Beim Silvestival: Die Global Kryner in Nürnberg

22.12.2011, 16:51 Uhr
Beim Silvestival: Die Global Kryner in Nürnberg

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Bilder aus Nürnberg vom Silvestival und andere Neujahrsschnappschüsse aus der Region finden Sie am Sonntag, den 1. Januar 2012 an dieser Stelle.

NZ: Das Album fängt ja gut an: Mit „Alles nur geklaut“ – einem Lied der „Prinzen“. So was kommt doch nicht von ungefähr! Hat man Sie als Kind oft beim Klauen erwischt?

Christof Spörk: Ich möcht schon bitten: Ich bin ein Kind von Ehrlichkeit! Nur meine Mutter ist leider Österreicherin. Man kann sich also vorstellen, was da rauskommt! Nein, im Ernst: „Alles nur geklaut“ ist ein äußerst origineller Song, der musikalisch noch ein paar Ideen vertragen hat. Und es hat uns schon sehr gefreut, als Liedautor „Prinz“ Tobias Künzel über unsere Version gesagt hat: „Es ist schon erstaunlich, wie die Global Kryner eine Art ,Polka-Oper’ aus meinem kleinen Lied gemacht haben.“

NZ: Auch andere Songs sind gemietet oder geleast. Mal ehrlich: Was mussten Sie Grönemeyer in den Tee tun, damit der „Flugzeuge im Bauch“ freigab?

Spörk: Also da waren wir selbst baff. Seitens der Plattenfirma hieß es: Macht euch keine falschen Hoffnungen. Grönemeyer gibt nie Songs frei. Wir haben es trotzdem versucht, weil das Lied als Walzer wunderbar funktioniert. Und siehe da: Er gab unsere Version frei. Angeblich überhaupt zum ersten Mal. Sehr erstaunlich! Große Verneigung! Dankeschön!

NZ: Beim „krynern“ lief alles wie geschmiert?

Spörk: Na gut, wir hatten auch Pech. Zum Beispiel haben „Die Ärzte“ ihren Song „Männer sind Schweine“ nicht freigegeben. Dabei kann das niemand glaubwürdiger singen als wir. Ich glaube, die waren nur eifersüchtig.

NZ: Rammstein, Maffay, sogar Peter Schillings „Major Tom“: Hauptsächlich blasen Sie deutschen Popmusikern den Marsch.

Spörk: Also bitte ganz langsam. Wir haben drei Austriaken auf der Platte: Falco ist Österreicher. Peter Alexander ist Österreicher. Und Georg Kreisler ist auch Österreicher, wenn auch mit amerikanischer Staatsbürgerschaft. Der Erste ist schon lange tot. Die Letzteren sind heuer verstorben. Aber sie bleiben trotzdem Österreicher. Posthum geben wir sicher keine Fachkräfte her!

NZ: Um so Austro-Helden wie Ambros und Fendrich haben Sie einen Bogen gemacht.

Spörk: An Ambros und Fendrich hatten wir freilich auch gedacht. Aber ich glaube, da hat die Distanz zum musikalischen Material gefehlt. „Engel“ von Rammstein ist beim Zerlegen und wieder Neuzusammensetzen einfach leiwander als Austropop-Songs, die meist eh schon im Dialekt daherkommen. Das wird dann schnell zu kitschig für unseren Geschmack.

NZ: Es gibt Oberkrainer, Käsekrainer und Global Kryner. Darf ich Sie was Banausisches fragen: was macht eigentlich einen Krainer aus?

Christof Spörk verwandelt bekannte Pop-Hits wie "Tausend Mal berührt" in Blasmusik.

Christof Spörk verwandelt bekannte Pop-Hits wie "Tausend Mal berührt" in Blasmusik.



Spörk: Ein „Wiener“ kann bei euch auch ein Würschtel sein. Und ich meine das jetzt nicht charakterlich, sondern von der Zusammensetzung her. Ähnlich verhält es sich bei den „Krainern“. Das können erstens männliche Einwohner der slowenischen Region „Krain“ sein. Zweitens kann das die Lieblingswurst der Wiener sein, im kulinarischen Hardcore-Fall sogar mit Käse, daher „Käsekrainer“. Und drittens haben Musikanten der gebirgigen, an Kärnten angrenzenden „Oberkrain“ einen Musikstil entwickelt, der als „Oberkrainer-Sound“ die Welt – nicht nur – zum Besseren verändert hat.

NZ: Und dann mischen Sie noch mit.

Spörk: Wir Global Kryner sind als musikalische Kritiker engstirniger Globalisierungskritiker global tätig und verbreiten daher als musikalischer Global Player diesen bei uns „Kryner“ genannten Musikstil in allen Regionen der Welt. Und zwar ohne Wenn und Aber!

NZ: Herr Spörk, geboren 1972. Als Sie aufwuchsen war diese ganze Balkandisco-Buena-Vista-Welle der 90er Jahre noch Zukunftsmusik. Waren Sie unbekümmert oder einfach nur cool genug, bereits als Jugendlicher Volksmusik zu spielen?

Spörk: Nein, ganz im Gegenteil. Ich war noch nie cool und außer meinem kleinen Sohn hat das auch noch nie jemand ernsthaft von mir behauptet. Aber die Frage zeigt eines ganz schön: Wenn man lange genug uncool ist, ist man irgendwann, egal, ob man will oder nicht, ganz vorne dabei. Man darf nur nicht abkommen vom Weg.

NZ: Beim Nürnberger „Silvestival“ sind die Global Kryner nächste Woche ein Glanzlicht des Abends – aber erst nach Mitternacht. Prost Mahlzeit! Ernüchtert Sie die Vorstellung, dass im neuen Jahr erst mal was wegzuarbeiten ist?

Spörk: Also erstens freuen wir uns sehr über Silvester in Nürnberg. Es hätte ja auch Ingolstadt sein können, net wahr? Und zweitens ist unser Problem das Arbeiten nicht. Eher die Zeit dazwischen.

 

Das Silvestival ist ausverkauft, wer sein Glück kurzfristig am Veranstaltungstag versuchen will, kann ab 19 Uhr beim Infokiosk am Rathausplatz zwischen Wolffscher Bau und neuem Rathaus nach Karten aus dem Restkontingent und zurückgegebenen Karten fragen.

Im Eintrittspreis enthalten ist ein VGN-Ticket. Weitere Informationen findet man unter der Adresse www.silvestival.de

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