Klimaschutz vor Ort

1.7.2015, 06:00 Uhr
Klimaschutz vor Ort

© Foto: Schübel

Nelson Mandelas Vision der „Climate Justice“ stellte Landrat Matthias Dießl an den Beginn der Abschlussveranstaltung im Landratsamt Zirndorf. In Zeiten des Klimawandels bedeutete für Mandela ein Leben in Würde auch, dass alle Menschen das Recht auf saubere Luft und sauberes Wasser haben. „Global betrachtet ist der Landkreis Fürth sehr klein, aber Klimaschutz beginnt vor Ort. Im Landkreis, in der Gemeinde, in den Haushalten, bei jedem einzelnen Bürger“, erläuterte Dießl.

„Das integrierte Klimaschutzkonzept steht auf drei Säulen. Energieeffizienz, Energieeinsparung und Ausbau erneuerbarer Energien“, sagte Professor Martina Klärle. „Nur wenn diese drei Säulen angepackt werden, kann die Energiewende auch im Landkreis gelingen.“ Zwar wurden im Jahr 2013 schon 100 000 Megawattstunden regenerativer Strom produziert. Dem gegenüber stehen aber sechs Tonnen CO2-Emissionen je Bürger. Der bundesdeutsche Schnitt liegt bei zehn Tonnen.

Mehr als die Hälfte der CO2-Emissionen im Landkreis geht auf das Konto der privaten Haushalte. Rund 30 Prozent des Energieverbrauchs, haben Experten errechnet, könnten in Betrieben und Privathaushalten eingespart werden, ohne den Lebensstandard zu gefährden. Das Klimaschutzkonzept soll den Gemeinden das Werkzeug an die Hand geben. Und es ist Voraussetzung dafür, dass das Bundesumweltministerium die Kosten für einen Klimaschutzmanager im Landkreis sowie die Umsetzung der im Konzept empfohlenen Maßnahmen fördert.

Besonderes Augenmerk liegt laut Klärle auf der Reduzierung des Stromverbrauchs für die Wärmeerzeugung. „Im Landkreis wird pro Jahr 64 Prozent der erzeugten Energie für das Heizen von Gebäuden benutzt, 26 Prozent gehen auf das Konto des Verkehrs und nur zehn Prozent werden wirklich für den Stromverbrauch genutzt“, erläuterte Klärle.

„Die Einsparung von einem Sechstel des Wärmebedarfs entspricht also dem gesamten Strombedarf im Landkreis.“ Modernisierung sei hier das Mittel der Wahl. Öffentliche Gebäude müssten energetisch saniert werden, um die Wärmeabstrahlung nach außen zu verringern. Zusätzlich sollen für die Bürger Anreize geschaffen werden, ihre Häuser und Wohnungen besser zu dämmen.

In Sachen regenerative Energien steht der Landkreis nicht schlecht da. Schon 27 Prozent des benötigten Stromes wird aus Wind, Solar oder Biogas erzeugt. Das Paradebeispiel hierfür ist die Gemeinde Wilhermsdorf, die mittlerweile mehr als doppelt so viel Strom aus erneuerbaren Quellen erzeugt, wie sie selbst benötigt. Das bringt pro Jahr eine Einsparung von 20 000 Tonnen CO2. Eine Maßnahme, die Wilhermsdorf noch ergreifen könnte, wäre zum Beispiel eine energieeffiziente Bauleitplanung. Das bedeutet, dass bei der Planung von Wohngebieten von Anfang an extra Platz für die Dämmung der Gebäude eingerechnet wird oder darauf geachtet wird, dass die Dachausrichtung für Photovoltaikanlagen passend ist. Des Weiteren hält Klärle den Sektor Elektromobilität für ausbaufähig.

Nun soll im Landratsamt die Stelle eines Klimaschutzmanagers geschaffen werden. Er soll die Bemühungen und Aktionen der einzelnen Gemeinden aufeinander abstimmen. „Eine zentrale Stelle, an der alles zusammenläuft, ist sehr wichtig, damit alle an einem Strang ziehen“, sagte Klärle. „Sonst verliert man schnell den Überblick, wer was macht, Chancen zur Kooperation könnten dann unerkannt bleiben. “

Grundsätzlich will das Konzept auch Investitionen anstoßen — in Elektromobilität, in den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, in den weiteren Ausbau der regenerativen Energien. „Die Stelle des Klimaschutzmanagers ist schon im Stellenplan des Landratsamtes berücksichtigt“, sagte Dießl. „Das Konzept wird nicht einfach in der Schublade verschwinden. Wir haben bald jemanden, der uns auf die Finger klopft, wenn unsere Bemühungen doch drohen, wieder einzuschlafen“, versicherte er.

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