Kreistag Nürnberger Land: Große verlieren, Kleine gewinnen

18.3.2014, 20:19 Uhr
Kreistag Nürnberger Land: Große verlieren, Kleine gewinnen

Der neue Kreistag setzt sich wie folgt zusammen:

Die CSU verliert zwei Sitze gegenüber 2008, stellt mit 24 Räten aber weiter die größte Fraktion. Es folgt die SPD mit 16 Sitzen (minus 3). Die Freien Wähler gewinnen zwei Mandate hinzu und kommen nun auf 15, die Grünen erringen einen zusätzlichen Sitz und sind mit neun Räten vertreten. FDP und Republikaner können ihre jeweils zwei Sitze behaupten. Neu im Gremium ist die Bunte Liste, die zwei Räte stellt.

In Prozentzahlen sieht das so aus: CSU 34,17% (2008: 36,94%), SPD 23,17% (26,62%), FW 21,30% (18,73%), Grüne 13,53% (11,48%), Bunte Liste 3,27% (--), FDP 2,42% (3,35%), REP 2,15% (2,88%).

„Es schmerzt“, sagt Cornelia Trinkl, die Fraktionsvorsitzende der CSU, wenn sie auf das Wahlergebnis schaut. Doch sie sei auch froh, dass es noch glimpflich abgelaufen sei, vor allem, wenn man ihr schwaches Abschneiden bei der Landratswahl betrachte. Besonders stark war die CSU in Winkelhaid (44,18%), Neuhaus, Engelthal und Burgthann, wo sie über 40 Prozent holte. Am schwächsten schnitt sie in Neunkirchen, Pommelsbrunn und Reichenschwand ab (rund 30%) und in Röthenbach (26,6%).

Eigentlich habe man nicht nur zwei, sondern drei Mandate verloren, sagt Trinkl. Denn nachdem Oliver Unterburger während der vergangenen Legislaturperiode von den Freien Wählern zur CSU gewechselt war, hatte diese sogar 27 Sitze, die FW nur noch zwölf. Unterburger schaffte den Sprung ins Gremium dieses Mal nicht, genauso wie Rainer Deuerlein. Ebenfalls nicht mehr dabei sind Bernd Pawelke, Kurt Sägmüller und Werner Kundörfer, die weit hinten auf der Liste platziert waren. Peter Stief trat gar nicht mehr an.

Dafür sind drei Neue dabei: Winkelhaids Bürgermeister Michael Schmidt, Peter Uschalt aus Hersbruck und Frank Pitterlein, Bürgermeisterkandidat in Schnaittach, der von Listenplatz 39 auf 24 vorgewählt wurde. Den größten Sprung nach vorn machte Kreisrat Otto Wolze, den die Wähler von 31 auf 19 hievten. Knapp vorbei schrammte der Laufer Bürgermeisterkandidat Norbert Maschler.

„Wir müssen nun nach vorne schauen“, sagt Trinkl. „Wir sind gegenüber allen Fraktionen offen und wollen weiter konstruktiv zusammenarbeiten.“ Dann wird sie kurz kämpferisch: „Wir wollen auf jeden Fall einen stellvertretenden Landrat stellen – schließlich sind wir immer noch die stärkste Fraktion.“

Unzufriedenheit bei der SPD

Unzufrieden ist auch Thomas Beyer, Fraktionsvorsitzender der SPD. Das schlechte Abschneiden will er nicht nur auf das neue Auszählungssystem, das kleine Parteien bevorzugt, und das erstmalige Antreten der Bunten Liste schieben. Daran sei die SPD schon selbst schuld. „Das sind Dinge, die weh tun“, sagt Beyer. Dass man weiter die zweitstärkste Fraktion stellt, sei da nur ein schwacher Trost.

Ihre besten Ergebnisse fuhr die SPD in Henfenfeld (35,79%), Schwarzenbruck und Velden ein (über 32%) ein. Einen krassen Absturz legte sie in ihrer einstigen Hochburg Röthenbach hin. Wie schon die Stadtrats- erlebte hier auch die Kreistagsfraktion ein Debakel und fiel von 42,34% 2008 auf 28,42%. Die schlechtesten Ergebnisse wurden in Alfeld (8,66%) und Simmelsdorf (12,42%) erzielt, wo die SPD keinen Ortsverein hat.

Personell gibt es einige Änderungen. Sieben Neue sind dabei: Stadtrat Georg Schweikert aus Lauf, Bernhard Ernstberger (von 21 auf 8), die Hersbruckerin Iris Plattmeier, die parteilose Simmelsdorferin Andrea Lipka-Friedewald (von 20 auf 11), Pommelsbrunns Bürgermeister Jörg Fritsch, Erwin Unfried, Bürgermeisterkandidat aus Röthenbach, und Ulrich Weber, Bürgermeisterkandidat in Schnaittach.

Nicht mehr angetreten waren die Kreisräte Georg Brandmüller, Heidi Suttner, Brigitta Stöber, Volker Herzog und Herbert Begert. Nicht mehr ins Gremium schafften es zudem Wolfgang Plattmeier, der von Platz 70 auf 30 gewählt wurde, Günther Steinbauer – Röthenbachs scheidender Bürgermeister hatte seinem Nachfolger Unfried den besseren Listenplatz überlassen –, Georg Müller und Ingeborg Jabs sowie Gerhard Kubek.

