"Alles auf Rausch": Feine Sahne Fischfilet eskalieren in Fürth

16.2.2018, 07:33 Uhr
Ihre aufrechte antifaschistische Haltung lässt Sänger Jan "Monchi" Gorkow und seiner Bande die Herzen auch in Franken zufliegen.

© Edgar Pfrogner Ihre aufrechte antifaschistische Haltung lässt Sänger Jan "Monchi" Gorkow und seiner Bande die Herzen auch in Franken zufliegen.

Im Vorprogramm gab es jedoch erst einmal ein Wiedersehen mit der unverwüstlichen Terrorgruppe aus Berlin, die in den 90er Jahren und um das Millenium herum mit AggroPop-Stimmungshits wie "Opa, halt’s Maul", "Dicke Deutsche", "Wochenendticket" und "Mein Skateboard ist wichtiger als Deutschland" für viel Spaß und Kurzweil gesorgt hatte. Seit ein paar Jahren sind Archi "MC" Motherfucker (in Fürth im schicken rosa Kleidchen am Start), Johnny Bottrop und Zip Schlitzer wieder aktiv und bringen das Publikum in der vollbesetzten Stadthalle mit alten und neuen Nummern ruckzuck auf Betriebstemperatur.

Gekommen waren die Massen freilich für Feine Sahne Fischfilet. Und die ostdeutschen Musiker enttäuschten ihre Fans nicht, sondern räumten zwei Stunden lang nach allen Regeln der Kunst ab.

Im Mittelpunkt der Show stand das neue Studioalbum "Sturm & Dreck", von dem Feine Sahne Fischfilet allein zehn Lieder präsentierten, darunter auf Hymne getrimmte Nummern wie "Zurück in unserer Stadt" und "Alles auf Rausch", aber auch das einer von Nazis bedrohten Freundin gewidmete "Angst frisst Seele auf".

Ihre aufrechte antifaschistische Haltung lässt Sänger Jan "Monchi" Gorkow und seiner Bande die Herzen auch in Franken zufliegen. Feine Sahne Fischfilet sind nicht nur die erklärte Lieblingsband der Nürnberger CSU, die vor zwei Jahren vergeblich versucht hatte, einen Auftritt der Band im Z-Bau zu verhindern (wie die Partei das in der Vergangenheit auch schon erfolglos bei Alice Cooper und Black Sabbath probiert hatte), sondern stehen zudem in ihrer Heimat Mecklenburg-Vorpommern seit Jahren unter Beobachtung des Landeskriminalamts - einer Behörde, die mit den NSU-Morden, der NPD im Landtag sowie den zahlreichen Rechtsrock-Bands im eigenen Land arbeitstechnisch nicht ganz ausgelastet ist und deshalb die sechs Musiker regelmäßig in aller Ausführlichkeit in ihrem Verfassungsschutzbericht würdigt.

Gefährliche Brüder also, die da Station in Fürth machten und sich höchst erfolgreich im Verderben der fränkischen Jugend übten. Und die hatte auch noch mächtig Spaß dabei, sang, tanzte und feierte in der altehrwürdigen Stadthalle eine Riesenparty, in dessen Rausch ein wenig unterging, dass FSF zwar eine wichtige, leider aber nicht die beste Band im aktuellen deutschen Rockzirkus sind. 

Ein Wiedersehen mit Monchi & Co. gibt es im Sommer beim Taubertal Open Air (9. bis 12. August in Rothenburg ob der Tauber). 

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