Bald startet Staffel 6 von "Orange Is the New Black"

13.7.2018, 17:34 Uhr
Bald startet Staffel 6 von

© Foto: JoJo Whilden/Netflix

Mrs. Brooks, was hat Sie beim Lesen der Drehbücher zu Staffel 6 besonders bewegt?

Danielle Brooks: Ich war sehr nervös zu erfahren, wie es nach dem dramatischen Ende der fünften Staffel für Taystee ausgehen würde. Ich habe um ihr Leben gefürchtet. Mich haben einige der Menschen enttäuscht, die Taystee als ihre Familie ansieht. Jetzt erzählt jede Seite eine eigene Geschichte, jeder hat seine Version der Wahrheit. Wir sehen in dieser Staffel, wie die Wahrheit persönlichen Begierden geopfert wird. Taystee befindet sich in einem immerwährenden Kampf. Sie setzt sich für ihre Mithäftlinge ein und scheitert. Sie kämpft für eine Reform der Haftanstalten und der Justiz. Auch das bringt nichts. Nun steht sie vor der Frage, wie sie für sich selbst kämpfen kann.

In Staffel fünf ging es noch darum, sich zusammenzuschließen.

Brooks: Ja. Man wollte sich verbünden und eine Schwesternschaft formen. Die Frauen kamen zusammen, um sich für die gemeinsamen Interessen einzusetzen. Sie hatten das Gefühl, ein gemeinsames Ziel zu verfolgen. Aber dann zeigen die Menschen doch wieder ihr wahres Gesicht. Das ist zutiefst menschlich. Wir sind so. Und das nervt.

Haben Sie mittlerweile genug Einfluss, um den Autoren Vorschläge zu machen, was Ihre Figur betrifft?

Brooks: Nein. Manchmal möchte ich sagen: "Taystee, was machst du da nur? Warum tust du das? Das ist keine gute Entscheidung, es gibt bessere Wege, um dieses Problem zu lösen.". Aber das geht nicht. Ihre Sprache ist vor allem am Anfang ziemlich derb. Sie sagt, was immer ihr in den Sinn kommt. Sie unterscheidet sich sehr von mir selbst. Und diese Figuren sind Kriminelle, die meiste Zeit über werden sie als Bösewichte abgestempelt. Deine Aufgabe als Schauspielerin ist es, die Humanität in ihnen aufzuspüren und herauszufinden, warum sie so handeln, wie sie handeln. Die Autoren sind höllisch schlau. Wir können mittlerweile nachvollziehen, warum eine Figur so ist, wie sie ist. Die eine ist psychisch krank, die andere musste ums Überleben kämpfen oder das Essen für ihr Kind auftreiben. Eines der Hauptanliegen der Show ist es, den Menschen zu zeigen, dass alle an dasselbe glauben. Wir gleichen uns mehr, als dass wir uns unterscheiden. Die Gesellschaft, in der ich lebe, hat da freilich andere Ansichten.

Inwiefern?

Brooks: Es ist eine Gesellschaft, in der man uns ohne Unterlass vorführen will, wie unterschiedlich wir sind. Schauen Sie, wie das "Immigration and Customs Enforcement" mit den Immigranten verfährt. Und dann dieses ständige Wiederholen, dass wir Menschen nicht gleich sind. Es erlaubt den Leuten an der Macht, die Welt nach ihren Vorstellungen zu strukturieren. Das Schöne an unserer Serie ist, dass die Menschen dieses Mädchen aus der Bronx kennenlernen. Sie mögen so eine Person nicht persönlich kennen, aber hier ist sie. Man sieht sie und blickt in einen Spiegel. Sie ist immer noch eine Mutter, immer noch eine Tochter, immer noch eine Frau, die dir sehr ähnlich ist.

Haben Sie in Vorbereitung Ihrer Rolle mit echten Gefangenen gesprochen?

Brooks: Ich habe Familienmitglieder und Freunde, die in Haft sitzen oder schon einmal inhaftiert waren. Diese Welt hat mich immer sehr neugierig gemacht. Wir wissen ja nicht wirklich viel über sie, der Blick ins Innere bleibt uns verborgen. Als ich die Rolle bekam, war ich hin- und hergerissen. Auf der einen Seite wollte ich sie unbedingt. Auf der anderen Seite war ich nervös. Ich befürchtete, eine stereotype Frau spielen zu müssen, eine unverschämte und laute Ghettobraut. Als ich mich näher mit der Figur befasst habe, merkte ich schnell, wie intelligent sie ist. Sie hat Bücherwissen, ist aber auch streetsmart. Und sie hat ein großes Herz. Als ich dann Teil der Serie war, habe ich eine der härtesten Haftanstalten von New York besucht und dort mit einigen Frauen gesprochen. Eine hat mir erzählt, dass sie "Orange Is the New Black" angeschaut hat, bevor sie eingefahren ist. Ihr Sohn hatte ihr die Sendung empfohlen. Vielleicht könnte sie sich ja einige Tipps abschauen. Sie meinte, sie habe sich tatsächlich in der Serie wiedererkannt. Und sie schätzte die Ehrlichkeit und Wahrheit der Geschichte.

Die sechste Staffel ist die erste, die in der "#MeToo"-Ära entstanden ist. Hat sich das in irgendeiner Form ausgewirkt?

Brooks: Ehrlich gesagt, haben wir schon lange bevor die Bewegung entstand von der "#MeToo"-Problematik gesprochen. Die Serie hat immer wieder sexuelle Belästigung angeprangert. Das gilt auch für die "Black Lives Matter"-Initiative. Der Missstand war lange bekannt, aber man hatte Angst, darüber zu reden. Die Parallelen sind offensichtlich. Es gibt Gemeinden in Wisconsin, die komplett weiß sind. Man kennt dort keine Schwarzen und weiß nichts über ihr Leben. Aber die Menschen dort schauen sich Sendungen wie unsere an, sie lernen Taystee und Poussey kennen und entwickeln ein Verständnis dafür, welches Unrecht Polizeigewalt-Opfern wie Michael Brown oder Sandra Bland widerfahren ist.

Verwandte Themen


Keine Kommentare