Alexander Shelley meets Anton Bruckner

11.4.2016, 18:21 Uhr
Alexander Shelley meets Anton Bruckner

© Foto: Felix Broede

Maximilian Hornung gilt als der neue Apoll am Cello-Himmel. Seit gut zehn Jahren greift der inzwischen 30-jährige zu den Sternen, gewann Internationale Musikwettbewerbe, wurde Erster Solocellist beim Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks und genoss die Unterstützung durch die Schutzpatronin allen Streichernachwuchses der Sonderklasse, Anne-Sophie Mutter.

Tschaikowsky, ganz unaufgeregt

Zu Recht: Denn Hornungs Cellospiel habt sich angenehm ab von jener Attitüde der Leidenschaftlichkeit mancher Cellisten, bei der man nicht nur Angst um deren Instrument, sondern gleich um deren Überleben bekommt. Hornungs unaufgeregte Distinguiertheit und Noblesse macht fast vergessen, dass Tschaikowsky in seinen retrogewandten Rokoko-Variationen eines der diffizilsten Cellostücke überhaupt in die Welt gesetzt hat.

Bei Hornung sitzt jeder Ton mit solcher absoluten Brillanz, die seinen knapp 20-minütigen Auftritt zu einem Glanzpunkt machte. Dass er in der Zugabe mit Bachs Courante aus dessen 1. Cellosuite dem Affen Zucker gab, in dem er so aufs Tempo drückte, als wolle er den „Tatort“ noch von der heimischen Couch aus erleben, war da schnell verzeihen.

Alexander Shelley, selbst gelernter Cellist, weiß, was er an diesem Gast hatte. Dass er auf Bruckners 3. Symphonie in d-moll mit „Siegfrieds Trauermarsch“ aus Wagners „Götterdämmerung“ zu Beginn des Konzertes einstimmte, war musikalisch durchaus ein Hörerlebnis.

Nur wenige Orchesterstellen in Wagners „Ring des Nibelungen“ bündeln ein solches Schaulaufen an Motiven, wie es hier der Fall ist - und demonstrierten bereits vorweg, dass das Blech an diesen Nachmittag zu Höherem berufen war.

Mit Bruckners Dritter ging die Wagner-Gleichung allerdings nicht ganz auf. Schließlich waren in der von Bruckner mehrfach revidierten Fassung von 1889, die an diesem Nachmittag geboten wurde, nahezu alle ursprünglich eingebauten Wagner-Zitate wieder aus der Partitur gestrichen – übrigens von Bruckner selbst.

Dass sich Shelley wenige Monate vor dem Beginn seiner marketingmäßig als „Showdown“ angekündigten letzten Symphoniker-Saison nun auch mit Bruckner auseinandersetzt, füllt eine Leerstelle im Programm. Solche vornehme Zurückhaltung kann jedoch auch etwas mit Marcus Bosch zu tun haben, der bereits in seiner Aachener Zeit eine Komplett-Einspielung aller Bruckner-Symphonien vorlegte.

So bohrten die Nürnberger Symphoniker ein dickes Brett von einer Symphonie, die erstmals alles aufbot, was Bruckners symphonischen Kathedralbau anbelangt. Das stellte nicht nur die Musiker, sondern auch die Zuhörer vor so manche nachmittägliche Großanstrengung, die am Ende mit großem Applaus bedacht wurde.

Bruckner-Süchtigen sei an dieser Stelle bereits die ION im Juni ans Herz gelegt, wo Marcus Bosch in diesem Jahr mit „der Nullten“ seine Deutung der Dinge darlegen wird.

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