Aktuelles Theater, nicht nur für junges Publikum
10.10.2017, 11:32 UhrVon ganz im Westen bis ganz im Osten Nürnbergs zieht sich das Festival für junges Publikum diesmal hin: An zehn Spielorten, von der Kulturwerkstatt Auf AEG bis zur Tafelhalle, gibt es vom 17. bis 26. Oktober Stücke satt. Selbst im Südwestpark wird Theater gezeigt, "da können wir vielleicht neue Besuchergruppen erreichen", meint Gostner-Leiterin Gisela Hoffmann. Das Spektrum der Darstellungsformen ist so vielfältig wie selten: Es reicht vom fast intimen Klassenzimmerstück bis zur großen "Pop-Oper", vom Tanztheater bis zur "Comic-Revolution-Performance". Dazwischen ist so ziemlich alles möglich. Und die Erfahrung zeigt: Oft ist das Jugendtheater-Festival auch für ältere Zuschauer ein erfrischender "Lichtblick".
Performance zum Auftakt
Schon vor dem offiziellen Festivalbeginn wird es eine witzige Performance hinter der Lorenzkirche geben, wo die niederländische Gruppe Babok einen Zoo aus umfunktionierten Elektrogeräten hegt und zum Leben erweckt. "Man darf auch seine Altgeräte mitbringen", sagt Isabelle Pyka vom Gostner Hoftheater. (14. Oktober, 12–16 Uhr, Eintritt frei).
So richtig theatral zur Sache geht es dann ab 17. Oktober, wenn das Vorstadttheater Basel "Herr Macbeth oder die Schule des Bösen" als saftige Shakespeare-Adaption auf die Bühne bringt. Dabei stehen die Hexen diesmal im Mittelpunkt (ab 12 Jahren, Hubertussaal). Eine ganz andere Schule des Bösen berührt das Stück "Was das Nashorn sah, als es über den Zaun schaute", ein nur scheinbar niedlicher Titel. Denn der Zoo, in dem das Nashorn lebt, teilt sich den Zaun mit einem Konzentrationslager. Jens Raschke hat seine Fabel an der historischen Tatsache aufgezogen, dass beim KZ Buchenwald auch ein Zoo für die Wachleute und ihre Familien betrieben wurde.
Wer schaut über den Zaun, wie es den anderen Gefangenen geht? Sollte man da nicht genauer hinsehen? Es geht ums Wegschauen oder Einmischen, Zivilcourage und Duckmäusertum. Das Stück inszeniert Maya Fanke, es ist die erste Koproduktion zwischen dem Gostner und dem Ensemble KULT am Fürther Stadttheater (ab 13, 19./20. Oktober, Hubertussaal).
Allein mit dem Computer
Ebenfalls in Nürnberg produziert wird das neue Stück von Susanna Curtis, in dem es um eine "Hikikomori-Story" geht, also einen Jugendlichen, der sich völlig in der Welt der Computerspiele verliert. Die schwindende Kommunikaktion mit der echten Welt zeigt Curtis mit den Mitteln des Tanzes, des Schauspiels und aufwendigen Überblendungen (Uraufführung 19. Oktober, Künstlerhaus).
Ein Gast aus Israel ist manchen schon bekannt: Ariel Doron zeigte sein absurd-witziges, aber auch nachdenklich machendes Objekttheater "Plastic Heroes" schon beim Figurentheater-Festival. Mit Spielzeugfiguren spiegelt er die Absurdität des Kriegs-Alltags (20. Oktober, 19 Uhr, Gostner).
Poetisches und Tanz
Relativ bekannt sind schon die Stücke "Malala" über die junge Menschenrechtsaktivistin aus Pakistan (Junges Schauspielhaus Hamburg, 18. Oktober, Gostner) und "Tigermilch", die Geschichte zweier Mädchen, die mit einem Ehrenmord konfrontiert werden (18./19. Oktober, Kachelbau, ab 15). Als intimes Klassenzimmerstück ist "Vom Schatten und vom Licht" inszeniert, ein poetisches Stück über das Sterben (19./20. Oktober, Preißler-Schule, ab 11).
Rasant dürfte das Stück aus den Niederlanden werden, in dem gut gebaute junge Männer sich ihren Traum vom Tanzen als Beruf erfüllen wollen (ab 12, 22. Oktober, Tafelhalle). Andere Stücke beschäftigen sich auf vielfältige Weise mit der Erinnerungskultur, z.B. "RemebeRING", in dem der wieder aufgetauchte Ring eines KZ-Opfers für die Nachkommen eine wichtige Rolle spielt.
Karten unter Tel. 09 11/ 26 15 10, www.lichtblicke-festival.com
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