Kirchweihbaum-Aufstellen aus Wilhermsdorf mit Sicherheitsfaktor

28.8.2015, 06:00 Uhr
Kirchweihbaum-Aufstellen aus Wilhermsdorf mit Sicherheitsfaktor

© Foto: Wraneschitz

Ob Kirchweihbaum in Franken oder Maibaum in Altbayern: Wer den längsten und schönsten hat, darum streiten sich Dorfjugend oder Maibaumwachen landauf, landab. Gerade in Franken gerät das Aufstellen immer wieder zum Spektakel, wenn Ortsburschen mit Muskelkraft und langen Holz- oder Alustangen, den „Schwalben“, den möglichst geraden Fichtenholzstamm, in die Senkrechte wuchten.

Das Publikum ist überall gerne nah dabei, möglichst auf Tuchfühlung mit den kräftigen Jungs. Das war auch in Wilhermsdorf so. Bis vor einigen Jahren dem damaligen Bürgermeister Harry Scheuenstuhl die Rechtslage nahe gebracht wurde: Die Berufsgenossenschaft schreibt beim ungesicherten Aufstellen von Bäumen einen doppelten Baum-Abstand für das Publikum vor.

Deshalb schuf die Feuerwehr beim Start der Pfingstkärwa im Jahre 2011 jede Menge Freiraum um den Baum: Denn: Der Bürgermeister wollte seinerzeit das Haftungsrisiko nicht übernehmen.

Ein Jahr später war nur noch vor und hinter dem Stamm eine Baumlänge Schutzzone, daneben etwa fünf Meter. Im Boden des Marktplatzes versenkt war ein Stahlgestell, das den Baum beim Aufrichten seitlich fixierte. Zirka 30 000 Euro hat die Gemeinde damals für diese Teilverbesserung des Kärwabaum-Spaßfaktors springen lassen.

Uwe Emmert, seit eineinhalb Jahren Bürgermeister im Zenngrund, will nun dafür sorgen, dass möglichst auch das letzte Risiko beim Baumaufstellen entfällt. Die hiesigen Ortsburschen können nun jeweils vor dem Aufstelltag das Sicherungsgestell von der Gemeinde ausleihen. Gelagert ist es im örtlichen Bauhof, der Aufbau dauert etwa 30 Minuten, gekostet hat die Gerätschaft um die 2500 Euro.

Es kommt immer zusammen mit der im Boden eingelassenen Stahlhalterung zum Einsatz. Die Bodenhülse „verankert den Baum, verhindert seitliches Wegrutschen und Kippen nach hinten“. Die neue Eigenkonstruktion – „eine Zahnschiene mit zwei Stützarmen“ (Emmert) – schützt den Stamm zusätzlich davor, dass der beim eventuellen Durchbrechen einer Schwalbe nach unten kracht und jemanden verletzt.

„Die Ortsburschen waren nicht begeistert, als sie von meinem Alleingang hörten“, gibt Emmert zu. Seit Anfang des Jahres hatten er und ein Schlosser getüftelt, bei der Kärwa in Meiersberg hatte das Sicherungsgestell Premiere. „Vorher wurde geschimpft, hinterher gab es keinerlei Kritik mehr“. Stattdessen folgte nur das Prosit der Gemütlichkeit nach dem erfolgreichen Anstich des ersten Kärwafasses.

Ohne Lizenz

„Ich kenne keinen, der so weit ist“: Uwe Emmert ist sicher, seine „im Alleingang mit dem Schlosser“ entwickelte Konstruktion löst ein Problem, über das sich sonst „fast noch niemand Gedanken gemacht hat: die Haftungsfrage beim Kärwabaumaufstellen“. Und weil die nicht nur in Wilhermsdorf, sondern auch andernorts existiert, „kann man das Gestell beim Schlosser lizenzfrei kaufen“.

Er gebe dessen Namen gerne weiter, sagt Emmert: „Dann bekommen auch andere Gemeinden die vorbildlichste Lösung beim Baumaufstellen.“ Nur für nüchternes Aufstellpersonal müssen sie selber sorgen.

Nächster Einsatz des Kirchweihbaumhalters ist übrigens die Kirchfarrnbacher Kärwa. Am Samstag um 18 Uhr kann das Gestell im Praxistest begutachtet werden.

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