"Ein Tag wie jeder andere": Der Franken-"Tatort" im Check

24.2.2019, 21:51 Uhr
Ein Anwalt erschießt einen Richter, dann eine Wissenschaftlerin im Labor, immer zur vollen Stunde, direkt in den Kopf. Der fünfte Tatort aus Franken ist besonders dramatisch und spielt in Bayreuth.

© BR / Claussen+Putz Filmproduktion GmbH Ein Anwalt erschießt einen Richter, dann eine Wissenschaftlerin im Labor, immer zur vollen Stunde, direkt in den Kopf. Der fünfte Tatort aus Franken ist besonders dramatisch und spielt in Bayreuth.

Um was geht's? Gewöhnlich ist dieser Tag in Bayreuth auf jeden Fall nicht. Anwalt Thomas Peters (Thorsten Merten) erschießt in einem laufenden Gerichtsprozess einen Richter. Auffällig: Kurz vor der Tat schaut er auf die Uhr und wartet die volle Stunde ab. Dann flüchtet er. Exakt eine Stunde später stirbt dann eine Lebensmittelforscherin an der Universität Bayreuth. Wieder ist Anwalt Peters der Täter, wieder schaut er vorher auf die Uhr. Es gibt zunächst kein erkennbares Motiv, keine Verbindung zwischen dem Täter und den beiden Opfern. Doch es gibt ein Tatmuster.

 

 

 

Drama im Festspielhaus: Schnell ist klar, wer hinter den Taten steckt. Als Peters kurz vor seinem dritten Mord im Bayreuther Festspielhaus steht, erschießt ihn Ermittlerin Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) während einer laufenden Vorstellung. Der Anwalt war zwar der Täter, er wurde allerdings von Martin Kessler (Stephan Grossmann) zu den Morden gezwungen.

Was steht eigentlich in Paragraf 44? Kesslers Motiv liegt viele Jahre zurück. Weil seine damals schwangere Frau vergiftete Milch trank, verlor sie ihr ungeborenes Kind. Kessler verklagte daraufhin die Molkerei Koch, die dafür verantwortlich war. Inhaber Rolf Koch ließ seine Kühe mit verschimmeltem Gras füttern und so gelangte das Gift in die Milch.

Mithilfe von Anwalt Thomas Peters kam die Molkerei jedoch straffrei davon. Er argumentierte vor Gericht mit Paragraf 44 des Lebensmittel- und Futtermittelgesetzes. Ein Futtermittelhersteller geht demnach straffrei aus, wenn er den Behörden meldet, dass Gift in seinem Tierfutter steckt. Es gibt keine Frist für die Meldung. Selbst wenn er weiß, dass es giftbelastet ist, kann er es erst einmal verkaufen und später, wenn es längst verfüttert ist, Selbstanzeige erstatten. Strafrechtlich hat er nichts zu befürchten. 

Woher kam die Idee? Auf das Thema ist Drehbuchautor Erol Yesilkaya dem Bayerischen Rundfunk zufolge nach einem schrecklichen Erlebnis gekommen, das er hatte, als seine schwangere Ehefrau nur mit viel Glück einer Lebensmittelvergiftung entging. 

Wie viel Bayreuth steckt im Franken-"Tatort"? Sehr viel! Regisseur Sebastian Marka wollte dort unbedingt  einen "Tatort" machen, weil seine Frau in der Wagnerstadt geboren ist. Eine zentrale Rolle im Oberfranken-Krimi spielt das Festspielhaus - was durchaus ungewöhnlich ist, denn der Franken-"Tatort“ ist erst der dritte Spielfilm, der im Konzerthaus überhaupt gedreht wurde.

Sollte man sich den Tatort anschauen? Nicht nur für alle Oberfranken ist "Ein Tag wie jeder andere" ein absolutes Muss. Der fünfte Teil der fränkischen Krimireihe ist emotional, spannend, überraschend und wird am Sonntag auf jeden Fall für Diskussionen auf Twitter sorgen. Unser Urteil: Der wohl bislang beste Franken-"Tatort".

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