Altmeister Augustinski kehrt zurück auf die Bühne
16.9.2011, 09:23 Uhr
Wenn es nicht so makaber wäre, man müsste schreiben: Auch ein halber Augustinski steckt sie alle in den Sack. Ein Schlaganfall warf den „Klimbim“-Veteranen und Erzkomödianten 2005 aus der Bahn. Seitdem linksseitig gelähmt, kehrte der nun 71-Jährige mit viel Selbstironie und Willenskraft ins Leben zurück.
Ein feiner Zug der Comödie, ihm eine kleinere Rolle anzudienen; als kauziger, an den Rollstuhl gefesselter und um keinen Spruch verlegener Patient muss Augustinski eigentlich niemanden spielen außer sich selbst.
Rührend und erschütternd, ihm dabei zuzusehen. Zum dröhnenden Schlussapplaus, der vorwiegend ihm gilt, rafft er sich mit aller Kraft aus dem Rolli auf, seht her, da bin ich wieder. Das Wiedersehen: Schön und gut ist das, denn Peer Augustinski braucht diese Inszenierung wie der Verdurstende das Wasser.
Er mimt den Langzeitpatienten mit reichlich Dittsche-Habitus; ins wüste Chaos der Krankenstation gerät er stets zufällig und unverschuldet, genießt jedoch, darin ein Seelenverwandter der Lästermäuler Waldorf und Statler, dass endlich mal was los ist — und das „Alles auf Krankenschein“.
Augustinskis Kunst: Selbst aus dem allerdämlichsten Spruch („Da kannst du schütteln und kannst klopfen, in der Hose bleibt der letzte Tropfen“) bastelt er noch ein Stück Theater mit jener Boulevard-Grandezza, die ihn schon in den Siebzigern zu einem der meistgefragten komischen Charaktere machte.
Das wirklich Schmerzliche ist allerdings: Auf der Bühne der Comödie wirkt das alles, als trete Simon Rattle vor eine Feuerwehrkapelle. Regisseur und (Mit-)Hauptdarsteller Martin Rassau drückt vehement auf die Hektikund Verhaspel-Tube, treibt Ray Cooneys Verwechslungsklamotte aber höchst erfolgreich auch noch den letzten Funken britischer Finesse aus.
Bei „Hotel im Angebot“ in der Vorsaison gingen Slapstick und Bühnenbild eine prima Verbindung ein, hier jedoch ist von Freude am subversiven Spiel nichts zu erleben. Ein Neurologe (Volker Heißmann) erfährt kurz vor der Rede seines Lebens vom unehelichen Sohn. Aus dem folgenden gutbürgerlich sortierten Ablach-Angebot ragen diesmal heraus: Hämorrhoiden- und Oralverkehr-Witze, Riesensuff und Riesenspritzen, Männer in Frauenkleidern, Männer auf dem Tuckentrip. Alle lachen.
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich zuvor registrieren.
0/1000 Zeichen