Beifall für "Parsifal"

26.7.2016, 16:27 Uhr
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© dpa

Rund um das Festspielhaus in Bayreuth dreht sich am Tag nach dem ersten Selbstmordanschlag eines Islamisten in Deutschland alles um Sicherheit und Terrorangst. Und im Festspielhaus ruft Regisseur Uwe Eric Laufenberg dem Publikum zu: Lasst das doch mit der Religion – und konzentriert Euch aufs Menschsein.

Laufenberg, vor zwei Jahren für den gefeuerten Skandalkünstler Jonathan Meese eingesprungen, hat am Montagabend bei den Richard-Wagner-Festspielen eine überaus religionskritische Version von Wagners Spätwerk „Parsifal“ auf die Bühne gebracht. Seine humanistische Interpretation der Erlösungsoper kam beim Publikum fast ausnahmslos bestens an.

Der Intendant des Hessischen Staatsschauspiels in Wiesbaden, der seine eigene Inszenierung im Publikum verfolgt hat, erntet am Schluss Schulterklopfen. Ein Zuschauer küsst ihn sogar auf die Wange. Und auch als er auf der Bühne steht, wird er beinahe so sehr gefeiert wie der kurzfristig eingesprungene Dirigent Hartmut Haenchen, der mit insgesamt vier Stunden ziemlich schnell durch die drei Akte von Wagners letzter Oper führt, und das Sängerensemble um Klaus Florian Vogt in der Titelrolle.

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© Bayreuther Festspiele/Enrico Nawrath

Ganz zum Schluss, in der berühmten Erlösungsszene, beerdigen Muslime, Juden und Christen die Symbole ihrer Religionen. Kruzifix, siebenarmige Leuchter und liturgische Gegenstände aller Art landen im Sarg. Überall dem thront von Aufzug eins an eine Gestalt. Regungs- und tatenlos wendet sie dem Publikum von Anfang an den Rücken zu. Dem Programmheft ist ein Zitat des Dalai Lama vorangestellt: „Ich denke an manchen Tagen, dass es besser wäre, wenn wir gar keine Religionen mehr hätten.“

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