Alltägliche Konzentration

28.9.2010, 23:04 Uhr
Alltägliche Konzentration

© Stefan Hippel

Mit geschlossenen Augen: Auffällig in sich gekehrt sind die Menschen auf den etwa 20 Bildern der Ausstellung, eher konzentriert und nach innen horchend als genießend.

In den großflächigen Arbeiten der Künstlerin Susanne von Bülow steht meist eine einzelne Person fast statuen- oder freskenhaft im Mittelpunkt. „Die Suche nach alltäglichen Momenten und Befindlichkeiten“ fasziniert von Bülow, und so fabrizieren ihre Objekte eher gedankenverloren Kaugummiblasen, lackieren sich die Zehennägel oder stehen wankend in einer Straßenbahn. Von Bülow verdichtet diese flüchtigen Momente.

Gerade das Motiv der jungen Frau mit der Hand in der Halteschlinge steht sinn- und namensbildend für die gesamte Reihe: „Schwerkraft und andere Probleme“. Durch eine leicht versetzte, dreifache Überlagerung des Grundmotivs entsteht ein wackliger Eindruck. „Sie ist sehr mit sich beschäftigt. Es ist eine permanente Arbeit der Statik“, deutet von Bülow ihre eigene Arbeit. Auch dem trivialen Moment, in dem sich eine Frau ein Kleid anzieht, gewinnt die Künstlerin etwas Existenzielles ab: „Es ist ein Moment, der sie deutlich von der Welt abschließt, wenn auch nur kurz.“

Die Kraft der Bilder liegt vor allem in der Ruhe, die sie ausstrahlen. In den Arbeiten der letzten zwei, drei Jahre hat von Bülow bewusst auf die Drucktechnik und Radierungen zurückgegriffen: „Der direkte Gestus verläuft sich und so kann ich die Menschen etwas entrückter gestalten“, sagt Susanne von Bülow in der rustikal eingerichteten Galerie, die hervorragend zum reduzierten Stil ihrer Arbeiten passt.

Dort stellt sie das erste Mal aus, nachdem der Kontakt zur Galerie auch durch ihren Lebensgefährten Ruppe Koselleck entstand. Mit dem wird von Bülow am 10. Oktober zur Finissage in einer gemeinsamen Performance eine Übung für Eheleute und Cocktailtomaten aufführen.

Außerdem wird Koselleck vor Ort Ölbilder erstellen, aus Rohöl, das er dem BP-Konzern entwendet hat. Mit dem Erlös will er den Konzern übernehmen – wobei betont werden sollte, dass seine Idee bereits vor dem Untergang der Ölbohrplattform „Deepwater Horizon“ und somit auch vor der Umweltkatastrophe im Golf von Mexiko entstanden ist. Visionär könnte man das nennen.

Die Ausstellung ist bis zum Sonntag, 10. Oktober, zu sehen — jeweils samstags und sonntags von 15 bis 19 Uhr in der Galerie Bernsteinzimmer (Großweidenmühlstraße 11). Eintritt ist frei.