Enttäuschend sei, dass das Obere Pegnitztal nicht mehr vertreten sei. Mit neuer Mannschaft will die SPD durchstarten und „weiterhin die gute Zusammenarbeit mit allen Fraktionen suchen“, so Beyer. Die SPD müsse ihr Profil noch stärker herausarbeiten und eine klare Linie finden, wie man es zum Ende der ablaufenden Legislaturperiode schon getan habe.

Freude bei den Freien Wählern

Sie konnten nicht nur den Landratsposten verteidigen, sondern auch in der Fraktion zulegen. Dass es gleich zwei Sitze sind, ist für Fraktionsvorsitzenden Klaus Hähnlein zwar eine Überraschung, aber natürlich eine positive. Er glaubt, dass sich der Erfolg des Landrats auch hier zeigt. In Alfeld holen die Freien Wähler über 40%, in Leinburg 38,7%. Auch in Happurg, Hartenstein, Kirchensittenbach und Offenhausen knacken sie die 30-Prozent-Marke.Schlecht lief es in Feucht (10,62%) und Schwarzenbruck (10,44%).

Sieben neue Freie Wähler sind nun dabei: die Laufer Stadträte Thomas Lang, Martin Seitz und Andreas Tiedtke, Bürgermeister Perry Gumann aus Simmelsdorf (von Platz 28 auf 11), Bürgermeisterkandidat Klaus Hacker aus Röthenbach, Behindertenbeauftragte Angelika Feisthammel und der Altdorfer Stadtrat Adalbert Loschge. Die altgedienten Kreisräte Manfred Scheld, Günther Zeltner, Werner Oberleiter und Hans Lauterbach traten nicht mehr an.

Die Freien Wähler sehen sich nun „mit 15 Stimmen plus Landrat auf Augenhöhe mit der SPD“. Sie wollen wie bisher über Sach­themen diskutieren und mit allen zusammenarbeiten.

Strahlen kann auch Ulrike Eyrich von den Grünen:

„Wir sind sehr froh, dass wir einen Sitz mehr haben, vor allem, weil wir ein wenig gezittert hatten. Schließlich wussten wir nicht, wie sehr die Bunte Liste uns schaden würde.“ Dass sie das offenbar nicht hat, führt die Fraktionssprecherin auf die gute Arbeit im Kreistag und einen starken Wahlkampf zurück.

Besonders in den Städten und stadtnahen Gemeinden konnten die Grünen punkten: In Lauf erreichten sie 18,44%, in Schwarzenbruck 18,02%. Auch in Altdorf, Hersbruck, Rückersdorf und Schwaig schafften sie über 16 Prozent. Am schwächsten waren sie in Schnaittach (6,43%), wo viele Wähler tatsächlich ihr Kreuz lieber bei der Bunten Liste machten, in Leinburg (6,55%) und Alfeld (7,21%).

Für die Grünen neu dabei sind Gabriele Drechsler, Christa Heckel, Eckart Paetzold, Mathias Jackson und Margit Kiessling. Dem Röthenbacher Stadtrat Thiemo Graf fehlten zwölf Stimmen für den Einzug. Nicht mehr dabei sind Helga Schiel (von 7 auf 12) und Hans Kern. Joachim Dobbert und Kristina Stamenic-Schlenk traten dieses Mal für die Bunte Liste an.

Bunte Liste im Kreistag

Diese neue Gruppierung war die große Unbekannte vor der Wahl. Nun ist die Bunte Liste mit den Schnaittachern Joachim Dobbert (ehemals Grüne) und Thomas Winter (FWG) im Kreistag. „Wir hätten gerne mehr Sitze gehabt, sind für den ersten Anlauf aber zufrieden“, so Dobbert. Die Gruppierung war in Schnaittach stark, wo sie ihren Ursprung hat, und erreichte 14,86%, in Simmelsdorf 8,55%.

Nun müsse man versuchen, mit der Bunten Liste verstärkt auch in anderen Kommunen aktiv zu werden, sagte Dobbert, der nun kräftig im Kreistag mitmischen will. Dabei betont er: „Wir werden auch die Inhalte der anderen Mitglieder der Bunten Liste, von ÖDP, Piraten und Linken, ins Gremium transportieren.“

Piraten und Linken abgeschlagen

Die vorne auf der Liste angetretenen Kandidaten der Piraten und Linken landen am Ende weit hinten: Matthias Windisch wurde von 2 auf 14 gewählt, Richard ­Schlappa von 3 auf 23.

FDP hält zwei Sitze

Froh, die zwei Sitze im Kreistag gehalten zu haben, ist die FDP. Der Laufer Stadtrat Karl-Heinz Herrmann erzielte auch im Kreis ein gutes Ergebnis und wurde von 4 auf 1 vorgewählt, auch Manfred Dauphin sitzt weiter im Gremium. Die beiden bestplatzierten Listenkandidaten, Markus Lüling und Sebastian von Meding, schafften es nicht.

Das beste Ergebnis erzielte die Partei in Lauf (4,19%). In Engelthal, Henfenfeld und Offenhausen erreichten sie nicht einmal ein Prozent. Die Republikaner sitzen weiter mit zwei Räten im Gremium. Sie schafften in Offenhausen, Hartenstein, Neuhaus und Reichenschwand über drei Prozent. In Rückersdorf (1,29%), Ottensoos (1,44%) und Vorra (1,53%) waren sie am schwächsten.

Die Wahlbeteiligung lag insgesamt bei 60,97 Prozent. In Engelthal und Kirchensittenbach gingen über 80 Prozent der Wahlberechtigten zur Urne, nur knapp über die Hälfte waren es in Schwaig, Altdorf und Hersbruck.

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