Blaue Nacht: "Trainingslager für alle Sinne und zwei Beine"

6.4.2017, 07:45 Uhr
In diesem Jahr steht die Blaue Nacht in Nürnberg unter dem Motto "Odyssee". 
 (Hier ein Bild von 2016)

© Ralf Rödel In diesem Jahr steht die Blaue Nacht in Nürnberg unter dem Motto "Odyssee". (Hier ein Bild von 2016)

Der Titel passe unter anderem "hervorragend zum Vorhaben der Bewerbung zur Kulturhauptstadt", betonte Kulturreferentin Julia Lehner bei der Vorstellung des Ereignisses im KunstKulturQuartier. "Jeder hat beim Betrachten von Kunst ja seine eigene Odyssee im Kopf." Zudem habe man das berühmte Homer‘sche Heldenepos "gar nicht so im Fokus gehabt", ergänzt Andreas Radlmaier, Leiter des Projektbüros im Kulturreferat.

"Wir dachten an Flüchtlinge und Reisen mit ungewissem Ausgang. Doch wir mussten feststellen, dass ein Begriff, den man auch politisch gedacht sehen will, von den Künstlern als aktueller Kontext nicht so aufgenommen wird. Das Motto ist ja auch nur als Gedankengeländer gedacht."

Blaue Nacht:

© Eduard Weigert

Odysseus also – und seine Gefährten. Gerät das enorme Angebot von Deutschlands größter langen Nacht der Kunst und Kultur für ihre Besucher ebenfalls zur Odyssee? "Auch diesmal wird sie ein Trainingslager für alle Sinne und beide Beine", kommentiert Radlmaier schmunzelnd. Finanziert wird sie je zur Hälfte durch Sponsoren (neu dabei: Deutsche Bank) und verkaufte Tickets. Im Design erneuert sind die "Blinkys" (drei Euro) der Nürnberger Versicherung, deren Erlös jeweils der nächsten Blauen Nacht zugutekommt.

"Das diesjährige Angebot ist nicht zu schaffen", beruhigt Radlmaier. "Etwa 15 Prozent vielleicht. Man muss sich entscheiden!" Zur Orientierung gibt es ausgearbeitete Routen. "Jung & neugierig" etwa, den "Streifzug durch Wort & Klang" und den "Kunst-Weg", die "Expedition für Entdecker" oder auch den Pfad entlang des heimlichen Stars der Blauen Nacht, des Kunstwettbewerbs; er ist verbunden mit dem Publikumspreis (5000 Euro) der N-Ergie.


Oldtimer für die Blaue Nacht gesucht


"Seit zwölf Jahren spielt der Wettbewerb eine Hauptrolle in der Blauen Nacht", informiert Projektleiterin Christel Paßmann. "Und 2017 erwies er sich als begehrte Plattform für Kunstschulen." 140 Bewerbungen aus vielen europäischen Ländern gingen ein, eine Jury wählte elf Projekte aus – fünf davon kommen aus Franken. Zufall? "Wir merken schon, dass die hiesige Akademie immer gute Beiträge liefert", sagt Radlmaier. Vermutlich werde die Blaue Nacht auch in den Unterricht eingespeist. "Und wir legen Wert auf frische Kunst!"

Bilder an die Wand hängen zieht ebenso wenig wie bereits fertige Projekte, die durch die Lande gereicht werden. "Die Leute sollen mitgenommen, eingebunden werden. Die blaue Nacht ist immer eine Aufforderung an den Spieltrieb!" So zum Beispiel bei "15 minutes of Fame" von Michael Akstaller/Nürnberg. In der begehbaren Mensch-Maschine wird jeder in 15 Minuten interviewt, gefilmt, geblitzt und zum Star im ewigen Pop-Himmel. Oder "Liquide Moderne", eine Hörspiel-Installation von Debo Kötting und Constanze Kresta (Leipzig) im Parkhaus Sterntor: Einfach in einem der sieben Autos Platz nehmen und Kurzgeschichten lauschen. Oder...

Ein riesiges Ruderboot legt zwischen Fleisch- und Museumsbrücke an, im Pellerhaus treiben Sirenen ihr wildes Spiel zwischen Bauschutt und Wiederaufbau, in der Katharinenruine wechselt ein Objekt permanent die Form, Museen und Galerien (die Künstlergruppe "Der Kreis" wird 70) locken mit eigenen Präsentationen . . .

"Allein das Angebot im Kulturdreieck Lessingstraße würde in anderen Städten eine Kulturnacht füllen", so Radlmaier. Uff. Wer eine Sinnes-Irrfahrt vermeiden will, sollte klug navigieren.

Weitere Infos und Programm: Kultur Information, Königstr. 93, an den bekannten Vorverkaufsstellen und unter www.blauenacht.nuernberg.de.

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