Bardentreffen: Hannes Ringlstetter setzt auf Humor

28.7.2016, 19:25 Uhr
Bardentreffen: Hannes Ringlstetter setzt auf Humor

© Foto: Winckler

Hat sich durch die tragischen Ereignisse der letzten Wochen Ihr Sicherheitsgefühl geändert?

Hannes Ringlstetter: Nein. Ich fühle mich nicht unsicherer als vor sechs Wochen. Ich bin kein angstvoller Mensch, ich bin im Jahr 150 Tage auf der Autobahn unterwegs und damit auch in Gefahr. Es geht mir um zwei Sachen: Das eine ist Mitgefühl mit den Opfern, das andere ist Gegen-Energie. In meinem Fall sind das Musik und Humor. Wenn die Welt voller Hass und Zwietracht ist, wird es umso wichtiger, dass man Gemeinschaft und Liebe zeigt. Meine Haltung ist klar: Man muss sich dem entgegenstellen und darf nicht klein beigeben. Ich verstehe aber auch jeden, der jetzt keine Lust mehr auf Open–Airs hat.

Denken Sie, dass es ein erhöhtes Risiko gibt?

Ringlstetter: Nein, das glaube ich nicht. Es war eine unglückselige Kumulation, bei der vieles in einen Topf geschmissen wird, was nicht zusammengehört. Ich lasse mir meine menschenfreundliche Haltung nicht versauen, ich lasse mir aber auch von irgendwelchen Irren nicht den Spaß verderben. Was uns wirklich ausmacht, ist unsere Kultur, nicht das Geld und die Wirtschaft. Kultur einzuschränken, wäre daher das Falscheste auf der Welt. Ich verstehe daher auch die Absage von Festivals nicht. Warum muss immer Kultur und Entertainment für Pietät herhalten? Genau so gut könnte man auch sagen: Aus Pietätsgründen gehen morgen alle nicht zur Arbeit.

 

Hat die aktuelle Situation einen Einfluss auf Ihre künstlerische Arbeit?

Ringlstetter: Wir machen das gleiche wie immer. Am Schluss spielen wir seit zwei Jahren den Sternstunden-Song. Darin geht es genau darum, dass es gar nicht so schwer ist, friedlich miteinander zu leben. Das ist alles, was ich tun kann. Machen wir uns nichts vor. Ich kann in meinem Beruf die Menschen ablenken und ihnen am Schluss sagen: Lasst uns gut zueinander sein! Ende der Durchsage. Soll ich herumlabern wie die Politiker? Für mich gilt die alte Formel: Zeige deine Haltung und mach dein Ding, aber lass die Leute mit deinen Botschaften in Ruh’, das ist unerträglich.

 

So schrecklich und unentschuldbar der Terror auch ist, es gibt dafür ja auch historische, politische und wirtschaftliche Gründe . . .

Ringlstetter: Ja, natürlich, das ist das Wesen der Weltgeschichte. Ich habe den Schmarren mal studiert. Wenn man die Propyläen-Weltgeschichte durchliest – was ich niemandem empfehlen möchte –, sieht man: Das ist immer derselbe Scheiß. Mal bist du der Baum, mal bist du der Hund. Es sollte uns bewusst werden, dass die Ausbeutungspolitik der letzten 300 Jahre irgendwann auf uns zurückschlägt. Das war schon immer extrem unerfreulich, aber heute wissen wir es halt, weil wir immer und überall live dabei sind. Wir machen uns dabei selber verrückt. Mich ärgert dabei besonders, dass die Rechnung der Radikalen damit so leicht aufgeht.

 

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