihersbuch durchaus eine Ausbaureserve — eine derzeit vermietete Wohnung — habe, oder dass auch für einen Hort der Brandschutz angepasst werden müsse. Und wieso könne nicht der freiwerdende Kindergarten der Paul-Gerhardt-Gemeinde in einen Hort umgenutzt werden? Und wie geht es den Kindern dabei? „Meine Tochter weint immer wieder“, berichtet Tatjana Ortmann. Auch andere Kinder hätten Angst vor dem Umzug. Mit rührenden Zetteln kämpfen auch die „Großen“ — Fünftklässler der Steiner Gymnasiums — für ihre alte Schule.

Vor der Sitzung am kommenden Dienstag wollen die Eltern sich treffen und anschließend zahlreich daran teilnehmen. Die Mehrheitsverhältnisse im Stadtrat sprechen für ein Ende des Schulhauses. Für den Standort hat sich klar die CSU positioniert, die flankierend von der örtlichen Jungen Union unterstützt wird. Auch Grüne und die FDP-Stadträtin Agnes Meier tendieren zum Erhalt des Dorfschulhauses. Nach einer Mehrheit im Stadtrat sieht das aber nicht aus.

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