Auf den Spuren von Dürers Rätselbildern

20.3.2018, 17:15 Uhr
Auf den Spuren von Dürers Rätselbildern

© F.: Horst Linke

Vollständig entschlüsselt sind Dürers Kupferstiche "Melencolia I", "Die Hexe" und "Das Meerwunder" bis heute nicht. Die unmögliche Aufgabe sollten auch die jungen Studierenden nicht lösen. Sie haben sich die berühmten Werke auf ihre eigene Weise angeeignet – mit viel Fantasie und beeindruckender künstlerischer Fertigkeit.

Insgesamt 80 Drittsemester beteiligten sich unter Leitung des Künstlers und Lehrbeauftragten Fred Ziegler an dem Projekt. Die besten 37 Blätter sind, mit kurzen Texten versehen, jetzt ausgestellt. Lieblingsmotiv der Studierenden war klar die Melencolia, was für Dürer-Haus-Leiter Thomas Schauerte belegt: "Die Aura des Numinosen dieses Meisterstichs hält bis heute an."

Vor allem aber bietet das rätselhafte Werk in seiner Überfülle der abgebildeten Dinge den meisten Stoff für eigene Interpretationen. Die Spannbreite reicht von abstrakten Arbeiten, die sich ganz auf das Motiv des Polyeders (bei Dürer markant in der linken Bildmitte dargestellt) konzentrieren, bis zur einsamen Frauenfigur, die an der nächtlichen Haltestelle ausharrt, weil sie den letzten Bus verpasst hat. Auf düster-expressive Weise fängt Käthe Leipold hier die Gemütsstimmung der Vorlage ein. Witzig frech dagegen nähert sich Jonas Eberle dem Meister, indem er den mit einem Polyeder bewehrten Dürer als Boxer zeigt, vor dem die anderen Künstler k.o. gegangen sind.

Ebenso fantasievoll und drucktechnisch oft exquisit, präsentieren sich die Arbeiten zu "Die Hexe". Herrlich treffend ist Artur Brozmanns mit nur zwei Farbplatten hergestellte Arbeit "Der Trumpel". Da sieht man Donald Trump mit wehendem Sternenbanner als reitende Hexe, nicht wie im Original auf einem Ziegenbock, sondern auf einem Elefanten, dem Symbol seiner Partei. Ein fast prophetisches Werk, das sechs Monate vor der Wahl des US-Präsidenten entstand.

Ob augenzwinkernd, mit kritischem Blick aufs Heute oder einfach farblich und stilistisch delikat – jedes Bild wird hier zu einer kleinen Neuentdeckung Dürers. Einige der poppigsten Arbeiten in der von Frederike Schmäschke kuratierten Ausstellung finden sich unter den "Meerwunder"- Bildern. Da werden der bärtige Fischmann und sein Opfer zu Figuren aus dem Spongebob-Universum, mutiert die entführte Nackte zur Badenixe im Fifties Stil und vereinen sich beide in inniger Umarmung zum entflohenen Liebespaar. Ein ganz anmutiges Werk von Johanns Grzesney.

Mit der Ausstellung will Schauerte "ein bisschen frischen Wind in die Hütte" bringen, wo es oft recht gravitätisch und gedämpft zugehe. Ziegler und seinen Studierenden, die hier auch zeigen, auf welch hohem Niveau sich ihre Arbeit bewegt, ist das mehr als gelungen.

ZAlbrecht-Dürer-Str. 39; 21. März bis 16. Sept., Di.–Fra. 10–17, Do. bis 20, Sa./So. bis 18 Uhr.

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