Black Keys: El Camino

5.5.2012, 06:00 Uhr
Black Keys: El Camino

© PR/Black Keys

Im Hintergrund verhängen Stromleitungen den graublauen Horizont, ein abgewrackter Truck in der Ferne komplettiert das karge Idyll. Ganz im Stil des amerikanischen „On the Road“-Charmes ist El Camino eine verführerische, wenn auch bescheidene Einladung zu einer musikalischen Spritztour durch die Lande der schmutzigen Schrammel-Sounds, die - zusammengehalten von lässigen Beats und gespickt mit zuckersüßen Choreinlagen - zu einem wahren Ohrenschmaus wird.

Die Ballade „Little Black Submarines“ gaukelt zunächst eine melancholische Verschnaufpause nach von Energie nur so strotzenden Songs wie „Lonely Boy“ und „Gold on The Ceiling“ vor, zeigt jedoch nach kurzer Zeit ihr wahres Gesicht: Das einer simplen und trotzdem fulminanten Komposition ganz in der Tradition des klassischen US-Blues-Rock.

„I wanna buy some time but don`t have a dime“ lamentiert der Sänger und Gitarrist Auerbach im Stück „Money Maker“. In der Tat verbringen die Herumtreiber in den Songs ihre Zeit jedoch entweder als Lonely Boy mit dem Warten auf ihr Mädchen oder beschweren sich wie in „Nova Baby“ darüber, dass die besungene Dame deren kostbare Zeit verschwendet.

Mit ihrem fünften Album konnten Dan Auerbach und Patrick Carney 2010 ihren kommerziellen Durchbruch feiern, und auch klingt durch und durch radiotauglich. Eingängige Melodien und gelegentliche Ahs und Ohs machen das Mitsingen unter der Dusche nach kurzer Zeit möglich und lösen den allseits beliebten Mitwipp-Mechanismus aus. Die simplen Produktionsmethoden haben die zwei Musiker aus Ohio Gott sei Dank noch nicht aufgegeben, wenn auch nicht ganz so puristisch aufgenommen wurde, wie ihr zweites Album, das während einer Session im Keller von Carneys Haus entstand.

Die Black Keys haben mit Brian Burton - besser bekannt als Danger Mouse - als Produzenten, der bereits bei der Platte Attack and Release mitmischte, den richtigen Mann für ihren Keller-Blues-Rock-Sound gefunden. Dennoch wünscht man sich, ist man gut gelaunt und beschwingt am Ende der Platte angekommen, dass der erfolgreiche Musikproduzent, der uns bereits Hits wie „Crazy“ von Gnarls Barkley in den Gehörgang tätowierte, ein paar Ecken und Kanten nicht abgeschliffen hätte.

So schnell und euphorisch man auf den Chevy El Camino aufspringt und sich von dem Fahrtwind auf der Ladefläche berauschen lässt, so schnell ist man auch am Ende des Roadtrips angelangt: Mit zerzaustem Haar, einem zufriedenen Lächeln im Gesicht und ein wenig heiser vom Mitsingen, doch nicht unbedingt mit dem Verlangen wieder aufzuspringen.

Unsere Bewertung: sieben von zehn Schallplatten

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