Krimidebüt mit Doppelmord: Autor Dominik Heinz im Interview

22.10.2018, 14:46 Uhr
Am Mittwoch, 24. Oktober, liest Dominik Heinz um 19.30 Uhr aus seinem Buch "Drudenholz" im Buchladen Lauf.

Am Mittwoch, 24. Oktober, liest Dominik Heinz um 19.30 Uhr aus seinem Buch "Drudenholz" im Buchladen Lauf.

Der Simmelsdorfer, der bei der HZ als Volontär gearbeitet hat, überzeugt in seinem ersten Buch mit harten geschichtlichen Fakten und spannenden Dialogen — und sagt selbst, dass es anfangs gar nicht sein Plan war, die Geschichte zu veröffentlichen.

Warum haben Sie sich entschieden, ein Buch zu schreiben?

Dominik Heinz: Das kann ich gar nicht mehr so genau sagen. Ich hatte ein grobes Gerüst der Geschichte im Kopf und habe irgendwann angefangen, nebenbei zu schreiben. Teilweise war es auch geistige Entspannung von meinem eigentlichen Job.

Wie lange haben Sie daran gearbeitet?

Dominik Heinz: Ich habe nicht durchgängig geschrieben. Nach zirka zwei Jahren war das Buch fertig. Eigentlich war es ursprünglich gar nicht mein Plan, es zu veröffentlichen, aber als ich es fertig vor mir hatte, dachte ich mir: 'Jetzt kannst du's ja einfach mal an ein paar Verlage schicken.' Es hat tatsächlich geklappt.

Wieso haben Sie sich gerade die 20er Jahre als Rahmen für die Geschichte ausgesucht?

Dominik Heinz: Ich interessiere mich generell für diese Zeit, auch Krimis lese ich sehr gerne. Spannend finde ich es vor allem, wie die Geschehnisse zu Beginn der Weimarer Republik den Grundstein für alles, was danach kam, gelegt haben. Deshalb wollte ich mich in meinem Buch eben auf diese Anfangsjahre der Demokratie konzentrieren, in denen die Leute sehr schwere Zeiten durchleben mussten. Die meisten Bücher, die ich gelesen habe, spielen Ende der 20er Jahre, haben den Saus und Braus der "Goldenen Zwanziger" in der Großstadt zum Thema. Ich mache genau das Gegenteil und bilde das harte Leben der Landbevölkerung kurz nach dem Krieg ab.

Wieso haben Sie sich das Pegnitztal als Handlungsort ausgesucht?

Dominik Heinz: Für mich stand fest, dass die Geschichte auf dem fränkischen Land spielen soll. Ich hatte erst die fränkische Schweiz im Kopf - aber im Pegnitztal kenne ich mich einfach besser aus.

Stand denn ein Dorf im Pegnitztal dem erfundenen Ort Obergubach im Buch Pate?

Dominik Heinz: Nein, da gibt es keine Ähnlichkeiten. Ich habe allgemein darauf geachtet, mich bei Ortsbeschreibungen nur vage auszudrücken, um nicht vielleicht doch eine Zuordnung zu ermöglichen. Trotzdem haben zum Beispiel manche Charaktere oder auch Gebäude reale Einflüsse.

Zum Beispiel?

Dominik Heinz: In dem Roman kommt ein Sägewerk vor, das vom Aufbau her auf einem existierenden basiert, zum Beispiel die Anordnung der Holzstapel und der Maschinenhalle zueinander.

"Drudenholz" ist voll von Fakten darüber, wie es den Soldaten im und nach dem Weltkrieg ergangen ist, wie die Menschen damals lebten und was in den Sicherheitsbehörden ablief. Wie haben Sie sich das alles angeeignet?

Dominik Heinz: Ich habe viel in Büchern und im Internet recherchiert, mir Dokus angesehen und war in Ausstellungen zu diesen Themen. Herauszufinden, wie die Polizei damals arbeitete, war gar nicht so einfach, weil es auch dort zu dieser Zeit oft Umstrukturierungen gab. Genauso wie in der Gesellschaft.

Sie steigen gleich zu Beginn sehr makaber ein: Erst der Doppelmord, dann die sich wiederholenden Erinnerungen der Hauptfigur an die Schrecken des Krieges. Das ist ziemlich harter Tobak für den Leser.

Dominik Heinz: Das stimmt. Damit will ich das Leben in der damaligen Zeit erklärbar machen. Nach dem Krieg waren viele Leute regelrecht verroht, nicht nur die Soldaten, sondern auch die zivile Bevölkerung hatte gelitten und dazu kam das gesellschaftliche und politische Umbruchklima. Allgemein herrschte sehr viel Gewalt, die Polizei war noch sehr militärisch organisiert und bei Demos fielen deshalb schnell einmal Schüsse, was zu Verwundeten und Toten führte. Auch die vielen Veteranen, die im Krieg psychische Schäden davongetragen hatten, wurden – wenn überhaupt – nicht adäquat behandelt. Trotzdem habe ich bei meiner Hauptfigur auf den für in dieser Zeit spielende Krimis häufig auftretenden "gebrochenen Charakter" verzichtet und eine Persönlichkeit kreiert, die ihre Probleme nicht im Alkohol ertränkt oder mit Rauschmitteln betäubt.

Waren Sie selbst bei der Bundeswehr?

Dominik Heinz: Nein. Aber ich fand es schon immer erschreckend und faszinierend zugleich, wenn mir meine Großeltern vom Zweiten Weltkrieg erzählt haben. Und nach dem Ersten Weltkrieg waren die technischen Möglichkeiten noch schlechter. Und trotzdem haben es die Menschen geschafft, damit zu leben.

Im Laufe des Buches wird ein Verdächtiger vernommen und es fällt auf, dass er ungewöhnlich redselig ist. Wieso das?

Dominik Heinz: Ich habe bewusst darauf geachtet, dass die Charaktere nicht immer unbedingt logisch agieren, weil das auch im echten Leben so ist. Ich wollte die Story so realistisch wie möglich halten. Dieser Verdächtige zum Beispiel ist ein Veteran und sieht in dieser Situation endlich die Möglichkeit, über all das Schreckliche, was er erlebt hat, zu reden – und liefert dabei ungewollt wichtige Hinweise. Die Kommissare sind außerdem keine Übermenschen, sondern haben auch einfach mal Glück, so wie jeder andere normale Mensch.

Der Schluss lässt die Frage nach einer Fortsetzung aufkommen...

Dominik Heinz: Die wird es geben! Ich bin auf den Geschmack gekommen und arbeite auch schon daran.

Am Mittwoch, 24. Oktober, liest Dominik Heinz um 19.30 Uhr aus seinem Buch "Drudenholz" im Buchladen Lauf.

 

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