Kriegsende und Neuanfang in der Fränkischen Schweiz

10.4.2015, 15:24 Uhr
In der Ausstellung zu sehen: Ein Lagertagebuch einer Schulklasse aus Hamburg. Über die Kinderlandverschickung kamen die Schüler aus dem Norden in die Fränkische Schweiz.

© Repro: Lagerbuch der Schule Am Lärchenfeld Hamburg In der Ausstellung zu sehen: Ein Lagertagebuch einer Schulklasse aus Hamburg. Über die Kinderlandverschickung kamen die Schüler aus dem Norden in die Fränkische Schweiz.

Anlässlich der Befreiung vor 70 Jahren widmet das Fränkische-Schweiz-Museum seine große Sommerausstellung der Situation in der Fränkischen Schweiz in den Kriegsjahren, bei der Befreiung und dem schwierigen Neuanfang danach. „Fürchten, Bangen, Hoffen. Leben auf dem Land um 1945“ beschreibt die widrigen Lebensumstände, die Sorgen und Nöte der Menschen in der Fränkischen Schweiz, der vielen Flüchtlinge und Vertriebenen, die hier Obdach gefunden haben und am Ende einen großen Beitrag zur wirtschaftlichen Erholung der Region leisteten. Die Ausstellung ist vom 19. Juni bis zum 8. November zu sehen.

Große Unsicherheit

Aus den verschiedensten Quellen hat das Museum das Leben rund um 1945 in der Fränkischen Schweiz rekonstruiert: Am Freitag, 13. April 1945, herrschte bei der Bevölkerung der Fränkischen Schweiz große Unsicherheit. Amerikanische Kampfeinheiten standen bereits bei Bamberg. Auf dem Weg nach Nürnberg und zur Reichsautobahn bei Trockau mussten die US-Einheiten die Fränkische Schweiz durchqueren.

Gehäufte Tieffliegerangriffe von P-51-Jagdbombern einige Tage vorher hatten die Menschen verängstigt und verstört. Vor allem der schwere Angriff vom 9. April auf Ebermannstadt setzte ihnen zu: Scheunen brannten, Pferde starben, Lkw standen in Flammen.  Hohe Parteiführer hatten sich zudem bereits abgesetzt. Dennoch errichteten Fanatiker auf deutscher Seite eilig in der zweiten Aprilwoche noch dilettantisch Panzersperren. Letztendlich wurden diese Arbeiten am 13. und 14. April abgebrochen.

Kriegsende und Neuanfang in der Fränkischen Schweiz

© Repro: Lagerbuch der Schule Am Lärchenfeld Hamburg

Durch die Wälder der Region streiften abgekämpfte und desillusionierte Soldaten, die sich ihrer Waffen und Uniformen entledigt hatten, sowie einige wenige Uniformierte. Ein junger Leutnant stand in Unterleinleiter einem Sammellager vor. Er sollte aus versprengten Soldaten eine Verteidigungstruppe bilden. Noch am Freitag, 13. April, erschoss er als Abschreckungsmaßnahme wegen „Feigheit vor dem Feind“ einen älteren Gefreiten standrechtlich im Garten einer Gastwirtschaft vor den Augen der Bewohner, auch der Kinder.

Bereits am Vormittag des nächsten Tages, des 14. Aprils, einem Samstag, löste sich das Lager auf, und die Soldaten zogen sich über Gasseldorf zurück. Bereits am Nachmittag nahmen die Amerikaner den Ort ein. Der Vorfall in Unterleinleiter war aber nicht die letzte standrechtliche Erschießung in der Umgebung.

Heftige Gegenwehr

Am Nachmittag des 14. April stießen alliierte Panzer durch Unterleinleiter nach Gasseldorf vor. Am frühen Samstagabend entwickelte sich ein heftiges Feuergefecht zwischen den Panzern und einer Geschützstellung am östlichen Ortsrand von Ebermannstadt. Mehr als 20 Soldaten auf beiden Seiten verloren an diesem Abend im Wiesenttal ihr Leben. Am gleichen Tag befreiten Soldaten der 14th Armored Division in Creußen 600 Zwangsarbeiter und nahmen einige hochrangige Nationalsozialisten fest, bevor sie nach Pegnitz vorstießen. Eiligst errichteten die Amerikaner ein Gefängnisareal für bis zu 1500 Kriegsgefangene, um die immer größer werdende Zahl deutscher Soldaten, die sich ergaben, unterbringen zu können.

Die Ausstellung beginnt am 19. Juni, im Fränkische-Schweiz-Museum Tüchersfeld in Pottenstein.

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