Abschied aus Ansbach

5.7.2015, 13:27 Uhr
Abschied aus Ansbach

© Foto: Jim Albright

"In Ansbach haben sich meine Erwartungen übererfüllt - ich hatte es mir viel schwieriger vorgestellt“, erklärt der 45-jährige Düsseldorfer. „Ich bin auf große Offenheit für Veränderung gestoßen, alle Türen gingen auf. Es gibt auch Städte, wo die Tür zufällt, wenn man sagt, dass man vom Theater kommt.“

Trotzdem seien acht Jahre in Ansbach genug. „Es läuft gut, und gerade deshalb muss ich gehen. Ich möchte mich nicht zu bequem einrichten. Wenn man sich künstlerisch ernst nimmt, muss man eine solche Entscheidung treffen.“

Leicht sei das nicht, gesteht Eick. „Es sind innerliche Prozesse wie bei einem Kind, das erwachsen wird und von dem man Abschied nimmt. Das Projekt Theater Ansbach ist für mich abgeschlossen.“

Dabei sei er überhaupt nicht der Typ, der immer wieder etwas Neues brauche, ganz und gar nicht. „Aber Theater darf kein Selbstläufer sein. Man darf nicht die kritische Distanz zu einer Stadt verlieren.“ Wenn er in Ansbach bleiben würde, müsste er alles, was er „an ästhetischen Prinzipien aufgebaut“ habe, wieder einreißen. „Ich müsste einen ganz neuen dramaturgischen Bogen schlagen, um nicht in der Bequemlichkeit zu verharren. Das überlasse ich lieber jemand anderem, der neu in die Stadt kommt und einen frischen Blick mitbringt.“

Deutlich verjüngt

Was mit dem Theater Ansbach in jenen acht Gründungsjahren passiert sei? „Sehgewohnheiten, Inhalte, Autoren, die Art und Weise, Theater zu spielen – das alles hat sich komplett verändert. Das Haus hat sich ja von einem reinen Gastspieltrieb in ein Theater mit einem festen, aus acht Schauspielern bestehenden Ensemble verwandelt“, erläutert Eick. „Gleichzeitig habe sich das Publikum deutlich verjüngt. Etwa die Hälfte der 25 000 Zuschauer pro Jahr sind Kinder und Jugendliche. Das ist viel für eine kleine Stadt wie Ansbach.“

Dabei habe er „keine sensationell neuen Darstellungsformen entwickelt“, sagt Jürgen Eick. „Das war auch nicht das Ziel. Aber Ansbach ist erstmals auf der überregionalen Theaterlandkarte aufgetaucht.“

Nicht nur um die Außenwirkung sei es ihm allerdings gegangen, sondern vor allem darum, „das Theater in Ansbach zu verankern“ – auch durch „gemeinsame Projekte von Stadt und Bühne“. So wurden in Klassenzimmerproduktionen aktuelle Themen aufgegriffen, Mobbing in der Schule und „Koma-Saufen“ zum Beispiel. „Wir hatten außerdem die verrücktesten Spielorte von Brauereien bis zu Kirchen und dem Büro des Regierungspräsidenten.“

Möglich geworden sei die neue Struktur des Hauses, „weil alle Wort gehalten haben“, meint Eick, der vor seiner Intendanz in Ansbach am Rheinischen Landestheater Neuss und an der Neuen Bühne Senftenberg als Dramaturg, Regisseur und Autor tätig war. Die Stadt erhöhte wie versprochen den Etat für das als Genossenschaft geführte Theater. „Angefangen haben wir mit einem jährlichen Zuschuss von 300 000 Euro. Jetzt sind wir bei insgesamt rund einer Million Euro Zuschuss von Stadt und Freistaat. Das Haus hat 25 fest angestellte Mitarbeiter, früher waren es drei feste Stellen.“

Mehr Kulturmanagement

In Freiburg ist Eick nun Geschäftsführer und künstlerischer Leiter des Kulturzentrums „E-Werk“, in dem „freie Projekte in allen möglichen Sparten von Musik, Tanz und Theater bis hin zur bildenden Kunst stattfinden“. Dort werde er weniger inszenieren, stattdessen „mehr Kulturmanager“ sein. „Ich freue mich darauf, denn es ist eine aufregende Arbeit in einer aufregenden, jungen Stadt, die viel Geld für Kultur ausgibt.“

Nachfolgerin von Jürgen Eick in Ansbach ist Susanne Schulz, zuletzt Intendantin am Theater Naumburg.

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