Berliner Stiftung gibt NS-Raubkunst an Erben zurück

16.8.2017, 15:10 Uhr
Berliner Stiftung gibt NS-Raubkunst an Erben zurück

© Britta Pedersen/dpa

Die neun zurückgegebenen grafischen Werke stammen aus der Sammlung des Berliner Kleiderfabrikanten Eugen Moritz Buchthal (1878-1954), der als Jude von den Nazis verfolgt wurde. Eines der Werke - die Radierung von Ernst Ludwig Kirchner - wurde für die Staatlichen Museen wieder zurückgekauft. Bei dem Bild handelt es sich um einen von Kirchner signierten Probedruck der Radierung «Fehmarnhäuser mit großem Baum» von 1908.

Vor der Flucht des jüdischen Geschäftsmannes nach London verkaufte er im Januar 1936 einen Teil seiner Sammlung notgedrungen an eine Berliner Galerie. Noch im selben Monat erwarben die Staatlichen Museen einige der Werke.

Weil die Arbeiten durch den von den Nazis erzwungenen Verkauf als NS-Raubkunst gelten, gibt die Stiftung sie an die Erben zurück. Stiftungspräsident Hermann Parzinger dankte den Nachfahren, dass sie den Rückkauf der Kirchner-Radierung ermöglicht haben. Erneut sei eine faire und gerechte Lösung gelungen, sagte er.

Anwalt spricht von respektvoller Zusammenarbeit

Der Anwalt der Erben, Lothar Fremy, nannte die Vereinbarung ein Beispiel für eine respektvolle Zusammenarbeit. "Die Buchthal-Erben danken der Stiftung sehr für ihren verantwortungsvollen Umgang mit dieser noch heute weitgehend ungelösten Problematik", erklärte Fremy.

Deutschland hat sich im Rahmen internationaler Vereinbarungen verpflichtet, Kunstwerke an die rechtmäßigen Erben zurückzugeben, wenn Zwang oder Erpressung durch die Nazis nachgewiesen ist. Den Preis für den zurückgekauften Kirchner nannte die Stiftung nicht.

Der Druck gehört ihren Angaben zufolge zu den wenigen grafischen Werken, die Kirchner in Blau drucken ließ. Stilistisch sei die Arbeit kein typischer Kirchner, sondern eher dem Post-Impressionismus zuzuordnen, hieß es. "Damit stellt das Werk auch in der an Kirchner-Werken reichen Sammlung des Kupferstichkabinetts eine Besonderheit dar - es ist ein Kirchner vor Kirchner", so die Stiftung.

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