Alexander Shelley meets John Davis

24.11.2015, 16:00 Uhr
Alexander Shelley meets John Davis

© Foto: Matejka

Es war alles etwas anders als üblich: Lockerer, leidenschaftlicher und spontaner. Chedirigent Alexander Shelley forderte das Publikum gleich anfangs zum Tanzen auf und wies darauf hin, dass Programm und Programmheft diesmal nur teilweise übereinstimmten. Auf der Bühne herrschte Gedränge, denn zusätzlich zum Orchester machte sich noch eine Jazz-Band auf dem Podium breit.

„Alexander Shelley meets John Davis“ hieß das Motto,was in etwa so viel wie „Rock meets Classic“ bedeutete. Gegensätze ziehen sich bekanntlich an – auch in der Musik. Crossover heißt das Zauberwort, das Orchesterkonzerten (nicht nur in Nürnberg) neue Perspektiven bieten soll. Die Symphoniker setzen auf bewährte Gäste aus der hiesigen Szene und fahren damit gar nicht schlecht. Ganz im Gegenteil. Verwundert reibt sich bei dieser musikalischen Qualität manch einer die Ohren.

Klassik-Überraschungsgast

Der seit langem in Franken lebende US-Sänger John Davis wurde vor Jahren als echte Stimme der skandalumwitterten Popgruppe „Milli Vanilli“ bekannt und begeisterte das Publikum als Überraschungsgast schon beim Klassik-Open-Air 2013. Und es braucht vielleicht besondere Anlässe wie diesen, um festzustellen, was für ein großartiger Soul-Sänger und Entertainer John Davis ist. Einer der das Publikum mit seinem Lachen um den Finger und dem Affen Zucker gibt. Und der selbst vom Chefdirigenten kaum im Zaum zu halten ist.

Aber an diesem Abend lässt sich der smarte Engländer Alexander Shelley gerne die Show vom gut gelaunten Amerikaner John Davis stehlen. Er weiß ja, was er an seinem Frontman hat. Die Symphoniker lassen sich von so viel Temperament anstecken und spielen voller Drive, Lust und Laune.

Wenn es überhaupt etwas zu bemäkeln gibt, dann die ziemlich willkürliche Programmauswahl, bei der offenbar alle Beteiligten ein paar Favoriten beisteuern durften. „Ave Maria“ und „Sir Duke“, Bach und die Beatles – anything goes. Wobei weder an den einzelnen Stücken noch an den Arrangements etwas auszusetzen ist.

Bei diesem Konzert kann man sich auch wieder einmal davon überzeugen, was für ein hinreißender Jazz-Pianist Thilo Wolf ist. Wie er im Duo mit John Davis den Pop-Oldie „Sunny“ zu neuem Leben erweckt oder das Gershwin-Stück „I got Rhythm“ zusammen mit dem Saxophonisten Lutz Häfner zum Swingen bringt, das ist schon große Klasse.

Doch so überzeugend die Solisten auch sind, dieser Abend gehört John Davis, der die Beatles-Elegie „The Long And Winding Road“ völlig kitschfrei interpretiert und den Leonard-Cohen-Song „Hallelujah“ als große Soul-Oper intoniert. Seine starke, schwarztimbrierte Stimme geht unter die Haut, sein Timing sorgt für Spannung. Der Sänger kann sich auch einen Hinweis auf die aktuelle Terror-Bedrohung und Flüchtlingsdiskussion nicht verkneifen. Seine Antwort ist einfach: Liebe. Und nicht erst bei den Zugaben, als „What a Wonderful World“ und „Sir Duke“ wiederholt beziehungsweise variiert werden, reißt es die Besucher von den Sitzen. Alle singen und klatschen begeistert mit. Ein Riesenspaß und Standing Ovation für alle Beteiligten!

Am 12. und 13. Dezember gestalten die Nürnberger Symphoniker drei Weihnachtskonzerte mit der Solistin Tetyana Gapeyeva (Violine) in der Meistersingerhalle, Karten: Telefon (09 11) 4 74 01 54.

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