Anknüpfen an den Sound der Anfangstage

17.7.2018, 13:53 Uhr
Anknüpfen an den Sound der Anfangstage

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"Die Shiny Gnomes hätten es schaffen können! Ihre spieltechnischen Fähigkeiten und die Kompositionsgabe entsprachen durchaus einem internationalen Level – aber wie das Pech so manchmal will, blieb es nur bei einer beachtlichen Reputation", schrieb ein Autor der Zeitschrift Eclipsed vor 15 Jahren über die Nürnberger Band, die in den 80er und frühen 90er Jahren zur großen Karriere ansetzte, dann aber doch hinter den kommerziellen Erwartungen zurückblieb. Man kann das aber auch anders sehen.

Denn wie definiert man Erfolg? Die Shiny Gnomes haben zweifellos etwas geschafft, was ganz vielen anderen nicht gelungen ist: Sie sind nach 33 Jahren wechselvoller Bandgeschichte noch immer aktiv und kreativ, wobei sie von weit mehr zehren als nur von ihrer Vergangenheit. Ihr letztjähriges Album "Searchin’ for Capitola" ist ein lustvoller Trip durch Psychedelica, Garagenrock, Folk und Americana bis hin zum Funk – ein Werk, das an den Sound ihrer Anfangstage anknüpft, ohne dort stehen zu bleiben.

15 neue Songs hat Limo, Sänger, Gitarrist und kreativer Motor der Band, seitdem schon wieder geschrieben. Die gehen, sagt er, allerdings wieder in eine völlig andere Richtung. "Ich finde es gut, wenn man sich wandelt und neue Dinge ausprobiert, damit das alles nicht so formelhaft wird."

Andauernder kreativer Schub

Limo, der eigentlich Stefan Lienemann heißt, mit seiner zweiten Frau in Altdorf wohnt und bereits zweifacher Großvater ist, ist die einzige ununterbrochene Konstante in der wechselhaften Shiny-Gnomes-Biografie: Rasanter Aufstieg in der Independent-Szene, Wechsel zu einem Major-Label (samt dem obligatorischen Verrats-Vorwurf seitens der Fans), viele überregionale und internationale Konzerte, Verkäufe, die trotzdem hinter den Erwartungen zurückblieben, Rückkehr ins Indie-Lager, Umbesetzungen, stilistische Experimente, Pause, Reunion, noch mehr Umbesetzungen und schließlich ein neuer, bis heute andauernder kreativer Schub mit deutlich zurückgeschraubten Ambitionen.

Ganz klar, die Shiny Gnomes, die derzeit neben Limo aus dem zweiten Gründungsmitglied Rainer "Gasi" Mertens, Schlagzeugerin Dorit Lacusteanu und dem Bassisten Andreas Rösel bestehen, backen heute kleinere Brötchen, spielen vorwiegend im Nürnberger Raum, die internationale Karriere ist längst kein Thema mehr, auch wenn sie sich auf die drei Mexiko-Konzerte freuen, die ihnen das Deutsch-Mexikanische Kulturinstitut für den Herbst vermittelt hat.

"Die Auftrittsmöglichkeiten sind weniger geworden, man spielt zu schlechteren Konditionen und wir haben auch nicht mehr die Zeit, einfach mal eine Woche auf Tour zu gehen, da wir alle berufstätig sind. Und das abzustimmen ist wirklich schwierig", resümiert Limo, der als Erzieher mit körperlich Behinderten arbeitet.

Trotzdem macht er permanent Musik. "Wenn mit den Shiny Gnomes nichts läuft, dann mache ich andere Projekte. Musik zieht sich durch mein Leben. Die Ambitionen sind vielleicht nicht mehr die gleichen wie früher, aber die Leidenschaft ist unverändert." Wer ihn mit dieser hellen, fast schwerelosen Stimme, die noch immer so jung klingt wie vor 33 Jahren, über jenseitige Bewusstseinszustände singen hört, der glaubt ihm das sofort.

Unsere Karte zeigt die geplanten Veranstaltungen im Rahmen des Nürnberger Bardentreffens. Wenn Sie die Karte nicht sehen, klicken Sie einfach hier.

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